Internationales Restaurant Maxvorstadt "Momo":Schnörkellos, aber oho

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Ein kontinentaler Spagat in schlichtem Ambiente: Im Momo trifft europäische Nouvelle Cuisine auf asiatische Kochkunst.

Felix Mostrich

Liebe Leser, dieser Artikel ist leider veraltet, das "Momo" existiert nicht mehr. Mehr Restaurant-Besprechungen finden Sie hier.

Schnörkellose Speisen in nüchternem Ambiente: Frank Heppner am Herd. (Foto: Foto: Catherina Hess)

In einem kurzen Werbefilm im Internet bekennt sich Restaurantchef Frank Heppner zum schmucklos-sachlichen Ambiente, das er mit seinem Team im letzten Jahr bezogen hat: So schnörkellos klar wie die Innenarchitektur sollen die Speisen sein, die er kreiert.

Doch mit diesem Vergleich dürften viele der Gäste Schwierigkeiten haben. Wer den gänzlich kahlen, weißen Raum des Momo mit den rastermäßig aufgereihten Einheitstischen und den großen, aber partiell blinden Fensterscheiben als kalt, monoton und abweisend empfindet, wird Schwierigkeiten haben, das leergeräumte Ambiente als optisches Pendant für die exotisch vielfältigen Gaumenerlebnisse zu empfinden, die der international versierte Patron in seiner, wie er selber sagt, "extrem euro-asiatischen Küche" zusammenstellt. Da mögen die Raumverhältnisse noch so perfekt nach Feng-Shui-Richtlinien geordnet sein - Lust zum Genießen macht die inszenierte klinische Sauberkeit auch dann nicht, wenn sie zu vorgerückter Stunde in blaues oder rotes Licht getaucht wird.

Mit Vorspeisen zwischen 11 und 22 und Hauptspeisen unter 30 Euro bewegt sich das Momo zwar in einer gehobenen Kategorie, doch diesem Anspruch wird es erfreulich oft gerecht. Die euroasiatische "Philosophie" des Lokals ist freilich keineswegs so originell, wie im Internet getan wird.

Die Ergebnisse tendieren eher in Richtung Europa, können sich aber sehen lassen: Bioprodukte bester Provenienz, wenn möglich aus der Region, werden nach den Vorstellungen der europäischen Nouvelle Cuisine und nach den Prinzipien der asiatischen Kochkunst zu Gerichten verarbeitet, die aus den west-östlichen Widersprüchen Kapital zu schlagen versuchen. Heppner hat sein kulinarisches Grundwissen in einigen feinen Hotels und bei Witzigmann in München erworben. In Seoul, Hongkong und Manila hat er sich mit den nationalen Spielarten der asiatischen Kochkunst vertraut gemacht - ein paar Kochbücher sind das Ergebnis dieser Arbeit.

Lotuschips und Biotartar

Im Momo beginnt die Speisenfolge dennoch klassisch europäisch: mit einem Gedeck aus edlen Brotsorten, Olivenöl und Meersalz, für das zwei Euro berechnet werden. Auch das Amuse Gueule - am ersten Tag ein Stück Vitello tonnato, am zweiten ein Bärlauchschaumsüppchen - entbehrte jeder Exotik.

Die Vorspeisen schließlich bestätigten es: Asiatisches dient hier nur zur aromatischen Feinabstimmung der europäisch konzipierten Gerichte. Der roh marinierte Schwertfisch etwa bekommt durch asiatische Kräuter eine feine Pointierung. Das nach französischem Vorbild konfierte, also zart eingeköchelte und dann noch einmal gebratene Stubenküken hätte in Frankreich überall Ehre eingelegt, zumal die beigelegten exotischen Lotus-Chips eigentlich auf den Schwertfisch-Teller des Nachbarn gehört hätten.

Ein illustrer Hochgenuss war auch der mit koreanischen Zutaten subtil angeschärfte Tatar vom bayerischen Biorind. Umso größer die Enttäuschung über die viel zu teuren Heppnerschen Frühlingsrollen, die Michael Jackson bei seinem München-Besuch im Hotel Rafael begeistert genossen und nach Amerika nachbestellt haben soll (18 Euro). Die paar Gramm Gemüse und Maispoulardenfleisch in den betonrohrsteifen Röllchen hatten während der Lagerung oder Zubereitung jeglichen Geschmack eingebüßt.

Bei den Hauptspeisen blieben uns solche Erfahrungen erspart. Der Pot-au-feu vom Perlhuhn mit Bärlauch und cremigem Gemüse gab das Rätsel auf, wie mit der traditionellen Pot-au-feu-Kochmethode so individuelle Konsistenzen von Fleisch und Gemüse möglich sind. Das fabelhaft frische, mit feiner Kruste gebratene Steinbutt-Filet harmonierte perfekt mit den weißen Curry-Linsen. Und wie man Rindfleisch zur Delikatesse veredelt, führt die Küche etwa mit den in Barolo gekochten, herrlich mürben Rindsvögerln eindrucksvoll vor.

Den Höhepunkt markierte aber wohl das nach koreanischem Vorbild abgehangene und eingelegte "Rinderfilet Bulgogi": Durch die Marinierung mit Sesamöl und Birnen hat das in Stücke geteilte Fleisch eine geradezu unbegreifliche Zartheit und einen Wohlgeschmack bekommen, der europäische Filetzubereitungen primitiv aussehen lässt.

© SZ vom 11.05.2009/dab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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