Johanneskirchen:Neuer Investor, alte Ängste

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Immobilienentwickler 6B47 will im Freischützgarten mittels Aufstockung und einem Neubau etwa 175 Wohn- und 15 Gewerbeeinheiten zusätzlich schaffen. Für einige Bewohner und Geschäfte dürften die Mietpreise danach nicht mehr bezahlbar sein, befürchten Lokalpolitiker

Von Johannes Korsche, Johanneskirchen

Das Ortsteilzentrum Freischützgarten, gelegen an der Kreuzung Johanneskirchner Straße und Freischützstraße, hat einen neuen Eigentümer: den international tätigen Immobilieninvestor 6B47. Dieser plant nun, jeweils ein Geschoss aufzustocken und die Bestandsgebäude zu sanieren; anschließend sollen diese weiterverkauft werden. "Zudem bietet sich das Grundstück an, zusätzliche Flächen zu schaffen", teilt Markus Heber, Kommunikationsberater von 6B47, mit. Insgesamt sollen, geht es nach dem Investor, in Johanneskirchen mit der Aufstockung und einem Neubau etwa 175 Wohn- und etwa 15 Gewerbeeinheiten zusätzlich entstehen. Der Baubeginn ist nach Angabe des Unternehmens für das letzte Quartal 2019 geplant.

Allerdings muss sich der Investor jene zusätzlichen Flächen teilweise erst genehmigen lassen - anders als die Aufstockung um ein Geschoss. Denn dort, wo momentan noch ein kleiner Platz zur Straßenkreuzung hin liegt, stellt sich der Immobilienentwickler ein neues Gebäude vor, eine Art Ringschluss. Der heutige Platz würde dann zum Innenhof. "Ob das so möglich ist, wie geplant, müsste man mit einem neuen Vorbescheid klären", sagt Thorsten Vogel vom Planungsreferat. So oder so soll es schnell gehen: Zum Jahreswechsel 2021/2022 will 6B47 mit allem fertig sein.

Der Investor in Johanneskirchen stellt sich einen Neubau vor und will aufstocken. (Foto: 6B47 Real Estate)

Bereits wegen der Sanierungspläne des vorherigen Eigentümers, der Munich Residential GmbH, hatte es Proteste im Viertel gegeben. Der Unmut entzündete sich vor allem daran, dass die Munich Residential im Frühjahr 2017 ankündigte, die Mieten nach der geplanten Sanierung deutlich zu erhöhen. Von einer sogenannten ortsüblichen Miete von 20 bis 22 Euro pro Quadratmeter war da bei der Vorstellung im Bogenhauser Bezirksausschuss (BA) die Rede. Von den alteingesessen Geschäften zahlten manche lediglich etwa neun Euro. Diese Mietverträge verlängerte die Munich Residential bereits damals nicht, informierte sie im Unterausschuss Planung. Auch der neue Eigentümer sieht vor, dass die Neuvermietung "zu marktüblichen Konditionen erfolgen wird". Zum künftigen Mietpreis sei allerdings "aktuell keine seriöse Aussage möglich."

Bei der Preisgestaltung könnte dann auch eine Rolle spielen, dass es sich bei den Gewerbeeinheiten nun ausschließlich um Neuvermietungen handeln wird. Es werde daher "sicher zu einer neuen Durchmischung von Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistungsangeboten kommen". Wenn frühere Mieter wie etwa die Sparkasse weiterhin in dem Gebäude blieben, würde das den Investor "freuen". Zwar habe man schon informelle Gespräche mit interessierten Gewerbetreibenden geführt, es sei aber noch "deutlich zu früh", um mögliche neue Geschäfte zu nennen. Es sei das Ziel, "neue Angebote für den alltäglichen Bedarf zu schaffen, die das Quartier insgesamt aufwerten", sagt Kai-Uwe Ludwig, 6B47-Geschäftsführer in Deutschland.

Auch in die Wohnungen ziehen nach der Sanierung neue Mieter ein. Mit den letzten beiden Mietern, "die noch einen laufenden Mietvertrag haben, werden bereits individuelle Gespräche geführt", teilt Heber mit. Sind die Bauarbeiten abgeschlossen, stehen auch die zu "marktüblichen Preisen" zum Verkauf. Konkrete Preise will der Investor auch hier nicht nennen, dafür sei es noch deutlich zu früh. Nur so viel: "Es wird ein gesunder Mix sein." Die Lage sei prädestiniert sowohl für Familienwohnungen, als auch für Einzimmerapartments. Heber verweist darauf, dass bei der Aufstockung öffentlich geförderter Wohnraum vorgesehen sei.

Ob das Wohnen im Freischützgarten künftig bezahlbar ist, will auch die Anwohnerin Andreja Ruppert geklärt wissen. Außerdem kritisiert sie in einem Brief an den Bogenhauser BA, dass wegen des Neubaus viele Bäume weg müssten. Sie befürchtet, dass die Anwohner deswegen noch mehr unter den Abgasen leiden werden. Rupperts Schreiben und der Freischützgarten sollen in der kommenden Sitzung des Unterausschuss Planung am Donnerstag, 4. Oktober, auf die Tagesordnung. BA-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser (Grüne) findet die Entwicklung des Johanneskirchner Treffpunkts "sehr schade". Sie geht davon aus, dass künftig "alle kleinen Geschäfte verschwunden sein" werden. Bisher bleibt Pilz-Strasser nur Enttäuschung und der Hinweis: "Wir hätten uns auch seitens der Stadt mehr Druck gewünscht."

© SZ vom 13.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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