Isarvorstadt:Herabstürzende Dachteile verletzen Fußgängerin

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Polizei und Feuerwehr sichern die Gefahrenstelle. (Foto: lukasbarth.com)

In letzter Sekunde springt die Frau zur Seite, dann kracht tonnenschwerer Beton auf die Straße. Experten gehen von Materialermüdung aus.

Von Andreas Schubert

Erst hat Monika Berse ein lautes Knacksen gehört, was dann folgte, hat ihr noch Stunden später eine Gänsehaut verursacht. Am Freitagmorgen ist das komplette Dachgesims des Hauses Kapuzinerstraße 52 auf die Straße gekracht. Eine Augenzeugin erlitt dabei laut Feuerwehr leichte Verletzungen am Knöchel und einen Schwächeanfall und musste von Sanitätern versorgt werden. Ansonsten ist aber nichts Schlimmeres passiert.

Monika Berse war beim Kartoffelschälen, als sie die Szene durch das Fenster ihres Feinkostladens beobachtete: Eine 26 Jahre alte Frau stand an der roten Ampel, ließ ihr Fahrrad fallen und brachte sich in letzter Sekunde in Sicherheit. Dann stürzten tonnenschwere Betonteile auf die Straße. Nur einen halben Meter hinter einem 38-Jährigen schlug ein Betonteil auf den Boden. Ein vor dem Haus stehendes Fahrrad samt Anhänger wurde zermalmt.

"Alles war voller Staub", sagt Berse. Um 7.49 Uhr ging der Notruf bei der Feuerwehr ein, die die Kapuzinerstraße zwischen der Geyer- und Auenstraße komplett für mehrere Stunden sperrte, um den Bereich abzusichern; die Folge waren Staus, die sich bis auf den Giesinger Berg zogen. Ausweichstrecken, wie die sonst ruhige Dreimühlenstraße waren von Autos verstopft. Von Mittag an konnte der Verkehr zumindest teilweise wieder rollen. Der Bürgersteig, der Fahrradstreifen und eine Fahrspur bleiben in diesem Straßenabschnitt bis auf Weiteres gesperrt.

In dem Altbau, der um das Jahr 1914 errichtet wurde, leben mehrere Familien. Gerade um diese Zeit bringen die Eltern ihre Kinder zur Schule oder zum Kindergarten. Laut Münchner Berufsfeuerwehr wurden die Bewohner durch einen Hinterausgang in Sicherheit gebracht. Dazu musste erst einmal ein Zaun im Hinterhof aufgeschnitten werden.

Nach Auskunft der Lokalbaukommission war vermutlich Materialermüdung die Ursache für den Einsturz. Eine äußere Einwirkung habe es wohl nicht gegeben. Grundsätzlich seien immer die Eigentümer für die Sicherheit ihrer Immobilien verantwortlich. "Einen Fassaden-TÜV gibt es nicht," sagt ein Sprecher der Kommission. Auch der Münchner Architekt Lutz Heese hat sich den Schaden im Auftrag des Eigentümers angesehen. Bei so alten Häusern bestehe immer ein gewisses Restrisiko, trotz regelmäßiger Überprüfung, sagt er. "Das ist Gott sei Dank sehr selten."

© SZ vom 09.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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