Kein Land für dritte Startbahn:Kirche stellt sich quer

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Die katholische Kirche weigert sich: Für den Bau der geplanten dritten Startbahn des Münchner Flughafens will sie keine Grundstücke verkaufen.

Die katholische Kirche will den Bau der dritten Startbahn für den Münchner Flughafen nicht aktiv unterstützen. Es würden keine Grundstücke im Bereich der geplanten dritten Startbahn an den Flughafen verkauft, erklärte das Erzbischöfliche Ordinariat München am Montag. Nach SZ-Informationen will der Flughafen bei verschiedenen Kirchenstiftungen Land erwerben; die Grundstücke liegen unmittelbar im Bereich der geplanten Startbahn, "man kann nicht drumrumbauen", so ein Kirchenmitarbeiter.

Die Anwohner stellen sich gegen den Bau einer dritten Startbahn - schon 2008 demonstrierten sie mit Plakaten wie diesem gegen die Baupläne. Die Kirche stellt sich hinter sie. (Foto: Foto: Ulla Baumgart)

Die katholische Kirche ist ein Grundstückseigentümer unter vielen, aber nicht der kleinste. Die Grundstücke sind Eigentum der jeweiligen Kirchenstiftungen, unterliegen jedoch der Rechtsaufsicht des Ordinariats. Mit der Entscheidung riskieren die Kirchenstiftungen, enteignet zu werden. Offenbar nehmen die Gemeinden dies jedoch in Kauf; in vielen Pfarreien gebe es einstimmige Beschlüsse gegen den Bau der dritten Startbahn, sagt der Dekan von Freising, Michael Schlosser.

Bei einem Gespräch im Sommer diesen Jahres hatten sich ranghohe Mitarbeiter des Ordinariats, darunter der künftige Generalvikar Peter Beer und Weihbischof Bernhard Haßlberger, bei den Kirchenstiftungen erkundigt. Die nun veröffentlichte Entscheidung sei "kein Votum gegen die dritte Startbahn", sagt der Sprecher des Bistums, Bernhard Kellner, sondern ein "Votum für ein faires und transparentes Verfahren" sowie ein Zeichen, dass man die Sorgen der Anwohner ernst nehme.

"Die Pfarreien haben uns signalisiert, dass sie ihre Liegenschaften nicht abtreten wollen. Wir respektieren diese Haltung", sagt der Finanzdirektor der Erzdiözese, Klaus Peter Franzl. "Ich kann die existentielle Sorge der Betroffenen verstehen", schreibt auch Erzbischof Reinhard Marx in einem Brief an die Priester der Dekanate Freising, Weihenstephan, Moosburg, Erding und Dachau. Bei einer Konferenz Anfang Januar soll das weitere Vorgehen in Sachen dritte Start- und Landebahn mit den Pfarrern und Kirchenpflegern der betroffenen Kirchenstiftungen gemeinsam abgestimmt werden.

Die Kirche ist beileibe nicht der einzige verkaufsunwillige Grundstückseigentümer im Erdinger Moos. Der Bund Naturschutz ist im Besitz zweier Flächen, die der Erweiterung im Wege stehen, was die Klagechancen vor Gericht verbessert.

© SZ vom 08.12.2009/mai/dh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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