Kabarett:Eine Klasse für sich

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Hauptberuflich Kinderchirurg: der Wiener Kabarettist Omar Sarsam. (Foto: Stefan Gergely)

Ein heftig bejubelter Auftritt des Wiener Kabarettisten Omar Sarsam im Lustspielhaus.

Von Thomas Becker

Bei diesem fröhlichen Chirurgen wäre man gern mal krank. Wenn der nur halb so gut operiert, wie er einen Saal unterhalten kann, muss man sich um sein Wohlergehen nicht sorgen. Einziges Problem: Der Mann ist Kinderchirurg, noch dazu im fernen Wien, 22. Bezirk. Aber man weiß ja nie: Sollte sich der Nachwuchs beim Wien-Trip der Eltern also mal Ärmchen oder Beinchen brechen, weiß man schon mal wohin. Ob Omar Sarsam dann wirklich im Dienst ist? Spätestens seit er im vergangenen Jahr den "Salzburger Stier" gewonnen hat, ist sein Dienstplan auch an den Abenden ganz schön voll. Und spätestens nach dem fulminanten, heftig bejubelten Auftritt im Lustspielhaus wird der Österreicher wohl darüber nachdenken, auch den Rest von Deutschland mal mit Auftritten zu beglücken.

Der Frühvierziger mit dem so gar nicht nach Austria klingenden Namen besitzt die Gabe, einen Saal innerhalb von wenigen Momenten für sich einzunehmen, ohne plumpe Ranschmeiße, nur mit Witz und Charme. Seine Themen: naheliegend. Es geht um sein Arzt-Sein, sein Vater-Sein, um die merkwürdige Corona-Zeit und um das ein oder andere Klischee. Wer Omar Sarsam heißt und sich als echten Wiener bezeichnet, muss das erklären: Ur-Großeltern aus Tschechien und Bulgarien, Oma in Zagreb geboren, Opa im Irak, wohin beide nach dem Krieg flohen und von wo die Eltern in den Siebzigerjahren wieder nach Wien kamen. Federleicht springt er zwischen all diesen Kosmen hin und her, nimmt uns mit in die Notaufnahme, liest aus herrlich absurden Ambulanz-Protokollen vor, kann aber auch sehr überzeugend einen Spatz spielen. Am besten ist er jedoch als Ein-Mann-Rhythmusmaschine an seiner Loop-Station: Mit Bühnennebel, Hall und allen Schikanen zaubert er irre bombastische Sounds in den Saal, knödelt wie Grönemeyer und weist nach, dass Gabalier in Wahrheit Araber ist - was für ein Spaß!

Ach ja: Das Programm heißt übrigens "Sonderklasse", und das beschreibt den Abend trefflich.

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