Isarvorstadt:Frischzellenkur fürs Tröpferlbad

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Marodes Gemäuer: Ein Jugendtreff-Mitarbeiter steht am Eingang des 104 Jahre alten Gebäudes an der Thalkirchner Straße. (Foto: Lukas Barth)

Das frühere "Städtische Brausen- und Wannenbad" ist ein Sanierungsfall. Jetzt zeichnet sich eine Lösung ab. Nach dem Umbau soll der Komplex ohne Einschränkung der Kultur- und Jugendarbeit zur Verfügung stehen

Von Julian Raff, Isarvorstadt

Seit vor acht Jahren massive Statikmängel festgestellt wurden, ist das "Tröpferlbad" an der Thalkirchner Straße ein dringender Sanierungsfall. Doch bisher hat sich nichts getan. Nun zeichnet sich eine Lösung ab: Falls Jugendhilfe-, Sozial- und Kommunalausschuss des Stadtrates Anfang Oktober einem Sanierungsplan zustimmen, könnte das frühere "Städtische Brausen- und Wannenbad" bald wieder ohne Einschränkungen der Jugend- und Kulturarbeit zur Verfügung stehen.

Eine Machbarkeitsstudie von 2015 empfiehlt die "Vollausbauvariante" mit einer Erweiterung der Räume. Der "Jugendtreff Tröpferlbad" sowie der "Zenetti-Treff 3", der momentan in einem Nachbargebäude untergebracht ist, sollen dort später zu einer Einrichtung verschmelzen. Der Jugendtreff wurde vor 34 Jahren vom Polizisten Josef Triebenbacher gegründet und wird derzeit vom Verein Freizeitliga Isarvorstadt geführt. Der "Zenetti-Treff" wird vom Roten Kreuz betrieben.

Als Nachbar des künftigen Jugendzentrums wird nach der Sanierung das "Bürgerhaus Isarvorstadt" wieder in das Gebäude einziehen. Der vom Verein Zeit, Schlacht und Raum (ZSR) betriebene offene Anlaufpunkt für Jugendliche und junge Erwachsene läuft hier seit 1998. Bekannt ist die Einrichtung durch Konzerte mit stadtweitem Zulauf, aber auch als Stützpunkt der linken Autonomenszene im "Kafe Marat". Wiederholt sahen sich auch die Jugendtreff-Betreiber immer wieder Verdächtigungen ausgesetzt, eine angeblich rabiate Klientel zu beherbergen.

Problematisch für die Betreiber ist aber vor allem der schlechte Zustand des Gebäudes. Seit 2009 konnten zum Beispiel im Obergeschoss keine größeren Gruppen mehr tanzen, da die Gefahr bestand, durch die marode Decke ins "Marat" durchzubrechen. Die 104 Jahre alte Bausubstanz hat lange Zeit das feuchtwarme Klima belastet: Der namensgebende Teil des Gebäudekomplexes diente als Brausen- und Wannenbad ("Tröpferlbad") der Hygiene der Viertelbewohner, die damals meist ohne Etagenbäder auskommen mussten. Schimmel und Korrosion von Deckenträgern setzen der Statik des Gebäudes zu. An vielen Stellen wurde ein provisorisches Stützwerk eingezogen. Frisch- und Abwasserleitungen lecken sichtbar; Heizthermostate fehlen, Elektroinstallationen sind veraltet. Auch um den Brandschutz steht es entsprechend schlecht.

Das Sanierungskonzept sieht nun vor, leer stehende Bereiche zu erschließen. Unter anderem sollen die ungenutzten Bade- und Duschkabinen im Untergeschoss weichen - bis auf mindestens eine Nasszelle, die aus Denkmalschutzgründen bleiben- und die Geschichte des Hauses anschaulich machen soll. Nachdem provisorische Absicherungsmaßnahmen den Betrieb für ein paar weitere Jahre ermöglicht hatten, wurde das Sanierungsprojekt lange durch die komplizierten Besitzverhältnisse ausgebremst: Die Stadt ist Eigentümer des denkmalgeschützten Baus, hat diesen aber per Erbpacht langfristig an die Schweineschlachtung München GmbH vergeben; die Stadt mietet die Räume für den Betrieb der Jugendeinrichtungen zurück.

Die Kosten der Sanierung sind noch offen. Sie werden aber wohl deutlich höher sein als jene 100 000 Euro, die bisher im städtischen Mehrjahresinvestitionsprogramm aufgeführt sind. Hinzu kommen Mietkosten für Übergangsquartiere der Jugendeinrichtungen. Die späteren Betriebskosten sollen trotz größeren Raumangebots im Rahmen jener 0,25 Millionen Euro bleiben, mit denen die Stadt derzeit die beiden Jugendtreffs und den Verein Zeit, Schlacht und Raum bezuschusst. Ehe die Ausschüsse und später der Stadtrat die Sanierung auf den Weg bringen, wird am 29. August noch der zuständige Bezirksausschuss dazu Stellung nehmen.

© SZ vom 04.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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