Kommentar:Die Hinhalte-Taktik ist gescheitert

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Wenn die Vertragsbedingungen von 1894 tatsächlich noch gelten, werden die Gastro-Gegner am Scheitern der Brauerei-Pläne für das Maxwerk nicht lange Freude haben. Denn das  Umnutzungsverbot würde alle Ideen betreffen, die derzeit diskutiert werden, ob nun Flößer-Museum, Atelier oder kleiner Kiosk

Von Johannes Korsche

Beim Maxwerk probierten es die Stadtwerke in den vergangenen Jahren mit einer Hinhalte-und Verzögerungs-Taktik. Das ist gescheitert. Ebenso wie das Kalkül, dass der zukünftige Betreiber eines Lokals das denkmalgeschützte Maxwerk schon herrichten wird und die damit verbundenen Kosten übernimmt. Denn die Rechtslage ist nun nicht mehr so klar, wie es sich die Stadtwerke wünschen. Folgt man dem Kaufvertrag von 1894 ist eindeutig, für was das Maxwerk genutzt werden darf - und für was nicht: Mehr als Stromerzeugung mittels Wasserkraft ist in dem Gebäude vertraglich schlicht nicht erlaubt. Ein Lokal im Maxwerk schließt das aus. Ob das Gegenargument der Stadtwerke, das auf einer Analyse des Grundbuchs fußt, dem wirkkräftig entgegen stehen kann, ist zumindest fraglich. Eine schnelle juristische Klärung ist als Grundlage für die weitere Debatte unabdingbar.

Denn gelten die alten Vertragsbedingungen, sollte die Freude über das mögliche Ende des Lokals bei den Gastro-Gegnern nur kurz währen. Der Grund: Ein Umnutzungsverbot würde alle Ideen betreffen, die derzeit diskutiert werden. Ob nun Flößer-Museum, Atelier oder kleiner Kiosk - all dem stünden die einstigen Vertragsklauseln im Weg. Alle, die das barockisierte Waldschlösschen erhalten wollen, müssen sich also ein neues Konzept überlegen, wie aus dem Hingucker der negativen Art am Isarufer wieder das Schmuckstück wird, das es sein sollte. Ein erster Schritt wäre, dass die Stadtwerke anfangen, den Bürgern ernsthaft zuzuhören und mit ihnen einen Weg erarbeiten, das Gebäude nicht weiter dem Verfall zu überlassen. Beispielsweise könnten Führungen durch eines der ältesten Wasserkraftwerke Bayerns die Bedeutung des Maxwerks vermitteln.

Das setzt allerdings voraus, dass die Stadtwerke das Denkmal nicht mehr sich selbst überlassen. Eine Sofortmaßnahme dabei sollte sein, die als Graffiti getarnten Schmierereien auf der Fassade zu entfernen. Angesichts der jahrzehntelangen Einnahmen, die mit der Stromerzeugung erzielt wurden, sind die Kosten dafür keine Ausrede. Auch das Argument, eine Reinigung führe nur zu neuen Graffiti, verfängt nicht: Wenn konsequent innerhalb weniger Tage die neuen Graffiti verschwinden, vergeht den Sprayern die Lust. Denn dass die Fassade des Maxwerks ständig vollgesprüht wird, liegt auch daran, dass die Schmierereien dort eine gefühlte Ewigkeit zu sehen sind. Das muss sich ändern. Die Zeit des kalkulierten Abwartens ist vorbei.

© SZ vom 28.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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