Jochen Distelmeyer im Ampere:Seine Melodie macht gar nichts neu

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Vor zwei Jahren löste sich Blumfeld auf, jetzt ist Jochen Distelmeyer solo auf Tour. Und fast alles ist wie zuvor.

Lisa Sonnabend

Als die Hamburger Band Blumfeld im Frühjahr 2007 ihr Abschiedskonzert in München gab, spielte sie eine Zugabe nach der anderen. Doch während Sänger Jochen Distelmeyer und seine Musiker damals gerade zum fünften Mal wieder auf der Bühne erschienen, hatten die meisten Münchner Fans das Backstage schon verlassen. Ob sie es gar nicht so schlimm fanden, dass sich eine der erfolgreichsten deutschen Indie-Bands auflöste? Nein, vielmehr vermuteten die Münchner wahrscheinlich: Das ist gar nicht das Ende. Wie Recht sie hatten!

"Allerliebstes München": Jochen Distelmeyer im Ampere. (Foto: Foto: sonn)

Am Sonntag - nach zweieinhalb Jahren - steht Jochen Distelmeyer wieder auf einer Bühne in München. Diesmal im kleineren Ampere. Doch eigentlich ist alles wie früher. Blumfeld hat sich zwar nicht wiedervereint, aber Distelmeyer macht solo weiter und knüpft mit dem Album "Heavy" musikalisch an alte Zeiten an. Auch Blumfeld-Bassist Lars Precht ist an diesem Abend mit dabei.

Die neuen Lieder sind ähnlich zart und poetisch wie die alten. Sogar die Songs von früher spielt Distelmeyer an diesem Abend - wie "Old Nobody" oder "Quo vadis". Man muss oft genau hinhören, um zu unterscheiden, welche Lieder von der neuen Platte stammen und welche von früher sind.

Es dauert über eine Stunde, bis das Scheinwerferlicht erstmals auf den Solo-Künstler Jochen Distelmeyer alleine gerichtet ist. Zwei Bandmitglieder haben sich hinter die Bühne verzogen. Distelmeyer nimmt einen Schluck Wasser, dann greift er die Gitarre und spielt den Opener der neuen Platte, "Regen". Ein ruhiges Liebeslied. "Seine Melodie macht alles neu" - heißt es in einer Textzeile. Das stimmt natürlich für Distelmeyer eher weniger. "Seine Melodie macht gar nichts neu", müsste es vielmehr heißen.

Die Münchner Fans kümmert es gar nicht, dass sie im Ampere keine komplette Wandlung des Jochen Distelmeryers erleben dürfen. Vielmehr fordern sie ihn auf, alte Lieder zu spielen: "Ich-Maschine" ruft einer, "Testament der Angst" ein anderer. Distelmeyer lächelt und wirft die lang gewordenen Haare zurück.

Einmal bedankt er sich beim Publikum: "Danke, allerliebstes München". Auch das hat er vor zweieinhalb Jahren schon gesagt. Aber es ist klingt immer noch schmeichelhaft. Warum also etwas anders machen?

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