Haidhausen:Ungutes Gefühl

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Frage und Antwort: Wissenschaftler in der Diskussion mit Nachbarn. (Foto: Allesandra Schellnegger)

Tierversuche, Radioaktivität: Die Nachbarn des neuen Krebsforschungszentrums äußern am Infotag ihre Bedenken

Von Katharina Eichinger, Haidhausen

Bei der Behandlung von Krebserkrankungen spielt der Zeitpunkt der Entdeckung eine wichtige Rolle; je früher ein Tumor erkannt wird, desto größer sind die Therapiechancen. Mit dem Forschungsgebäude für Translationale Onkologie (Translatum) am Klinikum rechts der Isar entsteht ein neues Forschungszentrum in Haidhausen, das sich auf die frühe Erkennung von Krebs spezialisiert. Dort sollen Ärzte, Ingenieure und Naturwissenschaftler zusammenarbeiten. Vor allem Tierversuche lösen bei Anwohnern allerdings Bedenken aus.

Markus Schwaiger, Gründungsdirektor des Forschungszentrums, wünscht sich, dass Haidhausen stolz auf das neue Institut sein soll. Er steht denn auch während eines Informationstages Rede und Antwort. Er erklärt, dass das Klinikum als Universitätsklinik der TU München (TU) eine gute Krankenversorgung gewährleisten wolle, zugleich aber "auf dem Gebiet der Forschung seine Beiträge liefern muss". Verglichen mit anderen Universitätskliniken habe das Klinikum der TU bisher nicht genügend Forschungsflächen. "Wir wollen Forscher bündeln, die ganz konkret an einem Thema arbeiten" - der frühen Krebs-Erkennung.

Ein heikles Thema sind die Tierversuche, die im Untergeschoss des Instituts durchgeführt werden sollen. "Wir machen diese Versuche nicht zum Spaß, sondern nur dann, wenn sie erforderlich sind", erklärt Schwaiger. Zum Beispiel, wenn neue Medikamente oder Untersuchungsmethoden getestet würden: "Wir sind uns bewusst, dass die Maus kein Modell in der Gänze des Menschen ist", trotzdem seien die Versuche notwendig.

Die Experimentalräume werden im Untergeschoss sein, um Gestank zu vermeiden. "Ich wohne in der Nähe, ich bin ihr Dorn im Zahnfleisch", sagt ein Anwohner. Es ist nicht das erste Mal an diesem Tag, dass er sich kritisch zu den Tierversuchen äußert. Schwaiger versichert allerdings, dass es "keinerlei Geruchsbelästigung" geben werde. Außerdem soll durch Überwachung der verantwortungsvolle Umgang mit Tierversuchen garantiert werden. Neben 6000 Käfigen für Mäuse wird es 700 Käfige für Ratten geben.

Nicht nur an den Versuchen im Untergeschoss stören sich die Anwohner, auch die Arbeit mit radioaktiven Stoffen sorgt für Diskussion. "Die eingesetzten radioaktiven Stoffe haben extrem kurze Halbwertszeiten", sagt Schwaiger. Bereits nach Stunden, spätestens nach wenigen Tagen solle bereits die Hälfte der Stoffe zerfallen sein. Außerdem werde es einen Strahlenschutzbeauftragten geben, der für Dokumentation und Abfall zuständig sein werde.

Vor wenigen Tagen hat das Richtfest stattgefunden, nun steht in den kommenden Monaten der Innenausbau des Gebäudes an. Und neben den Laboren wird auch eine Cafeteria ihren Platz finden, denn außerhalb des Labors hätten die Wissenschaftler oft die besten Ideen. Mit dem Beginn des Innenausbaus sei die "Lärmphase" vorbei, versichert Schwaiger. Anfang 2017 soll das Forschungszentrum eröffnet werden, pünktlich zum 50-jährigen Bestehen des Uniklinikums. Diese Frist hat der Bund gesetzt, nur dann übernimmt er die Hälfte der Kosten von circa 50 Millionen Euro.

© SZ vom 24.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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