Haidhausen:"Unglaubliche Frechheit"

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Die erneuten Biergarten-Pläne am historischen "Maxwerk" alarmieren den Bezirksausschuss und Teile des Stadtrates

Von Julian Raff, Haidhausen

Aus Sorge um das grüne Idyll der Maximiliansanlagen positionieren sich Bürger, der gesamte Bezirksausschuss (BA) und Teile des Stadtrates immer deutlicher gegen den geplanten Augustiner-Biergarten am historischen Maxwerk. Das von den Rats-Grünen als kleine, Isar-verträgliche Lösung favorisierte Café im historischen Kraftwerksbau wurde dabei schon vor 15 Jahren vom noch immer aktuellen Mieter des Gebäudes beantragt und seinerzeit aus Gründen des Denkmal- und Naturschutzes abgeschmettert. Anders, als es die BA-Mitglieder bislang vermutet haben, steht das äußerlich durch Graffiti verunzierte Gebäude nicht leer. Vielmehr nutzt ein Haidhauser Ehepaar das Obergeschoss schon seit 15 Jahren für eine Filmproduktionsfirma sowie als Mode- und Kostümatelier. Im Erdgeschoss lagert die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung Geräte für die Pflege des umliegenden Parks.

Wie die Mieter im Bezirksausschuss erklärten, hatten sie schon mit Beginn der Pacht Pläne für ein kleines Café vorgelegt, nachdem sie zuvor 250 000 D-Mark in Sanierung und Kanalanschluss investiert hatten. Das historische Interieur sollte komplett erhalten bleiben, was bis heute auch der Fall ist. Nachdem der Antrag seinerzeit abgelehnt worden war, beteiligten sich die Pächter im vergangenen Herbst erneut mit einem kombinierten Konzept aus Café und Ausstellungsräumen an einem Ausschreibungsverfahren, das zugunsten der Augustinerbräu-KG ausging, der solventeste Bewerber . Dieses von Josef Schmid (CSU), Wirtschaftsreferent und Zweiter Bürgermeister, unterstützte Projekt einer Gaststätte mit 350 Innen- und 80 Außenplätzen rief im BA noch stärkeren Widerstand hervor als beim ersten Mal. Von einem "grauenvollen Vorgang an Mauschelei" und "unglaublicher Frechheit" sprach Werner Walter (Grüne), ein denkmalgeschütztes Haus im Landschaftsschutzgebiet werde "zur Ausbeutung freigegeben". Die Gremiumsvorsitzende Adelheid Dietz-Will (SPD) teilt die Empörung, musste ihre Kollegen aber daran erinnern, dass selbst der Stadtrat keinen direkten Einfluss auf die Stadtwerke München (SWM) als wirtschaftlich eigenständigen Verpächter nehmen kann. Nach Dietz-Wills Einschätzung werde es am Ende also wohl auf eine Petition hinauslaufen.

Relativ wenig Wirkung traut die Vorsitzende den erneuerten Ablehnungsbeschlüssen des Bezirksausschusses zu. Diese verweisen unter anderem auf die hohe Einwohnerdichte im 5. Stadtbezirk sowie auf den befürchteten, zusätzlichen Verkehr und die Belastung der Grünanlagen durch die dann notwendigen Liefer-Lkw. Das Gebäude selbst sei dabei mit seiner "zersplitterten" Raumaufteilung für eine Großgaststätte ungeeignet.

Die Grünen im Stadtrat hoffen unterdessen auf den städtischen Planungsausschuss, der an diesem Mittwoch, 27. April, tagen wird. Sie haben einen Antrag eingereicht, der das Café-Konzept in den Zusammenhang einer "Rahmenplanung innerstädtische Isar" rückt, die der Stadtrat in diesem Jahr fortschreiben will; in einem Vorbereitungsbeschluss ("Stadt am Fluss") von 2015 erteilte der Rat den Prüfungsauftrag für eine Kleingastronomie.

Eine weitere Nutzungsidee steuert unterdessen Helga Lauterbach bei, die sich seit Jahren energisch und sachkundig für ein Flößermuseum einsetzt. Mit ihrem Verein und der Idee, die Ausstellung an der früheren unteren Lände einzurichten, hatte Lauterbach ebenfalls am Bieterwettbewerb teilgenommen. Sie kann sich nun aber auch eine kleinere Ausstellung in Zusammenarbeit mit den jetzigen Nutzern vorstellen.

© SZ vom 26.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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