Probleme für Schwangere:München ist der falsche Ort zum Kinderkriegen

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Schon mit dem positiven Schwangerschaftstest beginnt für Frauen und ihre Partner ein Spießrutenlauf - über Jahre.

Kommentar von Inga Rahmsdorf

Verzweifelt versucht Deutschland mit vielen finanziellen Maßnahmen, Familien zu unterstützen und die Geburtenraten zu steigern. Allerdings ziemlich erfolglos. In vielen Kommunen müssen Geburtsabteilungen schließen, weil zu wenige Kinder auf die Welt kommen.

München dagegen könnte die Vorzeigestadt sein. 2003 wurden hier in Kliniken fast 18 000 Kinder geboren, zehn Jahre später fast 21 000. Und die Stadt rechnet mit einem weiteren Anstieg. Doch die Kreißsäle sind nicht mitgewachsen. Und nicht nur dort ist es eng. Eine Schwangerschaft in München bedeutet auch den Beginn eines andauernden Kampfes um zu wenige Plätze.

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Mit dem Schwangerschaftstest geht ein Spießrutenlauf los

Kaum ist der Schwangerschaftstest gemacht, sollten werdende Eltern sich in München um einen Klinikplatz, eine Nachsorgehebamme, am besten gleich noch um den Rückbildungsgymnastikkurs, den Krippenplatz und, um sicher zu gehen, auch noch um den Kindergarten- und Hortplatz kümmern.

Dabei haben sie noch nicht berücksichtigt, wie sie angesichts der hohen Mieten finanziell über die Runden kommen. Und auch nicht, wie sie dem Arbeitgeber erklärt, dass sie zwar ein Kind bekommt, deswegen aber nicht alle beruflichen Ambitionen verliert. Und er dem Arbeitgeber erklärt, dass er zwar Elternzeit macht und anschließend auch seine Stundenzahl reduziert, deswegen aber nicht ins berufliche Abseits gestellt werden will.

Eltern wird oft schon im Alltag, insbesondere aber in der Arbeitswelt signalisiert, dass Kinder ein Hindernis sind. Einer Boomstadt wie München, wo viele junge Menschen aus beruflichen Gründen hinziehen, sollte es gelingen, nicht zusätzlich noch die Zeit vom Beginn einer Schwangerschaft an zu einem Spießrutenlauf werden zu lassen. Das fängt damit an, sicherzustellen, dass eine Frau selbst entscheiden kann, wo sie ihr Kind zur Welt bringen möchte - und dass sie dort nicht in Wehen abgewiesen wird.

© SZ vom 19.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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