Harthof:Der Streit um den Standort

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Wegen der Flüchtlingsunterkunft an der Thalhoferstraße sind die Anwohner wütend auf die Stadt. Es gibt erste Klagen

Von Nicole Graner, Harthof

Eines will Holger Freese überhaupt nicht: dass sein großer Unmut über die Vorgehensweise der Stadt bei der Planung einer Flüchtlingsunterkunft an der Thalhoferstraße so gedeutet werden könnte, als ob er Flüchtlinge generell im Viertel ablehne. "Ich bin doch nicht einer derjenigen, der nicht will, dass man Asylsuchenden hilft. Es muss natürlich geholfen werden", sagt er. Aber im Falle der Unterkunft an der Thalhoferstraße, die für 200 Asylsuchende so schnell wie möglich gebaut werden soll, stelle sich eben die Frage, ob es an dieser Stelle gut sei, eine Flüchtlingsunterkunft zu errichten.

In der Tat ist Freese jemand, der unterscheiden kann zwischen populistischen Äußerungen und konstruktiver Kritik. Aber in der Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Milbertshofen-Am Hart platzte ihm dann doch der Kragen. "Ich will, dass endlich mal mit sauberen Karten gespielt wird. Es ist unerträglich, wie in dieser Sache herumgemauschelt und mit den Anwohnern umgegangen wird. Ich will endlich Fakten."

Zurück: Ursprünglich sollte auf dem Flurstück 211/2, zwölf Meter von Holger Freeses Haus entfernt, gebaut werden. Bäume wurden gefällt. Der Bauantrag aber wurde, sicher auch wegen der Bedenken der Anwohner, am 3. Juni vom Baureferat zurückgezogen. Der neue Standort - nun 60 Meter von Freeses Haus entfernt - rückte weiter westlich in die Grünanlage. Die Grünanlage, die sich von der Rathenaustraße im Süden bis zur Rockefellerstraße im Norden erstreckt, ist jedoch ein beliebter Erholungsort, der für die Erschließung der angrenzenden Häuser vor vielen Jahren notwendig war. Die Anlieger hatten damals Erschließungsbeiträge bezahlt. Alle Argumente gegen den neuen Standort (Flurstück 207/2) wurden in der Bürgerversammlung am 23. Juli von den Bürgern vorgetragen. Ebenso wurde in der Bürgerversammlung noch einmal auf das Angebot von Peter Klein hingewiesen, der der Stadt an der Eulerstraße ein Grundstück zu Verfügung stellen würde, auf dem der Riegelbau ebenfalls Platz hätte. Die Stadt versprach, die Anträge zu prüfen und dazu Stellung zu nehmen.

Das geschah bisher nicht, dafür wurde in einem Schreiben des Referats für Stadtplanung und Bauordnung vom 28. August an das Kommunalreferat die Baugenehmigung für die Notfall-Gemeinschaftsunterkunft Thalhoferstraße erteilt, in der zweiten Variante, auf fünf Jahre. In den Tagen vom 7. bis zum 9. September erhielten die Anwohner ein Schreiben mit Bauplänen und ein Unterschriftenblatt, um das Bauvorhaben anzunehmen oder abzulehnen.

Holger Freese ist sauer. Wie mittlerweile 70 Anwohner, die sich mit Unterschriften gegen den Standort an der Thalhoferstraße wehren, vor allem die Vorgehensweise und die Informationspolitik der Stadt kritisieren. Man habe ihm versprochen, die Anwohner zu informieren, falls sich etwas tun würde. "Nun erfahren wir, dass die Baugenehmigung schon vorliegt." Auch Thomas Schwed von der CSU im Bezirksausschuss kritisierte diese Vorgehensweise. Wie auch die SPD, die sich wunderte, warum Anwohner bereits Baupläne hätten, der BA jedoch nicht.

Falls die Versprechen gehalten würden, der Eingang der Flüchtlingsunterkunft im Westen liegen würde, aufgeböscht und begrünt würde und es einen Zaun gäbe, wäre diese Variante für Holger Freese in Ordnung. Dann könnte ich ", sagt er, "mit dem neuen Standort leben". Ein anderer Anwohner hat mittlerweile Klage beim Verwaltungsgericht gegen die Landeshauptstadt eingereicht, ein dritter einen Antrag auf einstweilige Verfügung gestellt, damit die Baumaßnahmen an der Thalhoferstraße gestoppt werden.

© SZ vom 15.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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