Harlaching:Zum Umsteigen gezwungen

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Eine der Alternativen: Die Tramlinie 25 bietet sich als Ausweg an. (Foto: Catherina Hess)

Bislang bringt ein Bus die Kinder zur Rotbuchenschule. Diesen Fahrservice will die Stadt aus Kostengründen einstellen

Von Julian Raff, Harlaching

Gute dreieinhalb Kilometer liegen zwischen der südlichen Stadtgrenze und der Rotbuchenstraße, die dortige Grundschule versorgt damit einen der ausgedehntesten Sprengel im gesamten Stadtgebiet. Für Familien aus Altharlaching ist der Schulbus dabei eine seit Jahrzehnten lieb gewonnene Selbstverständlichkeit und Alternative zum allmorgendlichen Eltern-Taxi. Auf dieses, aufs Fahrrad oder die Verbindung per 25er-Tram und 139er-Bus werden die Grundschüler womöglich bald umsteigen müssen: Nach einer turnusmäßigen Überprüfung im vergangenen Sommer stellt das Schulreferat (RBS) die Vergabe des Fahrdienstes an private Busunternehmer als unwirtschaftlich in Frage. Bezirksausschuss (BA) und Eltern halten jedoch dagegen.

Stadtweit gesehen, ist ein eigener Schulbus-Service mittlerweile die große Ausnahme und wird nur noch an einem halben Dutzend der 134 Münchner Grundschulen angeboten. Insgesamt legen in München noch 387 Grundschulkinder ihren Schulweg so zurück. Auf die Rotbuchenschule entfällt dabei mit 207 Schülern der größte Anteil. Allerdings haben hier, wie Stadtschulrätin Beatrix Zurek dem BA schreibt, nur 154 Kinder tatsächlich einen Anspruch auf städtische Kostenübernahme, da ihr Schulweg länger ist als zwei Kilometer. Wie das Referat für Bildung und Sport (RBS) vorrechnet, kostet der Einsatz von vier Schulbussen jährlich gut 109 000 Euro, während die Stadt mit MVV-Zeitkarten für die 154 berechtigten Schüler auf rund 63 000 Euro käme. Das "Gesetz über die Kostenfreiheit des Schulwegs" und die dazugehörige Beförderungs-Verordnung verpflichten die Kostenträger auf die wirtschaftlichere und - laut Behörde - hier zumutbare Variante. Immerhin übernimmt die Stadt demnach das MVV-Ticket für insgesamt 1524 Münchner Grundschüler. Ein Schulbus für alle Berechtigten wäre hingegen, wie Zurek schreibt, "aus wirtschaftlichen und haushaltsrechtlichen Gründen nicht leistbar". Die Schaffung eines Präzedenzfalles gelte es zu vermeiden.

Die betroffenen Eltern haben sich unterdessen in einem "Arbeitskreis Schulbus" zusammengeschlossen, der auf eine Reihe von Gefahrenschwerpunkten hinweist. Vor allem mit der Sicherheit argumentiert auch der BA. Insbesondere die Querung der von zahlreichen Einpendlern frequentierten Geiselgasteigstraße berge demnach Risiken. Die Tram-Bus-Verbindung erfordert außerdem einen frühen Start und/oder präzises Timing, da der 139er- Bus, ungeachtet aller BA-Anträge auf Taktverdichtung, im 20-minütigen Rhythmus fährt. Eine gewisse Hoffnung können Eltern und Stadtteilpolitiker nun noch auf ein vom Kreisverwaltungsreferat in Auftrag gegebenes Verkehrsgutachten setzen, dessen Ergebnis noch aussteht. Bis zum Abschluss der Untersuchung wird der Schulbus auf jeden Fall weiter fahren.

Kein Gehör findet der BA unterdessen mit seiner Idee, einen eigenen Schulstandort in Altharlaching zu planen. Das dafür geeignete Gelände an der Harthauser Straße 48 gehört noch dem Freistaat, der es aber losschlagen will, sobald die Gebäude nicht mehr als Ausweich-Probenbühne fürs Gärtnerplatztheater gebraucht werden. Einer BA-Initiative, das Areal zwecks Schulbau zu übernehmen, zeigt die Stadt bislang die kalte Schulter.

© SZ vom 25.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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