Harlaching:Moderne Personalwohnungen

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Neues Zuhause mit Ausblick: der zehnjährige Noel Floß mit Klinik-Geschäftsführer Axel Fischer. Das Städtische Klinikum will seinen Mitarbeitern, auch solchen mit Familie, bezahlbaren Wohnraum anbieten. (Foto: Steffen Leiprecht/oh)

Auf dem Gelände des Harlachinger Krankenhauses hat die GWG ein Schwesternheim aufwendig umgebaut. Nun gibt es auch familiengerechte Apartments - durchaus ein Anreiz für einen Job bei den städtischen Kliniken

Von Julian Raff, Harlaching

Eine selbst nach Münchner Maßstäben teure Gegend wie das Villenquartier rund ums Harlachinger Krankenhaus macht es nicht leicht, erschwingliche Personalwohnungen bereitzustellen - erst recht, wenn dies kostendeckend, ohne städtischen Zuschuss geschehen soll. Mit durchschnittlich 11,50 Euro pro Quadratmeter (bei Neuvermietung) liegt der Preis für die 96 neu geschaffenen Wohnungen in einem sanierten Hochhaus auf dem Klinik-Campus auch sicher nicht am unteren Ende dessen, was Pflege- und andere Fachkräfte generell für betriebsnahes Wohnen zahlen. Allerdings hat der Standard der hellen Ein- bis Vierzimmerwohnungen auch nichts mehr mit einem Schwesternwohnheim alter Art zu tun, wo mit gemeinschaftlichen Sanitär- und Küchenbereichen von Privatsphäre keine Rede sein konnte. Mit moderner, Familien- und WG-tauglicher Ausstattung dürften die Wohnungen neuen Mitarbeitern die Entscheidung für Harlaching erleichtern, hofft die Klinikleitung.

Als eine der ersten neuen Bewohnerinnen konnte sich Elisabeth Susin hier einen Wunsch erfüllen, der auf dem freien Münchner Wohnungsmarkt wohl utopisch geblieben wäre: Seit vier Monaten wohnt die frisch ausgebildete Pflegerin hier auf 46 Quadratmetern mit ihrem Freund Silvan Rupprecht, der kürzlich seinen Job im MVG-Marketingteam aufgenommen hat. Die Aussicht auf eine gemeinsame Wohnung ließ die 24-Jährige nicht lange zögern, sich nach der dreijährigen Ausbildung in Memmingen für die teure Landeshauptstadt zu entscheiden, trotz ebenbürtiger Perspektiven in der westbayerischen Heimat. Einen Bonus zum modernen Ambiente liefert der Ausblick aus dem siebten Stock - zumal von mildem Oktoberlicht in Szene gesetzt, wie nun beim Besuch von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Noch mehr Panorama genießen Sonja und Jens Floß, die von November an zusammen mit ihren 15- und zehnjährigen Kindern Vivienne und Noel eine 90 Quadratmeter große Vier-Zimmer-Wohnung im zwölften Stock beziehen. Das Beispiel der Familie Floß zeigt, dass es auch innerhalb Münchens Anreize braucht, um medizinische Fachkräfte anzuwerben: Für die Harlachinger Wohnung haben die Floß' ein etwa gleich großes Reihenhaus im Münchner Norden aufgegeben. Auf dem Münchner Wohnungsmarkt keine leichte Entscheidung - schon gar nicht, wenn sie unter Zeitdruck ansteht, so schnell, wie die führungserfahrene Fachkrankenschwester die Zusage für Stelle und Wohnung in der Hand hatte.

Das 14 Stockwerke hohe Gebäude gehört zu einem Bestand von 400 Wohnungen auf dem Klinikgelände, den die städtische Wohnbaugesellschaft GWG 2013 übernommen hat. Ein Großteil des 1964 als Gemeinschafts-Wohnheim konzipierten Baus stand damals leer. Im Zuge der Grundsanierung ersetzte die GWG die veralteten Klein-Apartments für Alleinstehende durch einen Mix mit einer Durchschnittsgröße von 37,5 Quadratmetern. Neue Grundrisse hätten allerdings die Kosten kaum auf 20 Millionen Euro getrieben. Ein Großteil des Aufwands ging in Energieoptimierung, unabhängige Ver- und Entsorgungsnetze und optimalen Brandschutz mit direkter Feuerwehralarmierung und Entrauchungsanlagen.

Im örtlichen Bezirksausschuss waren Befürchtungen laut geworden, die Wohnungen könnten auf dem freien Markt landen. GWG und Klinikum versichern, dass dies nur möglich wäre, falls sich kein Bewerber aus der Belegschaft der städtischen Betreibergesellschaft Klinikum München findet - unwahrscheinlich bei Belegungsrechten für 1000 Wohnungen auf 7000 Mitarbeiter. Auch eine schleichende Umwandlung in "normalen" Wohnraum sei nicht zu befürchten, da die Mietverträge ans Arbeitsverhältnis gekoppelt sind. Weitere 80 Personalwohnungen entstehen auf dem Gelände des Münchenstift-Altenheims an der Tauernstraße.

© SZ vom 14.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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