Haidhausen:Von der Fahrradstraße bis zum Kneipenstopp

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Sehr grün, mitunter aber zugeparkt und deshalb verdichtet: Der Johannisplatz in Haidhausen verträgt eine Schönheitskur, finden die Anwohner. (Foto: Catherina Hess)

Die Haidhauser Bürgerversammlung befasst sich mit den Auswirkungen des Wachstums und lehnt neue "Hotspots" ebenso ab wie Taxi-Privilegien. Die Anwohner wünschen sich Begegnungsräume und einen schöneren Johannisplatz

Von Johannes Korsche, Haidhausen

Wie derzeit die Stimmung in Haidhausen ist, wenn es um den Autoverkehr geht, lässt sich an einem Augenblick am Dienstagabend gut erkennen. Gerade hat die Vorsitzende des Stadtteilgremiums, Adelheid Dietz-Will (SPD), in den gut besuchten Festsaal des Hofbräukellers hinein gerufen, dass sie die SUVs, "diese Panzer", auf den Münchner Straßen am liebsten verbieten würde. Überhaupt sei eines der wichtigsten Themen in den kommenden Jahren, ein Verkehrskonzept für München und die umliegende Region zu entwickeln. Die gut 160 Besucher der Haidhauser Bürgerversammlung, die Stadtrat Hans Theiss (CSU) leitet, beklatschen diese Ideen laut. Denn, das zeigt die Mehrheit der Anträge, der Verkehr beschäftigt sie.

Außerdem wollen sie das Neubaugebiet auf dem ehemaligen Paulaner-Areal mitgestalten. Sie forderten den vor Jahrzehnten beschlossenen Kneipenstopp konsequent durchzusetzen. Zudem soll der Johannisplatz verschönert, und es soll an Silvester nicht mehr privat geböllert werden. Der Johannisplatz sei die einzig größere Grünfläche in ihrer Umgebung, sagte Carolin Seizinger-Adam. Doch inzwischen sei der Platz "vernachlässigt", zwischen den Bänken wünscht sie sich Ziersträucher. Außerdem soll mit baulichen Eingriffen verhindert werden, dass weiterhin - so habe sie es beobachtet - Autos Teile des Platzes zuparken. Der Rasen sei schon ganz festgefahren, diese Grünflächen seien wiederherzustellen. Auch ein anderer Antrag widmet sich dem Johannisplatz. Um die parkenden Autos vom Platzausgang auf Höhe der Kirchenstraße 16 zu vertreiben, solle dieser Bereich künftig so gestaltet sein, dass ihn nur noch Fußgänger nutzen könnten. Dietz-Will verwies darauf, dass der Bezirksausschuss sich schon seit Jahren mit der Umgestaltung des Johannisplatzes beschäftige. Ein Workshop, bei dem Bürger ihre Ideen einbringen sollen, sei etwa für Mitte Mai geplant, so das Direktorium.

Geht es nach den Haidhausern, wird sich die Kirchenstraße künftig verändern und eine Fahrradstraße sein. Außerdem soll es Taxis nicht mehr erlaubt sein, von der Berg-am-Laim-Straße geradeaus in die Kirchenstraße zu fahren. Schon heute ist dieser Weg für Privatautos verboten. Werden diese Punkte umgesetzt, sind an der Kirchenstraße "alle zufrieden und safe", so der Antragssteller Christian Präg. Verkehrsberuhigung für das ganze Viertel will ein weiterer Beschluss der Versammlung schaffen. Der sieht eine "flächendeckende Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern" vor.

Um Beruhigung ging es auch beim Thema "Kneipenstopp", einem mehr als zwanzig Jahre alten Verbot, noch mehr Gastronomie in weiten Teilen Haidhausens zu erlauben. So stört sich eine Anwohnerin des ehemaligen Hotels Preysing daran, dass in den einstigen Frühstücks- und Konferenzräumen des Hotels eine Bar eröffnet, wenn das Hotel nach seiner Sanierung wieder Gäste empfängt. "Hat denn die Stadt aus dem Glockenbach- und Gärtnerplatzviertel nichts gelernt?", fragte Hildegard Hartmann. Es brauche keinen neuen "Hotspot", sondern bezahlbare Wohnungen. Der Kneipenstopp müsse konsequent umgesetzt und die erteilte Genehmigung für die neue Bar im Hotel überprüft werden.

Bei einem weiteren Anliegen der Haidhauser ging es streng genommen um das Nachbarviertel, die Au. Auf dem ehemaligen Paulaner-Gelände - dort zieht die Bayerische Hausbau momentan 3 500 Wohnungen hoch - soll auch ein Gemeinschaftsraum für das Viertel unterkommen. Leider sei der ursprünglich dort geplante Nachbarschaftstreff wieder aus der Planung gefallen, bedauerte Dieter Rippel in seinem Vortrag. Inzwischen hätten die katholischen und evangelischen Gemeinde im Viertel, Sankt Johannes und Mariahilf, die Initiative "JoMa" gegründet, die bereit sei, "für alle einen Raum der Begegnung und des Austausches zu schaffen". Möglich sei ein "ehrenamtliches Café", in dem sich Bewohner des Viertels treffen könnten. Zudem seien auch ein Beratungsangebot sowie offene Gruppenräume denkbar - auch wenn das einen klassischen Nachbarschaftstreff nicht ersetzen könne. Die Stadt soll nun prüfen, wie sie ein solches Projekt fördern kann. Entweder finanziell oder bei der Suche nach geeigneten Räumen auf dem ehemaligen Paulaner-Areal.

© SZ vom 28.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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