Harlaching:Rote und blaue Schmierer

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Fußballfans verewigen sich mit Graffiti neben Wallfahrtskirche

Von Julian Raff, Harlaching

Zwei Kilometer Luftlinie vom Stadion an der Grünwalder Straße entfernt, zählt das St.-Anna-Kircherl sicher nicht mehr zur Nachbarschaft der Arena. Trotzdem halten es Fußballfans immer wieder für nötig, sich direkt neben der Wallfahrtskirche zu verewigen. Wechselnde, meterhohe Schmierereien, mal der blauen, mal der roten Fraktion, verunstalten seit fast einem Jahr die Natursteinmauer an der oberen Kurve des Harlachinger Bergs. Der Bezirksausschuss (BA) würde gerne finanziell zur nachhaltigen Sanierung der Mauer beitragen, die Fundamentrelikte einer Schlossanlage aus dem 18. Jahrhundert enthält.

Einen Zuschussantrag des Pfarrverbands über 6210 Euro hat der BA dennoch vertagt. Wie sich inzwischen herausgestellt hat, gehört die Mauer nicht zum Kirchengrund, sondern ist im Eigentum einer Münchner Unternehmerfamilie. Für den BA stellt sich damit die Frage nach einer finanziellen Beteiligung der Eigentümer, nicht unbedingt aus Sparsamkeit, sondern aus Gründen der Gleichbehandlung: Fanschmierereien finden sich auf privaten Grundstücksmauern im ganzen Stadtbezirk. Für die Beseitigung mussten Eigentümer bisher stets selbst aufkommen. Sie würde sich, falls betroffen, schon "wundern und ärgern", wenn der BA die Sanierung einer Mauer komplett übernähme, nur weil diese an prominenter Stelle liegt, erklärte Helga Hügenell (SPD) im Namen aller BA-Kollegen.

Technisch ist die Beseitigung schwierig, da das sandsteinhaltige Konglomerat die Farbe eingesogen hat. Erfolg verspräche nur eine undurchlässige, abwaschbare Schutzschicht. Für Max Scherer (Grüne) vergebliche Mühe, die Mauer würde nach "drei Wochen wieder verschmiert". Andreas Babor (CSU) erwartet dagegen, dass die selbsternannten Künstler irgendwann Ruhe geben. Der BA hatte in dieser Hoffnung schon früher beschlossen, auf TSV 1860 und FC Bayern zuzugehen, damit die Vereine ihre Fanklientel disziplinieren und sich eventuell ebenfalls an den Reinigungskosten beteiligen. In erster Linie will der BA vor einem Beschluss aber prüfen, ob die Eigentümer Teilkosten übernehmen beziehungsweise, ob sie überhaupt mit einer Sanierung einverstanden sind.

© SZ vom 24.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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