Juwelenraub in der Maximilianstraße:Junge Täter handelten wie Profis

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Polizisten sichern den Tatort nach dem Raubüberfall auf das Juweliergeschäft Chopard in der Maximilianstraße. (Foto: Robert Haas)
  • Am Freitag hat der Prozess um den Raubüberfall 2014 auf das Juweliergeschäft Chopard in München begonnen.
  • Die vier Angeklagten gehören mutmaßlich zu der "Pink-Panther-Bande", die europaweit Diamanten klaut.
  • Die Anwälte der Männer streiten das ab. Sie sagen, dass die Angeklagten aus finanzieller Not handelten.
  • Falls das die erste Tat der Vier gewesen sein soll, überrascht aber die Professionalität.

Von Christian Rost

Mit hängenden Köpfen sitzen die vier jungen Männer auf der Anklagebank. Ob die 18 bis 22 Jahre alten Rumänen geknickt sind wegen ihrer düsteren Aussichten für die nächsten Jahre, oder bloß ihre Gesichter vor den Kameras verbergen wollen, das ist nicht ersichtlich. Sie sitzen vor der Jugendstrafkammer am Landgericht München I. wegen eines spektakulären Raubüberfalls auf das Juweliergeschäft Chopard an der Maximilianstraße am 12. Februar 2014. Die mutmaßlichen Mitglieder der "Pink-Panther-Bande" lassen lieber ihre Anwälte reden an diesem Freitag zum Prozessauftakt wegen schweren Raubes.

Die vier Verteidiger geben fast gleichlautende Erklärungen für ihre Mandanten ab. Demnach haben sie sich wegen einer finanziellen Notlage für den Überfall zusammengetan und auch nur diesen einen Raub begangen. Es sei nicht ihre Absicht gewesen, Gewalt anzuwenden. Und sie seien auch nicht Mitglieder einer in 20 Ländern operierenden Juwelenräuber-Bande, wie Staatsanwalt Nikolaus Lantz es ihnen vorwirft.

Mehrere Lagen Kleidung, um die Verfolger zu verwirren

Wenn das aber ihre erste, spontane Tat gewesen sein soll, so überrascht doch die Professionalität, mit der sie vorgingen: Sie hatten sich mehrere Lagen Kleidung angezogen, derer sie sich nach und nach bei ihrer Flucht durch die halbe Innenstadt entledigten, um ihre Verfolger zu verwirren. Ausgerüstet hatten sich die Täter zuvor mit einem Vorschlaghammer, mit dem sie die gläserne Eingangstür des Schmuckgeschäfts zertrümmerten. Mit einem spitzen Gegenstand, möglicherweise einem Schraubenzieher, bedrohte einer der Räuber den Sicherheitsmann und zwang ihn zu Boden. Und mit einer Axt drohte ein Angeklagter zwei Verkäuferinnen sowie der Geschäftsführerin und schlug schließlich mehrere Vitrinen ein, um an die Beute zu gelangen: 54 Armbanduhren, zehn Tischuhren, ein Kettenanhänger, drei Ringe und drei Paar Manschettenknöpfe im Gesamtwert von 818 690 Euro.

Haftbefehl gegen sieben Verdächtige
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Nach dem spektakulären Überfall auf einen noblen Schmuckladen in München sitzen sieben Verdächtige in Haft. Vier der mutmaßlichen Täter sollen erst zwischen 14 und 16 Jahre alt sein. Den Fahndungserfolg verdankt die Polizei auch der Hilfe zahlreicher Passanten.

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Die Wertsachen teilten sie auf zwei Rucksäcke auf, die sich zwei Täter vor den Bauch geschnallt hatten. Von den ursprünglich fünf Räubern konnte einer mit einem Rucksack und dem Großteil der Beute im Wert von 566 400 Euro entkommen. Bis heute hat ihn die Polizei nicht gefunden, womöglich hatte er noch weitere Helfer. Dafür spricht auch, dass am Tag des Überfalls im Zuge der Fahndung nach den Tätern noch zwei Serben und ein Kroate am Isartor verhaftet wurden, denen zwar keine direkte Verbindung zu den Chopard-Räubern nachgewiesen werden konnte, die aber dennoch wegen Verabredung zu einem Raubüberfall angeklagt wurden. Dieses Verfahren läuft derzeit ebenfalls am Münchner Landgericht.

Passanten und Zeugen fassten zwei mutmaßliche Täter

Zwei der mutmaßlichen Pink-Panther-Mitglieder bekam die Polizei mithilfe von Passanten zu fassen. Die Räuber hatten sich nach dem Überfall auf Kommando ("Go, go, go!") zu Fuß in alle Richtungen davongemacht, Zeugen rannten ihnen hinterher. Den 22-jährigen Gabriel I. brachte ein Zeuge am Viktualienmarkt zu Fall. Zwei andere Passanten bekamen den 19-jährige Petre C. am Thomas-Wimmer-Ring zu fassen. In seinem Rucksack befanden sich Uhren und Schmuck im Wert von 252 290 Euro. Die beiden anderen Täter, den 18-jährigen Ionel M. und den 19-jährigen IIoan T., erwischten Polizeibeamte.

Die Angeklagten stammen aus den Gemeinden Piatra Neamt und Roznov im östlichen Teil Rumäniens. Alle vier lebten in ärmlichen Verhältnissen und haben keine Berufe gelernt. Wie Staatsanwalt Lantz sagt, hatten sie vor der Tat in München von ihren Hintermännern Alias-Personalien zugewiesen bekommen, um bei Polizeikontrollen durchzukommen. Das funktionierte sogar: Bereits am 7. Februar 2014 wurden T. und I. in München kontrolliert. Sie nannten ihre falschen Namen und wurden von der Polizei an die zentrale Aufnahmestelle für Ausländer in der Boschetsrieder Straße verwiesen. Fünf Tage später schlugen sie bei Chopard zu.

© SZ vom 07.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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