Naturschutz:Strenge Auflagen und Verbote für Bootsfahrten auf der Isar

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Das Landratsamt hat die Schäden nach den Unwettern beseitigt. (Foto: Claus Schunk)

Südlich von München reagieren Behörden auf kaputte Boote und leere Flaschen, die immer wieder in Biotopen liegen. Kritikern geht das aber zu weit.

Von Linus Freymark, München

Es ist ein Naturerlebnis direkt vor der Haustür. Wer sich im Sommer mit dem Schlauchboot von der Floßlände in Wolfratshausen die Isar bis nach München treiben lässt, kann eine Landschaft genießen, die an Kanada erinnert. Seltene Vögel leben hier, die Isar windet sich durch die Pupplinger Au, dann geht es hinein ins hoch aufragende Isartal vorbei am Georgenstein bis zum Tierpark. Doch eine Fahrt auf der Isar ist längst auch ein Massenvergnügen für Münchner geworden.

Im Sommer sind es oft Dutzende Boote pro Stunde, die durch die Naturschutzgebiete fahren. Viele schippern mit Billigbooten, dafür reichlich Alkohol im Schlepptau über den Wildfluss. Gekenterte und kaputte Boote werden oft samt leerer Flaschen in den Biotopen liegen gelassen, Wildtiere nehmen angesichts des Trubels Reißaus. Doch schon im kommenden Jahr könnten Bootsfahrer ziemlich eingebremst werden. Denn im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen soll es künftig strenge Auflagen und Verbote geben.

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Für Münchner Kanuten wäre das eine Katastrophe. Die Isar sei ideal zum Paddeln, sagt Erich Konopicky, Bezirksvorsitzender Oberbayern des bayerischen Kanuverbands. Da das Ökosystem Isar durch die erheblich gestiegene Freizeitnutzung übermäßig belastet werde, soll die Isar nach den Plänen des Landratsamtes künftig nur noch zwischen Anfang Juni und Mitte Oktober befahren werden dürfen. Die Kanuten aber sind auch jetzt im Winter auf dem Fluss unterwegs, Kajakfahren ist auf der Isar ganzjährig möglich.

Zudem dürften nach der geplanten Verordnung keine (oft mit Alkohol befüllte) Beiboote mehr genutzt werden, von kommenden Jahr an soll ein Verbot von Glasflaschen gelten; zudem soll strenger darauf geachtet werden, dass die Gäste ihren Müll wieder mitnehmen und nicht zu laut sind. Die Anbieter gewerblicher Bootstouren werden nach den Plänen des Landkreises in Zukunft auch öffentliche Toiletten zur Verfügung stellen müssen. Die ebenfalls gewerblichen Floßtouren bleiben wegen alten Wasserrechtsregelungen von der neuen Verordnung ausgenommen. Außerdem befürchten gewerblichen Tourenanbieter eine eventuelle Sperrung einiger Isarabschnitte für sie, etwa zwischen Bad Tölz und Schäftlarn. Das wäre das Aus für organisierte Bootsfahrten zwischen Wolfratshausen und München.

"Das trifft die Falschen"

Erich Konopicky gehen die Pläne für Privatpaddler zu weit. Zwar sieht auch er die Notwendigkeit, die Freizeitnutzung zugunsten des Ökosystems einzuschränken, jedoch seien für die gestiegenen Unfallzahlen und die Umweltverschmutzung vor allem die vielen privaten Schlauchbootfahrer verantwortlich. Oft hörten sie laut Musik, tränken dabei Alkohol und hinterließen ihren Müll an den Ufern - dies würde durch die Verordnung zwar untersagt werden. Doch ein Fahrverbot zwischen Oktober und Juni, wie vom Landratsamt geplant, treffe nicht die Partygäste auf der Isar, sondern nur die Kanuten, die bislang nie für Umweltschäden in die Verantwortung genommen worden seien. "Das trifft die Falschen", sagt Konopicky.

Diese Haltung teilt Annette Irzinger, die mit ihrer Gautinger Firma Action- & Funtours gewerbliche Bootsfahrten auf der Isar anbietet. Mit der möglichen Sperrung einiger Streckenabschnitte würde man nicht den privaten Schlauchbootverkehr einschränken, sagt sie, sondern nur den gewerblichen. Dabei seien die Boote der organisierten Touren sicherer und die Anbieter achteten auf die Einhaltung der Umweltschutzvorgaben, meint Irzinger.

In München blickt das zuständige Referat für Gesundheit und Umwelt gelassener auf die Situation der Isar als die Kollegen in Bad Tölz. Zwar ist auch hier das Bootsfahren nur bis zur Thalkirchner Brücke erlaubt, allerdings plant die Stadt, den freigegebenen Abschnitt demnächst bis zur Reichenbachbrücke zu verlängern. Die Freizeitnutzung habe nach der Renaturierung der Isar zwar auch in München zugenommen, doch deshalb versuche man eher, die "Nutzungsmöglichkeiten an der Isar zu erweitern" als sie einzuschränken, sagt ein Sprecher des Umweltreferats. Natürlich dürfe man dabei den Umweltschutz nicht außer Acht lassen. Auch das Landratsamt des Landkreises München teilt mit: "Wir wollen kein generelles Bootsfahrverbot auf der Isar." Natürlich achte das Landratsamt auf Naturschutz und die Sicherheit der Bootsfahrer, die "Freiheiten der Bürger" müssten jedoch "so weit wie möglich erhalten bleiben."

Auch im Wolfratshauser Stadtrat regt sich Kritik an der geplanten Verordnung. Unter anderem zeigt sich die CSU verwundert über die Pläne, die Isar von Oktober bis Juni zu sperren, auch andere Stadträte brachten in einer Sitzung des Bauausschusses ihr Unverständnis über manche Punkte der Verordnung zum Ausdruck. Gut möglich also, dass der Entwurf noch einmal überarbeitet wird.

© SZ vom 18.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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