Harthof:Konstruktives Klima

Lesezeit: 2 min

Bei einer Infoveranstaltung gibt die Stadt die genauen Pläne für die Flüchtlingsunterkunft an der Neuherbergstraße bekannt. Die örtliche Politik zeigt sich zufrieden - und Bürger bieten bereits Hilfen an

Von Nicole Graner, Harthof

Keine polemischen Zurufe, keine Störenfriede - die Informationsveranstaltung für die Flüchtlingsunterkunft an der Neuherbergstraße 28 vor kurzem im Kulturhaus Milbertshofen ist ruhig und konstruktiv verlaufen. Auch wenn nur knapp 50 Bürger gekommen waren, um sich über die Unterkunft zu informieren, die Ende Februar für 280 Menschen auf der Suche nach einer neuen Heimat bezugsfertig sein soll. Neben der fertig gestellten Unterkunft an der Schleißheimer Straße 438, der sich im Bau befindlichen Anlage an der Thalhoferstraße und einer - wie erst vor kurzem bekannt wurde - geplanten Gemeinschaftsunterkunft auf dem Gelände der Zentralen Hochschulsportanlage am Werner-Seelenbinder-Weg, ist die Neuherbergstraße ein Überbrückungsstandort. Wie auch der Toni-Merkens-Weg im Olympiapark. Maximal 24 Monate soll der Standort bestehen bleiben.

"Es war eine gute Veranstaltung", sagt Ruth Huber (SPD) vom Bezirksausschuss Milbertshofen-Am Hart. Gut wohl auch deshalb, weil die Stadt München strukturiert informierte; Fachkräfte wie Sozialreferentin Brigitte Meier, Martin Kunschak vom Amt für Wohnen und Migration sowie Andreas Fritz vom Baureferat gaben Antworten.

Zum ersten Mal sahen auch Mitglieder des Bezirksausschusses die genauen Pläne für die Neuherbergstraße. Drei beheizbare Leichtbauhallen werden auf dem Grundstück stehen, dazu kommen eine Catering-Halle und im vorderen Bereich Container, die als Büros dienen und Raum für Kinderbetreuung bieten. Sogar ein Arztzimmer wird es geben. Geplant sind, wie Andreas Fritz erläuterte, Zweier- und Vierer- "Waben", die mit einer 1,60 Meter hohen Wand voneinander getrennt sind. Die Innere Mission übernimmt die Betreuung. Elisabeth Ramzews vom Sozialdienst für Flüchtlinge der Inneren Mission erklärte auf Nachfrage, dass es dort 2,8 Vollzeitstellen geben wird, ebenso eine Erzieherin für 30 Kinder, die in der Unterkunft eine Art Kindergarten betreuen wird.

Die Frage nach der Sicherheit war auch ein Thema, das Michael Sammer von der Polizeiinspektion 47 ausführlich und umfassend beantwortete. Trotz der steigenden Zahlen von Flüchtlingen zum Beispiel in der Bayernkaserne sei die Kriminalitätsbelastung im Falle Freimanns gleich geblieben. Im Bereich der Eigentumsdelikte seien die Zahlen 2014 im Vergleich zum Vorjahr sogar um sieben Prozent zurückgegangen, die der Einbrüche um 35 Prozent. Die Körperverletzungsdelikte hätten zugenommen, aber, so machte Sammer deutlich, "vor allem innerhalb der Einrichtungen". Da komme es auf Grund der beengten Verhältnisse immer wieder zu Reibereien. "Die Bevölkerung jedoch", sagte Sammer, "nimmt von diesen Einsätzen kaum etwas wahr." Im gesamten Bundesgebiet sei diese Entwicklung zu sehen. Eine Studie belege, so Sammer weiter, dass nur ein verschwindend geringer Teil der Kriminal-Delikte von Asylbewerbern verübt werde. "Ich kann guten Gewissens sagen, dass die Bevölkerung keine Sorge haben muss."

Brigitte Meier betonte, wie wichtig es sei, den Menschen Tagesstrukturen zu ermöglichen. "Wir führen natürlich einen Kampf gegen den Lagerkoller", sagte sie und hob hervor, dass für die Kinder Schulpflicht bestehe und einige Flüchtlinge auch nach drei Monaten schon arbeiten könnten. Das Allewichtigste aber sei ehrenamtliches Engagement. Genau das wächst seit Jahren im elften Stadtbezirk enorm. Schon bei der Informationsveranstaltung wurde von Bürgern Hilfe angeboten - eine gute Veranstaltung eben.

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: