Harthof:Drunter und drüber

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Gestoppte Abrissarbeiten, Kampf um eine Ersatz-Sporthalle und keine Sekretärin: Rektorin Marion Lein-Egger von der Mittelschule an der Bernaysstraße weiß im Moment gerade nicht, was ihr am meisten Sorgen bereitet

Von Nicole Graner, Harthof

Marion Lein-Egger kann es nicht fassen. Gerade waren die Bagger noch voll im Einsatz, dann werden sie plötzlich abgezogen. "Ich stehe hier am Fenster und sehe, wie ein Tieflader einen Bagger abtransportiert", sagt sie. Die Abrissarbeiten der Bernaysschule für den kompletten Schulneubau sind voll im Gange. Doch dann geht auf einmal nichts mehr. Alles verschwindet. Nur der Schutt nicht, der überall auf dem Baugelände liegen bleibt. Tatsächlich hat die Stadt München der Abrissfirma zum 14. Juli gekündigt. Die Begründung: "nicht eingehaltene Ausführungsfristen sowie Abweichung von den vertraglich vereinbarten Leistungen bei der Bauausführung". "Wir haben jetzt hier ein riesiges Trümmerfeld", sagt Lein-Egger. "Und ich habe Angst, dass jetzt ewig nichts weitergeht."

Diese Sorge muss die Rektorin wohl nicht haben. Denn die Stadt erklärt, dass die Kündigung gerade dazu diene, den Termin zu halten - sprich, das für die gesamte Baumaßnahme angepeilte dritte Quartal 2020. Auch soll das innerhalb des Bauzauns liegende Abbruchmaterial "noch im August 2018 von der Nachfolgerfirma entsorgt werden". Die Suche nach einer neuen Abrissfirma sei, so die Stadt weiter, "bereits eingeleitet".

Allerdings: Der Abriss der alten Turnhalle, der mit viel Lärm verbunden ist, war aus diesem Grund bewusst für die Sommerferien vorgesehen. Passieren wird er nun vermutlich erst im September. Zur Schulzeit. "Genau das wollten wir vermeiden", sagt die 58-jährige Rektorin.

Plötzlich verschwunden: Baufahrzeuge wurden von einem Moment auf den anderen abtransportiert. (Foto: Florian Peljak)

Wie es weitergeht, ist Lein-Egger noch nicht klar. Klar ist nur, dass das neue Schuljahr schneller kommt als ihr lieb ist. Denn noch zwei Sorgen kommen hinzu. Die Bernaysschule braucht nach dem Abriss der alten Halle dringend eine Ersatzsporthalle. Und da kommen die Leichtbauhallen, die ehemaligen Gemeinschaftsunterkünfte an der Neuherbergstraße 24, ins Spiel.

Fredy Hummel-Haslauer (SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses Milbertshofen-Am Hart, hat in der jüngsten Sitzung deutlich gemacht, dass es für die Zwischennutzung des Leichtbauhallenstandortes Neuherbergstraße 24 sehr wohl Bedarf gebe: nämlich für die Bernaysschule.

Das Kommunalreferat hatte zwar zunächst erklärt, dass sich die Leichtbauhallen nicht für den Schulsport eigneten, aber bei einer Ortsbesichtigung zeichnete sich dann ab, dass es durchaus Möglichkeiten gebe, die Hallen "sportfähig" umzubauen. Dann zwar nicht für Ballspiele, aber für alles andere, etwa Hallenhockey mit Soft-Bällen oder Geräteturnen. "Ich nehme jede Halle", sagt Rektorin Marion Lein-Egger. Sie wisse sonst gar nicht, wie das ohne Sport die nächsten Jahre gehen solle. Schließlich bräuchten die Schüler die "so wichtige" Bewegung. "Sie glauben gar nicht, wie glücklich ich wäre, wenn das klappen könnte", erklärt sie.

Viel Schutt: Auf dem vom Bauzaun geschützten Grund liegt noch das ganze Abbruchmaterial. Wenn es klappt, soll es im August abtransportiert werden. (Foto: Florian Peljak)

Klar sei ihr auch, dass noch einige bauliche Veränderungen notwendig wären, um die Leichtbauhallen zu nutzen. Die Schule soll nun nach der Ortsbesichtigung ein Konzept erstellen und an das Schulamt weiterleiten. Diese Hausaufgaben macht die Schule bereits. In einem ersten Gespräch hat man, so die Rektorin, schon Ideen gesammelt, nun soll etwas "Tragfähiges" entwickelt werden, das auch nicht zu teuer ist.

Aber weil ja gestoppte Abrissarbeiten und eine fehlende Turnhalle noch nicht reichen, gibt es Sorge Nummer drei: Lein-Egger befürchtet, dass sie höchstwahrscheinlich zu Beginn des neuen Schuljahrs wohl ohne Sekretärin dasitzen wird. Seit Januar 2018, so die Rektorin, sei dem Schulamt beziehungsweise der Regierung von Oberbayern klar, dass ihre Sekretärin aufhöre. Lange hat sich nichts getan. Erst seit vergangenen Freitag sei die Stelle, so betont die Rektorin, nun ausgeschrieben. Bis zum 26. Juli gehe die Bewerbungsfrist. Danach müssten dann Bewerbungsgespräche geführt werden. Das Ganze hat nur einen Haken: Von 30. Juli an sind Ferien, und Marion Lein-Egger ist von 1. August an in Urlaub. "Ich kann gerade kaum mehr schlafen", sagt sie.

© SZ vom 18.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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