Prozess um Korruption:Schmuggel in Stadelheim

Prozess um Korruption: In der Justizvollzugsanstalt Stadelheim soll ein reger Schmuggel mit verbotenen Handys stattgefunden haben.

In der Justizvollzugsanstalt Stadelheim soll ein reger Schmuggel mit verbotenen Handys stattgefunden haben.

(Foto: Stephan Rumpf)

Schwunghafter Handel mit Handys, SIM-Karten und USB-Sticks in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim: Vier Männer und eine Frau müssen sich wegen Schmuggels vor Gericht verantworten. Geholfen hat ihnen ein korrupter Wachtmeister.

Von Andreas Salch

Die Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim kommt nicht aus den Schlagzeilen. Erst in der vergangenen Woche erregte der Fall einer Anstaltspsychologin großes Aufsehen. Ihr wird unter anderem vorgeworfen, Häftlingen gegen Geld Schlüssel zur Verfügung gestellt zu haben.

Auch wenn diese angeblich nicht für einen Ausbruch taugten, wirft der Fall ein Schlaglicht auf die Zustände in einem der größten Gefängnisse Deutschlands. Um Korruption in Stadelheim geht es auch in einem Prozess, der am Montag am Landgericht München I begonnen hat. Vor der 6. Strafkammer müssen sich vier Männer und eine Frau verantworten.

Laut Staatsanwaltschaft betrieben sie 2011 über Monate hinweg einen schwunghaften Handel mit Handys, SIM-Karten und USB-Sticks, die sie mit Hilfe eines korrupten Vollzugwachtmeisters in die JVA schmuggelten. Der 37-jährige Beamte sitzt mittlerweile selbst hinter Gittern. Er wurde wegen Bestechlichkeit und Betrugs zu insgesamt drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt.

Zwei der fünf Angeklagten, die nun vor Gericht stehen, sind bereits seit mehreren Jahren inhaftiert. Mehmet D., 31, wegen Drogengeschäften, Kader B., 25, wegen schweren Raubes. Den Ermittlungen zufolge nahmen sie in der JVA "Bestellungen" von Mithäftlingen entgegen. Ganz oben auf der Wunschliste standen dabei Handys, deren Besitz Gefangenen strikt untersagt ist. Hande A., Mehmet D.s Freundin, sowie Haci T. und Tolga K. sollen die Mobilfunkgeräte besorgt haben.

Mehmet D. und Kader B. verlangten von ihren Mithäftlingen zwischen 350 und 450 Euro pro Handy. Mit Hilfe des korrupten Vollzugsbeamten sollen auch Drogen nach Stadelheim gelangt sein. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage wegen Bestechung in 16 Fällen erhoben. Der Justizvollzugsbeamte soll für seine Dienste Geldbeträge von bis zu 2000 Euro erhalten haben.

Haci T. soll mit dem Wachtmeister sogar darüber verhandelt haben, Mehmet D. die Flucht aus der JVA zu ermöglichen. Der Wachtmeister soll hierfür 40 000 Euro verlangt haben. Mit dem Geld wollte er sich einen Audi A 4 Avant kaufen. Nur weil Haci T. das Geld nicht auftreiben konnte, wurde der Fluchtplan letztlich nicht weiterverfolgt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sind die Angeklagten weitgehend geständig. Der Prozess dauert an.

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