Höhere Bußgelder:Schwarzfahren soll teurer werden

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Ein Kontrolleur der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) in der Münchner U-Bahn. (Foto: dapd)

Zehntausende Passagiere nutzen Bus und Bahn, ohne zu bezahlen. Den Verkehrsbetrieben entgehen dadurch jedes Jahr mehr als 13 Millionen Euro. Die Verantwortlichen wollen das Bußgeld deshalb drastisch erhöhen.

Von Marco Völklein

Die Chefs von Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV), Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) sowie der S-Bahn machen sich gemeinsam für eine Erhöhung der Bußgelder für Schwarzfahrer stark. "40 Euro haben inzwischen keine abschreckende Wirkung mehr", sagt MVV-Chef Alexander Freitag. Und MVG-Chef Herbert König ist der Meinung, dass "es sich beim Schwarzfahren keinesfalls um ein Kavaliersdelikt handelt". Auch Bernhard Weisser und Norbert Klimt, bei der Deutschen Bahn verantwortlich für die Münchner S-Bahn, unterstützen die Forderung nach einer Anhebung des "erhöhten Beförderungsentgelts", wie das Bußgeld juristisch korrekt genannt wird.

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), in dessen Präsidium sich Freitag und König ehrenamtlich engagieren, fordert seit Längerem schon eine Erhöhung des Entgelts von derzeit 40 auf mindestens 60 Euro, bei Wiederholungstätern auch auf 120 Euro. In anderen Ländern Europas müssten Schwarzfahrer zum Teil deutlich mehr zahlen, sagt VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff. In Belgien zum Beispiel koste das Fahren ohne gültigen Fahrschein bis zu 200 Euro, in Schweden knöpften die Kontrolleure einem Schwarzfahrer 135 Euro ab. Deutschland liege mit 40 Euro im europaweiten Vergleich eher am unteren Ende, sagt Wolff. Zuletzt wurde das Bußgeld im Jahr 2003 von damals 30 auf mittlerweile 40 Euro erhöht.

Seitdem sei "im Zuge der allgemeinen Preisentwicklung auch der Aufwand für die Kontrolle und die Abwicklung der Beanstandungen massiv gestiegen", sagt MVG-Chef König. Lasse sich der Kontrollaufwand nicht mehr aus den Bußgeldern voll finanzieren, müsse man dafür zum Teil auch auf reguläre Fahrgeldeinnahmen zurückgreifen. "Der Ehrliche finanziert den Schwarzfahrer - mit steigender Tendenz", sagt König. Eine Erhöhung des Bußgeldes sei "längst überfällig".

Die Zahl der Schwarzfahrer liegt bei der MVG laut König seit Jahren konstant bei etwa drei Prozent. Den Einnahmenausfall beziffert der MVG-Chef auf gut zehn Millionen Euro pro Jahr. Der Münchner S-Bahn gehen nach Angaben der Deutschen Bahn jedes Jahr geschätzt etwa 3,5 Millionen Euro durch Schwarzfahrer verloren. Pro Jahr monieren die Kontrolleure der Bahn bei etwa 90 000 Fahrgästen eine fehlende, nicht ausreichende oder nicht entwertete Fahrkarte. Diese Zahl sei in den vergangenen Monaten leicht rückläufig gewesen, sagt ein Bahnsprecher auf Anfrage - vor allem, nachdem man die Fahrkartenautomaten so umprogrammiert hatte, das sie nur noch vorab bereits entwertete Tickets ausdrucken. Dieses Verfahren hat die Bahn allerdings Anfang Dezember auch nach dem Druck zahlreicher Fahrgastvertreter erneut geändert: Nun kann der Kunde beim Einzel- und Tagesticket wählen, ob der Automat es bereits entwertet oder ohne Stempelaufdruck ausspucken soll.

So sehr sich die Verantwortlichen für den Münchner Nahverkehr eine Erhöhung der Bußgelder für Schwarzfahrer auch wünschen, umsetzen müssen eine solche Regelung das Bundesverkehrsministerium zusammen mit den Bundesländern. Letztlich beschlossen werden muss eine bundesweit einheitliche Anhebung vom Bundesrat. Nach Angaben des VDV hätten einige Länder zwar erste Signale gesendet; "das Verständnis wächst", sagt auch MVG-Chef König. Ob sich die Länderkammer aber am Ende wirklich zu einer Erhöhung wird durchringen können, das sei derzeit schwer zu prognostizieren.

Um Schwarzfahrer aus dem Verkehr zu ziehen, betreiben die Verkehrsunternehmen einen nicht unerheblichen Aufwand Allein die Deutsche Bahn schickt nach eigenen Angaben insgesamt etwa 350 Mitarbeiter ihrer Sicherheitstochter zu Kontrollen in den Zügen los. Die MVG will keine konkreten Zahlen nennen, wie viele Kontrolleure man regelmäßig einsetzt, "um potenziellen Schwarzfahrern keinerlei Anhaltspunkte zu liefern", wie ein Sprecher sagt. Man habe aber in letzter Zeit die Zahl der Mitarbeiter und damit auch die der Kontrollen erhöht. "Wir sind im gesamten Netz und rund um die Uhr präsent."

Allerdings rüsten auch die Schwarzfahrer auf: Über soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter warnen sie sich gegenseitig vor Kontrolleuren. Der MVV allerdings sieht solche Initiativen eher gelassen: Die Kontrollen seien "so flexibel gestaltet, dass eine Lokalisierung in den nächsten Minuten schon wieder veraltet ist", sagt eine Sprecherin. Und: "Wenn die Warnung zum Kauf eines Tickets animiert, ist dies ja sehr positiv."

© SZ vom 27.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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