Harlaching:Operation an der offenen Baugrube

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Ruhe vor dem Sturm: In den kommenden Jahren stehen dem Klinikum Harlaching einschneidende bauliche Veränderungen bevor. (Foto: Corinna Guthknecht)

Die Stadt will die Umgestaltung des Klinikums dafür nutzen, auf dessen Campus auch eine dreizügige Grundschule sowie eine geriatrische Reha-Einrichtung zu realisieren - eine echte Herausforderung für die Planer

Von Julian Raff, Harlaching

Münchens demografisch "ältester" Stadtteil beherbergt an der Rotbuchenstraße zugleich Bayerns größte Grundschule, die mit mehr als 700 Kindern längst ihre Kapazitätsgrenze überschritten hat. Den bevorstehenden Umbau des Klinikums Harlaching wird die Stadt daher nutzen, um auf dem weitläufigen Klinik-Campus sowohl eine dreizügige Grundschule als auch eine geriatrische Reha-Einrichtung für die medizinische Nachversorgung älterer Patienten zu realisieren. Derzeit existieren in München nur zwei solcher Kliniken mit zusammen 40 Betten. Beide Projekte schließen also klaffende Lücken, allerdings frühestens von Mitte des kommenden Jahrzehnts an.

Den Weg weist eine Machbarkeitsstudie, die der Stadtrat vor gut einem Jahr in Auftrag gegeben und nun als Grundlage eines Masterplans gebilligt hat. Demnach kommt als Baufeld die großteils von zwei Besucherparkplätzen belegte Nordspitze des Geländes, im Winkel zwischen Seyboth- und Theodolindenstraße, infrage. Dort wäre Platz für eine Reha-Einrichtung mit 14 000 bis 17 500 Quadratmetern Geschossfläche, davon rund 4000 Quadratmeter im nördlichen der beiden denkmalgeschützten Altbauten, sowie für eine dreizügige Grundschule mit Sportflächen im Untergeschoss und auf dem Dach.

Oberirdisch fallen rund 200 Stellplätze weg, für die mit 350 Tiefgaragenplätzen unter den neuen Gebäuden Ersatz mit Reserve entsteht. Mit dem viergeschossigen Schulbau im Nordosten, an der Theodolindenstraße sowie der Reha-Klinik im Westen an der Seybothstraße spricht sich die Machbarkeitsstudie für die kleinere von zwei Varianten aus. In der größeren hätte die Reha das südliche historische Gebäude mit genutzt und die Schule das nördliche. Der südliche Altbau läge allerdings zu weit abseits für barrierefreie Verbindungen.

Die länglichen Gebäudetrakte des nördlichen Altbaus wiederum vertragen sich nicht mit dem Lernhauskonzept. Dabei werden die Klassenzimmer im Quadrat um ein Atrium herum angeordnet. Die künftige Nutzung des Südbaus bleibt also offen, der Nordbau soll in die Reha integriert werden, nicht als Stationsgebäude, sondern für Verwaltung, Lager oder Werkstätten. Für die acht Reha-Stationen entsteht ein fünfstöckiger, 17,5 Meter hoher Neubau mit einer Grundfläche von 100 mal 25 Metern. Das vierstöckige Schulhaus fällt mit einer Fläche von 50 mal 31 Metern kompakter aus. Um den Bau auf dem kleinen Grundstück an der Seybothstraße gegenüber der Kirche Maria Immaculata unterzubringen, verschwindet die Doppelturnhalle im Souterrain. Ein Allwetter-Sportplatz und ein Schulgarten auf dem Dach sollen weiteren Platz sparen.

Einer schnellen Umsetzung des Doppelprojekts stehen aber einige Hindernisse entgegen: Baurechtlich gilt es, die Festlegung auf "medizinnahe Nutzung" soweit zu ändern, dass ein Schulbau möglich wird. Das Planungsreferat veranschlagt hierfür zwei bis drei Jahre und weitere zwei Jahre für den Schulbau, der somit keinesfalls vor Herbst 2024 zum Abschluss kommen wird - und auch das nur, falls ein Baubeginn vor Eröffnung des Klinikneubaus möglich ist. Eine Überschneidung sehen die Referate zumindest kritisch.

Definitiv bis zur Eröffnung des neuen Klinikbaus, vielleicht auch bis zum Unterrichtsbeginn der neuen Schule warten muss der Start des Reha-Projekts: Diesem weicht eine Technikzentrale, die bis zur Räumung der Bestandsbauten und dem Umzug der dortigen Betten in Betrieb bleiben muss. Gleichzeitig gebaut werden können Schule und Reha am Ende auch nur, wenn sich derweil Ausweichflächen für die Besucherparkplätze finden. Die Machbarkeitsstudie kann eine solche Alternative vorerst nicht aufzeigen.

© SZ vom 02.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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