JVA Stadelheim:Häftlinge und Wärter wegen Bestechung verurteilt

Die Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim (Foto: Claus Schunk)

Ein Gericht verurteilt zwei Häftlinge und ihre Helfer aus Stadelheim, weil sie Handys und Drogen ins Gefängnis schmuggelten und dort zu Wucherpreisen an Mithäftlinge verkauften. Auch ein korrupter Wachtmeister sitzt hinter Gittern - er hatte sogar über den Fluchtversuch eines Häftlings verhandelt.

Von Andreas Salch

Gute Beziehungen sind alles, selbst in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim. Mit der Unterstützung eines korrupten Vollzugsbeamten konnten zwei Häftlinge 2011 monatelang Handys, SIM-Karten, USB-Sticks und wohl auch Drogen in das Gefängnis schmuggeln und dort zu horrenden Preisen an Mithäftlinge weiterverkaufen.

Die 6. Strafkammer am Landgericht München I sprach den 31-Jährigen Mehmet D. und den 25 Jahre alten Kader B. jetzt wegen Bestechung in 16 beziehungsweise fünf Fällen schuldig. Mehmet D. wurde unter Einbeziehung einer Verurteilung durch das Landgericht Augsburg zu acht Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt, Kader B. zu sechs Jahren und neun Monaten. Auch in seinem Fall bezog das Gericht eine frühere Verurteilung mit ein, die der 25-Jährige derzeit verbüßt.

Mehmet D. stand über seine Freundin und zwei Cousins mit der Außenwelt in Verbindung. Sie kauften die Handys für Preise zwischen neun und 18 Euro. Doch hinter den Gefängnismauern stehen Mobilfunkgeräte hoch im Kurs. Mehmet D.s und Kader B.s Zellengenossen waren deshalb bereit, bis zu 450 Euro für eines der Geräte zu zahlen.

Das Gericht verurteilte die Cousins von Mehmet D. ebenfalls wegen Bestechung zu Bewährungsstrafen zwischen eineinhalb und zwei Jahren. Seine Freundin kam mit einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren davon. Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung hatten sich verständigt, keine höheren Strafen zu verhängen, falls die Angeklagten geständig sind.

Der korrupte Wachtmeister sitzt inzwischen selbst hinter Gittern. Er hatte mit einem der Cousins sogar über einen Fluchtversuch von Mehmet D. verhandelt, wofür er 40.000 Euro verlangte. Der Plan verlief jedoch im Sande - dieser Preis war schlicht zu hoch.

© SZ vom 05.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: