Johanneskirchen:Höchste Zeit

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Das Berufsbildungswerk in Johanneskirchen bekommt ein lang ersehntes, runderneuertes Hauptgebäude

Von Johannes Hirschlach, Johanneskirchen

Das Gebäude des Berufsbildungswerks (BBW) gehört definitiv nicht zu den architektonischen Perlen im Stadtbezirk Bogenhausen. Zwischen den bunten Schulgebäuden sticht der graue Betonklotz mit den grünen Zierleisten entlang der Fenster eher negativ heraus. Und auch drinnen - dort werden Menschen mit Hör- oder Sprachschädigung zu Schreinern oder Gartenbauern ausgebildet - sieht es kaum besser aus: "Es zieht an allen Ecken und Enden rein", berichtet der kommissarische Leiter des BBW, Jürgen Schempp. Außerdem sei das Haus aus den Siebzigerjahren nicht auf digitale Infrastruktur ausgelegt.

BBW-Sprecherin Katharina Weier weiß die Liste beliebig zu erweitern - das Dach undicht, ebenso die Fenster: "Die Energiebilanz ist also nicht die beste." Auch Wasserleitungen und der Brandschutz machen Probleme. Pläne für eine Generalüberholung des Gebäudes, das dem Bezirk Oberbayern gehört, geisterten jahrelang durch die verantwortlichen Stellen. Gescheitert sei das bislang "wegen schwieriger Finanzlage, dringenderer anderer Projekte beziehungsweise anderer Prioritäten", teilt die Behörde mit Sitz an der Prinzregentenstraße mit. Stattdessen behalf man sich mit kleinen Ausbesserungen und Provisorien.

Genau hinsehen: Auch zukünftige Mediengestalter werden dort ausgebildet. (Foto: Martin Kess/BBW München)

Jetzt soll endlich eine große Lösung her - oder, wie es Schempp ausdrückt: "Es ist irgendwann ein Status erreicht, an dem das Bisherige nicht mehr ausreicht." Bereits im November hatte der Bezirk Oberbayern in einem Schreiben an den Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen angekündigt, dass das "Berufsbildungswerk (. . .) in den nächsten zwei Jahren wegen gravierender baulicher und struktureller Mängel" von Grund auf auf Vordermann gebracht wird. Im Herbst sollen die Arbeiten am Haupttrakt beginnen.

Das Berufsbildungswerk ist seit 1977 an der Musenbergstraße zu Hause. Nördlich davon entstanden im Laufe der Jahre weitere Fördereinrichtungen, wie die Anni-Braun-Schule. Das Ensemble bildet heute das Schulzentrum Johanneskirchen. 140 Azubis werden dort derzeit ausgebildet, für sie ist die Adresse Ausbildungsbetrieb und Berufsschule zugleich. 120 der Auszubildenden werden während der Sanierung aus dem Haupttrakt ausziehen müssen; zu diesem Zweck hat das Bauunternehmen 12 000 Quadratmeter Fläche östlich des Schulgeländes angemietet, auf der für zwei Jahre Container und Werkhallen das Hauptgebäude ersetzen sollen.

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(Foto: Martin Kess/BBW München)

Auf dem Weg in die Zukunft: 140 Auszubildende mit Hör- oder Sprachschädigung...

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(Foto: Katharina Weier/BBW München)

...lernen derzeit beim Berufsbildungswerk ihr Handwerk.

Die Planunterlagen für das Übergangskonzept zeigen zwei kleinere Werkstätten für die Buchbinder und Maler, die Schreiner werden in eine 900 Quadratmeter große Halle einziehen. 180 Container bilden Unterrichts- und Verwaltungsräume. Den Zeitplan steckt Schempp klar ab: Von April an wird das Containerdorf entstehen, damit zu Beginn des neuen Schuljahres im Sommer umgezogen werden kann.

Erst dann werden die Arbeiten am BBW-Haus beginnen. "Das wird alles komplett entkernt", erklärt Jürgen Schempp, bis auf das tragenden Elemente wird nichts stehen bleiben. Wenn 2019 alles fertig ist, soll eine ansehnliche Fassade das BBW nach außen repräsentieren. Im Inneren sollen in den Lehrräumen nach seinen Wünschen künftig multimediale Tafeln, sogenannte Smartboards, flächendeckend zum Einsatz kommen. Und auch die Unterrichtsräume sollen flexibler genutzt werden: "Die Ausbildungssituation ändert sich ständig", erklärt Schempp - also sei es notwendig, auf Anforderungen neuer Berufsbilder zu reagieren, was eine entsprechende Einrichtung voraussetzt.

Mehr als 32 Millionen Euro will der Bezirk für die Kernsanierung ausgeben, im Februar 2019 sollen alle Schüler wieder an der Musenbergstraße unterrichtet werden. Die Mitglieder des BA werden sich am Donnerstag bei einer Ortsbegehung einen ersten Überblick verschaffen; die vom Umbau betroffenen Anlieger sind bereits an diesem Mittwoch eingeladen.

© SZ vom 25.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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