Kirchtrudering:Ein Trumm von Vitrine

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Die Idee eines Fußball-Fanclubs, am Manchesterplatz einen Glaskasten aufzustellen, stößt im Bezirksausschuss auf Proteste

Von Renate Winkler-Schlang, Kirchtrudering

Die Ecke, an der Rappenweg und Emplstraße sich treffen, heißt Manchesterplatz in Erinnerung an die Katastrophe vom 6. Februar 1958, als in Riem ein Flugzeug verunglückte und zahlreiche Spieler des Fußballclubs Manchester United starben. Ein Gedenkstein gemahnt an dieses Unglück. Viele Fans des Clubs pilgern noch heute an diesen für sie geschichtsträchtigen Ort und legen dort immer wieder auch Trikots, Schals und andere "Devotionalien" ab. Ganz im Sinne auch des FC Bayern, der die Erinnerung an diese legendären Kicker und die Freundschaft zum britischen Club pflegt, will nun der Fanclub Red Docs Munich solche Souvenirs nicht nur sammeln und aufbewahren, sondern in einer Vitrine als einer Art "Museum vor Ort" präsentieren.

Eine Idee, die offenbar von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bereits gutgeheißen wurde. Reiter ließ sich für die Messestadt-Bürgerzeitung "take off" fotografieren mit einem Trikot von Bastian Schweinsteiger, der vom FC Bayern zu Manchester United gewechselt war. Mark Salzmann, Chef des SPD-Ortsvereins Trudering-Riem, hat den Artikel verfasst. Auf dem Bild ist neben Reiter Salzmanns Mutter Maren Salzmann-Brünjes, SPD-Sprecherin im Bezirksausschuss, zu sehen. Zu lesen ist, dass mit Reiters Hilfe der Ältestenrat der Stadt, zuständig unter anderem für alles rund um Ehrungen, die Vitrine bereits genehmigt habe. Geld gebe es schon von der Manchester Munich Memorial Foundation und der nach einem früheren FC Bayern-Präsidenten benannten Kurt-Landauer-Stiftung. Weitere Sponsoren würden dringend gesucht.

Der CSU im Bezirksausschuss jedoch geht das alles viel zu schnell und zu undemokratisch vonstatten. Georg Kronawitter (CSU) sprach von einem "Platschari", weit größer als ein Mensch und sieben Kubikmeter groß. Der schöne Gedenkstein umfasse 0,72 Kubikmeter: Er würde in die "Monstervitrine" gleich zehn Mal reinpassen, verdeutlichte Kronawitter deren Dimensionen. Da müsse doch erst einmal der Bezirksausschuss zum Ortstermin gebeten werden: "Das kann man doch nicht einfach so durchwinken. Was für einen Nährwert hat so ein Trumm für unseren Stadtbezirk?" Kronawitter regte an, die Vitrine "im neuen FC-Bayern-Zentrum zwischen Rathaus und Dom" aufzustellen. Man sehe ja am Michael-Jackson-Denkmal am Promenadenplatz, welche Folgen es für die Öffentlichkeit habe, wenn viele Fans animiert würden, viele Kerzen, Blumen und andere Dinge niederzulegen. Wer pflege denn künftig die Umgebung? "Ob das angenehm ist für die Nachbarn, das fragt keiner." Kronawitter war sich sicher: Formal hätte der örtlich zuständige Bezirksausschuss hier beteiligt werden müssen. Zudem könne das Überlassen von öffentlichem Grund an einen privaten Verein ein Präzedenzfall mit noch ungeahnten Folgen sein, warnte er. Als nächstes könne ein Truderinger Sportverein kommen oder auch die Freiwillige Feuerwehr, diese hätten wohl einen viel größeren Bezug zum Stadtteil.

Kronawitters erste Forderung nach einem Ortstermin hatte die Stadtverwaltung abgelehnt, es habe ja mit den Antragstellern bereits einen gegeben. Doch mit großer Mehrheit bittet der Bezirksausschuss Trudering-Riem nun das Direktorium der Stadtverwaltung, auch ihm einen Termin an Ort und Stelle zu ermöglichen. Er will sich ein Bild davon machen, wie dominant die geplante Vitrine an der Ecke wirken würde.

© SZ vom 14.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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