Die Geldsummen sind enorm. Das Erzbistum München und Freising hat am Mittwoch seine Bilanzen für 2017 vorgelegt; das Vermögen der diversen kirchlichen Institutionen und Stiftungen summiert sich demnach auf 5,96 Milliarden Euro, hinzu kommen stille Reserven in Höhe von mehr als 745 Millionen Euro. Und doch warnt die katholische Kirche davor, so wie bisher gehe es nicht weiter: Man müsse jetzt sparen, um für Herausforderungen wie den Priestermangel oder auch den erwartbaren Rückgang der Kirchensteuereinnahmen gerüstet zu sein, sagte Generalvikar Peter Beer, Verwaltungschef des Erzbistums. Zugleich wies er Kritik zurück, die Kirche wolle sich am eigenen Besitz oder auch an dem aussterbender oder aufgelöster Klöster bereichern.
Einem solchen Vorwurf sah sich das Erzbistum zuletzt in Bezug auf das Franziskanerinnenkloster Reutberg bei Bad Tölz ausgesetzt. Dort leben nur noch zwei Ordensschwestern, weswegen das Kloster aufgelöst werden soll. Laut seinen Statuten fiele sein Besitz dann ans Erzbistum. Das aber sei nicht zwangsläufig ein finanzieller Gewinn, erklärte Beer. Denn die Kirche erhalte denkmalgeschützte Gebäude, in die ein Vielfaches investiert werden müsse, um sie weiterhin nutzen zu können. Beer verwies auf die Bilanz: So habe die Kirche etwa im Januar 2017 das aufgelöste Kloster der Birgittinnen in Altomünster übernommen; das Vermögen der Erzdiözese wuchs damit in der Bilanz um mehr als fünf Millionen Euro an. Den Investitionsbedarf aber schätzte Beer auf 40 Millionen Euro.
Die Kirche kündigte zudem an, eigene Wohnungen verstärkt günstig zu vermieten, um den Wohnmarkt zu entlasten. Markus Reif, Finanzdirektor des Erzbistums, erklärte, man wolle künftig eine bestimmte Quote an Wohnungen gezielt an Menschen mit geringem Einkommen vermieten. Das genaue Konzept werde gerade erarbeitet. Das Katholische Siedlungswerk München, das dem Erzbistum zu 99,9 Prozent gehört, verfügt über knapp 3000 eigene Wohnungen.
Das Erzbistum München und Freising gilt als vermögendstes katholisches Bistum in Deutschland - legt seine Zahlen jedoch auch konsequenter offen als die meisten anderen. Beer mahnte deshalb mehr Transparenz an: Nur "vielleicht ein Viertel" der Bistümer bilanzierten nach den strengen Regeln des Handelsgesetzbuches für große Kapitalgesellschaften, sagt er. So sei weder ein seriöser Vergleich möglich noch eine sinnvolle Debatte über etwaige Finanzhilfen für ärmere Diözesen.
Im Einzelnen legte das Erzbistum nun Bilanzen und Abschlussrechnungen von acht Rechtsträgern vor. Allein die Erzdiözese verfügte demnach Ende 2017 über 3,37 Milliarden Euro, das sind 106 Millionen Euro mehr als im Vorjahr, unter anderem wegen des Ankaufs von Klöstern. Die drei größten Stiftungen des Erzbistums, die Bildung, Soziales und das kirchliche Leben fördern, beziffern ihr Vermögen mit zusammen 2,11 Milliarden Euro. Das übrige entfällt auf die Emeritenanstalt, eine Pensionskasse für Priester (307 Millionen Euro), den Erzbischöflichen Stuhl (54 Millionen Euro), die Klerikalseminarstiftung Freising (108 Millionen Euro) und die Knabenseminarstiftung (16 Millionen Euro). Große Veränderungen gab es dabei nicht. Unklar ist weiterhin das Vermögen des Domkapitels, das seine Bilanz erneut nicht veröffentlichte. Beer erklärte, er sei Mitglied, könne aber nicht für das ganze Domkapitel sprechen. Es sei ihm jedoch wichtig, dass das Vermögen bald offengelegt werde.
Eingenommen hat das Erzbistum im Jahr 2017 etwas mehr als 855 Millionen Euro, etwas weniger als 2016 (873 Millionen Euro). Der Rückgang erklärt sich vor allem durch gesunkene Zinsen, denn die Einnahmen aus der Kirchensteuer sind im selben Zeitraum gestiegen, von 590 Millionen Euro auf 640 Millionen Euro. Ausgegeben hat das Erzbistum im vergangenen Jahr 740 Millionen Euro. Das Geld floss zum großen Teil in Personal, aber auch in Bau- und Sanierungsprojekte.
Für die Zukunft kalkuliert die Kirche traditionell zurückhaltend: So kann sie überschüssige Einnahmen flexibel investieren. Für 2018 rechnet die Kirche mit Einkünften in Höhe von 783 Millionen Euro und Ausgaben in Höhe von 752 Millionen Euro.