Harlaching:Heinrich der Löwe gibt sich nicht geschlagen

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Lagerfeuer-Romantik: Für manche Teenager nicht mehr cool genug. Die Harlachinger Pfadfinder bemühen sich dennoch, neue Gruppenleiter zu finden. (Foto: Catherina Hess)

Der Pfadfinder-Stamm sucht Leiter, damit die vor zwei Jahren aufgelöste Jugendgruppe wieder aufgebaut werden kann

Von Corbinian Wildmeister, Harlaching

Für manchen mag das überholt oder altbacken wirken, für die Anhänger der Pfadfinderbewegung sind ihre Ziele heute so aktuell wie eh und je. "Kindern und Jugendlichen einen respektvollen Umgang mit der Natur und anderen Menschen nahezubringen", darin sieht Sara von Festenberg die Hauptaufgabe eines Gruppenleiters beim Verband Christlicher Pfadfinder (VCP). Bei Zeltlagern, Wanderungen und Fahrten ins Ausland sollen die jungen Pfadfinder Werte wie Rücksicht, Verantwortung und Selbstständigkeit lernen und natürlich viel Spaß haben.

Doch der Stamm "Heinrich der Löwe" (HDL) des VCP in Harlaching ist vom Aussterben bedroht, denn im Moment kann er keine Pfadfindergruppe anbieten, und damit gibt es auch keinen Nachwuchs. Grund dafür ist nicht etwa das mangelnde Interesse von Seiten der Kinder, sondern dass es an jungen Menschen fehlt, die Lust haben, eine Gruppe zu leiten.

Das Problem besteht nun schon seit etwa zwei Jahren, nachdem sich die letzte Gruppe jugendlicher Pfadfinder des Stamms aufgelöst hat. "Das war sehr schade, denn im Alter von 13 Jahren sollen die Jugendlichen anfangen, mehr Verantwortung zu übernehmen und kleinere Posten, zum Beispiel als Materialwart, zu bekleiden, sodass sie mit 16 Jahren bereit sind, auch selbst Pfadfindergruppen zu leiten", erklärt HDL-Stammesleiterin von Festenberg.

Gleich mehrere Faktoren haben damals laut der Alt-Pfadfinderin zum Auseinanderbrechen der Gruppe geführt. Vor allem wegen der hohen schulischen Belastung und häufigen Nachmittagsunterrichts im achtjährigen Gymnasium sahen sich einige Jugendliche gezwungen, eine ihrer Freizeitaktivitäten aufzugeben, wobei die Wahl dann oft auf das Pfadfinder-Dasein gefallen sei. Zudem habe es auch einige Eltern gegeben, die ihren Kindern nicht erlaubt haben, mit auf die Zeltlager zu fahren, damit diese genügend Zeit haben, sich für ihre Prüfungen vorzubereiten. Und das, obwohl angeboten wurde, während der Ausflüge täglich zwei bis drei Stunden Lernzeit einzuräumen.

Schwierig sei zudem gewesen, dass sich ein paar der Jugendlichen von einem gewissen Punkt an "zu cool waren" für die typischen Pfadfinder-Aktivitäten. Stattdessen haben sie sich bei den wöchentlichen Treffen und den gemeinsamen Fahrten zunehmend nur noch mit Fußball und Smartphones beschäftigt und diejenigen, die ernsthaft mitmachen wollten, ausgegrenzt, will Sara von Festenberg beobachtet haben.

Um seinen Stamm am Leben zu erhalten, sucht der HDL nun nach neuen Freiwilligen, die zusammen mit drei bis vier Gleichgesinnten eine Gruppe von Jungen und Mädchen im Alter von acht bis zehn Jahren oder eine Gruppe von Jugendlichen im Alter von elf bis 13 Jahren leiten möchten. An diesem Mittwoch, 10. Mai, 18.30 Uhr, findet in der Emmauskirche an der Langobardenstraße 14 daher eine Informations-Veranstaltung statt. Auch Personen ohne Pfadfinder-Vorerfahrung, die Lust haben, sich zu engagieren, sind dazu eingeladen. Der Stamm übernimmt gegebenenfalls die Kosten für den notwendigen Gruppenleiterkurs und den Erste-Hilfe-Kurs.

© SZ vom 10.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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