Haidhausen:Revolutions-Rap

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Wie sich Mittelschüler Kurt Eisner, der Räterepublik und der Demokratie nähern

Von Johannes Korsche, Haidhausen

"Bing", ein Handy klingelt. So hört es sich an, wenn sich die Schüler der Wörthschule in einem Radiobeitrag mit der Feldpost aus dem Ersten Weltkrieg beschäftigen. Die Feldpostkarte also als zeitgemäße WhatsApp-Nachricht? Das Hörspiel ist nur eines von zahlreichen Ergebnissen des Schulprojekts "Aufstand für den Frieden, Freiheit und Demokratie 1918/19", an dem die Mittelschüler im vergangenen Jahr teilnahmen. Von Sonntag, 13. Januar, an ist die Wörthschule mit ihren originellen Gedanken zu Kriegsende und Revolution in Bayern vor 100 Jahren im Haidhausen-Museum, Kirchenstraße 24, zu Gast. Es ist vor allem der jugendliche Blick auf die damalige Zeit, der die Ausstellung von den vielen anderen Jubiläumsveranstaltungen in München abhebt, sagt der Schulleiter der Mittelschule an der Wörthstraße, Martin Herz-Hüttinger.

Etwa 120 Haidhauser Schüler haben sich während des "Jahresprojektes der Schule" mit Kurt Eisner und dem Aufbruch in die Räterepublik beschäftigt. Herausgekommen sind dabei - unter Anleitung von Coaches des Bayerischen Rundfunks - Radiobeiträge, ein Battle-Rap, Eisner-Porträts und Mosaike. Außerdem sind zwei Filme des Bayerischen Rundfunks zu sehen, die in Zusammenarbeit mit der Wörthschule entstanden sind: "Deutschland wählt, aber wie?" der Münchner Dokumentarfilmerin Barbara Weber von 2010. Und der Film "Fremd und doch vertraut" von Paul Schwarz, der unter anderem den ergänzenden, so genannten bildungssprachlichen Deutschunterricht aus dem Jahr 2012 an der Haidhauser Schule als gelungenes Integrationsprojekt vorstellt.

"Haben Sie eigentlich noch Feldpost auf dem Speicher?" Mit Hilfe eines Coaches befragen Schüler Passanten auf dem Wiener Platz und basteln daraus einen Radiobeitrag. (Foto: Mittelschule an der Wörthschule)

Insgesamt sechs Monate lang wanderte Kurt Eisners Revolution thematisch durch alle Jahrgangsstufen. Noch heute empfängt im ersten Stock des Schulhauses eine kleine Eisner-Schau die Schüler. Besonderes Augenmerk legten die jungen Ausstellungsmacher dabei auf die Aspekte Frieden, Freiheit und Demokratie. Die Revolution im November 1918 spielte da vor allem als Suche nach Freiheit eine Rolle. Unter dem Titel "Aufstand für Demokratie" setzten sich die Schüler damit auseinander, was Demokratie im alltäglichen Umgang eigentlich bedeutet. Man müsse "aufeinander reagieren" und miteinander Lösungen finden, weshalb die Schüler gemeinsam Mosaike legten, die eben dieses Miteinander in einer demokratischen Gesellschaft symbolisieren sollen.

Die Feldpost ist der Ausgangspunkt für den Themenbereich "Aufstand für Frieden". Dass sich - trotz staatlicher Zensur - die Soldatenbriefe als Antikriegsliteratur lesen lassen, verdeutlichen Objekte der Ausstellung, sagt Herz-Hüttinger. Auch in Soldatenliedern fände sich der Wunsch nach Frieden, zumindest bei jenen, die Franz Xaver Rambold geschrieben hat. Rambold war - bis er im März 1915 für den Kriegsdienst rekrutiert wurde - Lehrer an der Wörthschule. Seine Lieder sind "das glatte Gegenteil von heroischen Soldatenliedern", sagt Herz-Hüttinger. Vielmehr seien sie Beleg für eine innere Abkehr von der gerade zu Beginn des Ersten Weltkriegs weit verbreiteten Kriegsbegeisterung. Mit der Frage, wie sich diese "Anti-Haltung" heutzutage ausdrückt, entwickelte eine Gruppe einen Battle-Rap, der ebenfalls in der Ausstellung zu hören ist. Die Rapper treten darüber hinaus auch live auf, am Dienstag, 22. Januar, 19 Uhr, im Kim-Kino, Einsteinstraße 42.

Auch Porträts von Kurt Eisner nahmen die Schüler unter die Lupe. So entstand auch das Bild von Amar Mujkic, das zum Plakat für die Ausstellung wurde. (Foto: Wörthschule)

Die Ausstellung "Aufstand für Frieden, Freiheit und Demokratie" ist Teil der städtischen Veranstaltungsreihe "1918-2018 - Was ist Demokratie? Ein Programm zu 100 Jahre Revolution und Rätezeit in München". Sie ist bis Mittwoch, 27. Februar, montags bis mittwochs zwischen 17 und 19 Uhr und sonntags von 14 bis 17 Uhr kostenlos zu sehen.

© SZ vom 11.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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