Harlaching:Auf eigenes Risiko

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Die Stadtviertelvertreter fordern, dass die seit Jahren gesperrten Wege am Isarhang wieder freigegeben werden

Von Julian Raff, Harlaching

Luftlinie sind es nur ein paar Schritte von der Hochleite ins Isartal. Fußgänger und Radler müssen aber lange Umwege in Kauf nehmen, zumindest falls sie auf einem legalen und sicheren Weg von Altharlaching zum Fluss gelangen wollen. Vor gut sechs Jahren ließ die Stadt die steilen Treppenabgänge und den auf halber Hanghöhe laufenden Weg wegen drohender Steinschlag- und Hangrutschgefahr sperren. Zwischen Marienklause und Großhesseloher Brücke führt nur noch die auf halber Strecke gelegene Treppe am Ende der Hermine-Bland-Straße ins Tal. Zu erhöhter Vorsicht mahnte nicht zuletzt ein Felssturz mit tödlichen Folgen, der sich 2011 in Stein an der Traun ereignet hatte. Bis heute ist es bei der Sperrung geblieben, nachdem der Bayerische Verwaltungsgerichtshof 2013 der Stadt die geplante Hangsicherung mit Verschalungen und Fangnetzen aus Naturschutzgründen untersagt hatte. Vor allem die Holztreppen sind seither fast komplett verfault, was den Auf- und Abstieg inzwischen auch für jene Fußgänger fast unmöglich macht, die sich bisher über Vorschriften und Absperrungen hinweggesetzt hatten. Von Stahlnetzen und Betonmauern will auch der Bezirksausschuss (BA) Untergiesing-Harlaching den Steilhang und die darin eingelagerten Nagelfluhfelsen frei halten. Das Gremium sieht dennoch eine Möglichkeit, die Abgänge wieder herzurichten und frei zu geben, wie es die Harlachinger auf der Bürgerversammlung im November gefordert hatten: Der Isarhang gilt derzeit als "Grünanlage" mit entsprechenden Anforderungen an die Sicherheit von Wegen. Eine Umwidmung zum Wald könnte das Problem lösen, da das Bundeswaldgesetz von erhöhter Eigenverantwortung ausgeht. Dieses "waldrechtliche Haftungsprivileg" hält das Baureferat hier für "nicht anwendbar aufgrund der zahlreich vorhandenen Erholungseinrichtungen und der starken Frequentierung durch Erholungssuchende".

Bestärkt durch einen Forstrechtsexperten der Hochschule Weihenstephan sind sich die Verwaltungsbeamten in diesem Standpunkt derartig sicher, dass sie zu einem kürzlich angesetzten Ortstermin des Bezirksausschusses gar nicht erst erschienen. Dabei hätten sie sich vor Ort davon überzeugen können, dass "Erholungssuchende und - einrichtungen" zwar im Talboden Platz finden, aber sicher nicht am extrem steilen, von senkrechten Wänden durchsetzten Isarhang, wie im BA vor allem Andreas Babor und Ferdinand Brinkmöller (beide CSU) betonten. Aus demselben Grund könne es, abseits der bestehenden Wege, auch keine "wilden Trampelpfade" hinab ins Tal geben, deren drohende Ausbreitung Christa Knappik (SPD) zu ihrer einsamen Gegenstimme bewog.

Der BA fordert nun also die Instandsetzung und Öffnung der Wege, die großteils im 19. Jahrhundert vom Schleusenwärter der Marienklause angelegt wurden und seither ohne Steinschlagunfälle begangen werden. Zumindest ein Weg, idealerweise der beim Biergarten Menterschwaige, soll dabei fahrradtauglich hergerichtet werden. Eine Freigabe auf eigenes Risiko hält der studierte Geologe Brinkmöller auch deshalb für vertretbar, da die hiesigen Nagelfluhbänke auf einem soliden natürlichen Fundament ruhen würden - anders als der bedenklich bröckelnde Fels im Klettergarten Buchenhain/Baierbrunn im Landkreis München.

© SZ vom 09.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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