Ismaning:Antrag abgelehnt

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Ismaning wehrt sich gegen radioaktive Stoffe in der Isar

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Die Isar ist den Münchnern in Stadt und Umland lieb und teuer, sommers wie winters ist sie ein beliebter Ort für Spaziergänge und andere Freizeitaktivitäten. Bei den Ismaningern ist das nicht anders: Die Isarauen zählen zu den beliebtesten Orten vieler Bürger der Nordgemeinde. Die Isar ist zudem ein vielfach geschützter Wildfluss, der mit dem Einsatz von viel Geld renaturiert worden ist. All das, da ist sich der Gemeinderat einig, passt nicht zusammen mit dem Ansinnen der Technischen Universität München (TU), auch die kommenden 30 Jahre die Abwässer ihres Forschungsreaktors FRM II und der Forschungseinrichtung Radiochemie - die zum Teil schwach radioaktiv sind - vom Campus in Garching in die Isar einzuleiten. Der Gemeinderat hat sich deshalb einstimmig dagegen ausgesprochen.

Die offizielle Erlaubnis zur Gewässerbenutzung der Universität ist seit Dezember 1999 in Kraft und läuft zum 31. Dezember dieses Jahres aus. Die TU bemüht sich deshalb nun um eine Verlängerung für ihre beiden Forschungseinrichtungen, diesmal um 30 Jahre. Das zugehörige Genehmigungsverfahren hat das Landratsamt München zu leiten. Die Mitglieder des Bauausschusses in Garching haben dem Vorhaben der Universität am Dienstag mit Mehrheitsbeschluss ihr Okay gegeben mit dem Argument, man wolle ein Zeichen des Vertrauens in die Wissenschaftler setzen. Die Garchinger Stadträte forderten allerdings, die Laufzeit auf 20 Jahre zu beschränken.

Für die Nachbarn auf der anderen Seite der Isar in Ismaning ist diese Vorstellung hingegen "nicht hinnehmbar", wie Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) in der Gemeinderatssitzung betonte. Die Gemeinde kritisiert, dass in den Unterlagen, welche die TU vorgelegt hat, lediglich die Ableitungen der Forschungseinrichtungen aufgeführt sind, die über das Abwasser in die Isar gelangen, nicht aber die Gesamtemissionen über Boden oder Luft und deren mögliche schädliche Auswirkungen auf Menschen und geschützte Tierarten untersucht worden seien. Durch diese "Salamitaktik" sei es nicht möglich, die Gesamtbelastung für Mensch und Ökosystem seriös zu bewerten, kritisierte der Leiter der Umweltabteilung im Ismaninger Rathaus, Ulrich Hilberer. Außerdem fordert die Gemeinde eine umfassendere, unabhängige Kontrolle des Isarwassers.

Weiterhin wollen sich die Kommunalpolitiker nicht mit der Qualität der Abwässer zufriedengeben. Gerade von einem Wissenschaftsbetrieb fordere man eine Reinigung auf dem höchsten Stand der Technik. Andere Reaktoranlagen nutzten beispielsweise biologische Reinigungsanlagen, in denen Bakterien zum Einsatz kommen, so Greulich. Der Bürgermeister fordert, dass die TU in dieser Hinsicht nachbessert, auch wenn dies mit Kosten verbunden sei. Es dürfe nicht mit zweierlei Maß gemessen werden, verlangen die Ismaninger - bei ihrer Kläranlage, die ebenfalls Wasser in die Isar abführt, würden allerhöchste Standards verlangt.

Mit seiner Kritik ist Ismaning nicht allein: Auch die Isar-Anrainer flussabwärts beschäftigt das Thema. Der Umweltausschuss in Eching hat massive Bedenken. Auch die Grünen-Landtagsabgeordneten Claudia Köhler und Markus Büchler riefen dazu auf, gegen den Antrag Einwände zu erheben.

© SZ vom 18.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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