Haidhausen:Unter der Kastanie

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Nach jahrelangem Hin und Her endlich Wirklichkeit: Den Blick auf den Wiener Platz, im Hintergrund thront die Sankt Johann Baptist-Kirche, auf Stühlen und Bänken genießen. (Foto: Catherina Hess)

Am Wiener Platz locken nun Stühle und zwei Bänke zur Rast

Von Johannes Korsche, Haidhausen

Immer mal wieder zeigte sich die Sonne in den vergangenen Tagen und ließ erahnen, wie schön München sein kann, wenn die Stadt nach den letzten Winterwehen langsam auftaut. Für die Haidhauser gibt es während der warmen Sonnenzeit einen neuen Ort, an dem sie ihre Köpfe der Sonne nach ausrichten können: Vor der ehemaligen Gaststätte "Zum Huterer", am nordöstlichen Ende des Wiener Platzes, stehen nun Stühle unter der Kastanie. Davor zwei Bänke ohne Lehnen, auf denen man sich entweder den Stühlen zuwenden kann oder aber den Blick auf den Wiener Platz und die Kirche St. Johann Baptist genießt.

Die Freude im Haidhauser Bezirksausschuss darüber ist größer, als man erwarten könnte, wenn man von der überschaubar großen Anzahl von neuen Sitzplätzen hört. Das liegt an der Vorgeschichte, die von Pumuckls Meister Eder zu Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und von einem widerrechtlich aufgebauten Zaun bis zum Aufstellen der Bänke führt.

Die Gaststätte "Zum Huterer" war einst nicht nur bei den Haidhausern beliebt, auch Meister Eder besuchte die Gaststätte - zumindest diente ihre Fassade als Kulisse für seine Stammtischkneipe in der beliebten Fernsehserie. Doch mit der Zeit kam nicht nur Meister Eder nicht mehr, die Gaststätte machte zu, und das Haus wurde verkauft. Damit verfiel die Erlaubnis, den Grund rund um die Kastanie "privat" zu nutzen, er fiel wieder der Stadt zu. Eigentlich. Denn von all dem unbeeindruckt, erneuerte der neue Hausbesitzer den Zaun, der das Viertelrund vom Wiener Platz trennte. Das rief die Haidhauser Lokalpolitiker auf den Plan, sie schrieben den Oberbürgermeister an, der im Februar 2018 seine Unterstützung zusicherte.

Ein paar Monate später war der Zaun verschwunden, doch die Ideen des Baureferats, wie sich der neu-alte öffentliche Platz gestalten ließe, verfingen bei den Stadtteilpolitikern nicht. Nun, nach all dieser Arbeit, sollte es auch nach ihrem Geschmack schön sein - am liebsten mit einer Rundbank um den Baumstamm. Doch das lehnte das Baureferat ab, um die Wurzeln zu schützen. Stattdessen ist eine "wassergebundene Wegedecke" um den Baum angelegt, auf der die Stühle stehen und das Regenwasser versickern kann. Die Bänke stehen davor - auch als Erinnerung an das jahrelange Ringen.

© SZ vom 29.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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