Haidhausen:Mit den Marktleuten im Protest vereint

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Die Häuschen sind zu klein, der Brandschutz reicht nicht aus. Doch die alten Marktstände am Wiener Platz haben viele Freunde. (Foto: Robert Haas)

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Stefinger will die alten Verkaufsstände am Wiener Platz retten

Die Gegner einer rigorosen Umgestaltung der Stände auf dem Wiener Platz haben einen neuen Verbündeten: den Bundestagsabgeordneten Wolfgang Stefinger (CSU). Der Parlamentarier aus dem Wahlkreis München-Ost stimmt ein in den Protest und fordert Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) auf, die gesamte Platzplanung zur Chefsache zu machen. Er registriere "große Empörung bei vielen Bürgern", schreibt Stefinger. Und er schließt sich der Forderung an, den Charme des Wiener Platzes im Herzen Haidhausens zu verteidigen. Von OB Reiter möchte der CSU-Bundestagsabgeordnete unter anderem wissen, ob die Sanierungsfähigkeit der Standl untersucht worden sei, wer für deren Bauunterhalt verantwortlich war und ob der gesamte Markt nicht unter Ensembleschutz stehe. "Der historisch gewachsene Markt hat sich zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt und ist ein Stück gelebte Tradition in München", ruft Stefinger in Erinnerung. Nun aber sei die Existenz der Standlbetreiber bedroht. Der Abgeordnete wendet sich ausdrücklich nicht gegen "Modernisierungen an den Ständen"; doch könnten diese "nicht mit der Abrissbirne erfolgen". Er habe sich deshalb in die kursierende Unterschriftenliste für den Erhalt der Standl eingetragen und den OB zu einem Ortstermin mit Übergabe der Petition eingeladen.

Die Marktleute und Stadtteilpolitiker in Haidhausen empören sich schon länger über die Pläne der Stadt zum Abriss und Neubau der Buden am Wiener Platz. In nur anderthalb Wochen sollen mehr als 600 Leute die Petition dagegen unterschrieben haben. Sie sagen Ja zu einer Sanierung, wie sie der TÜV bereits vor mehr als vier Jahren empfohlen hat, aber sehr klar Nein zu einer Beseitigung der Marktstände. Auch viele Anwohner des Wiener Platzes wollen die typischen Häusl aus den 1930er-Jahren nicht mehr missen. Das Kommunalreferat der Stadt hält eine bloße Sanierung jedoch "nicht für zielführend". Denn die Stände erfüllten die von der EU vorgegebenen Anforderungen an Hygiene und Brandschutz sowie die Arbeits- und Gesundheitsvorschriften schon lang nicht mehr. Außerdem seien die Häusl schlicht zu klein. Probleme gebe es überdies mit der Müllabfuhr. Zumal im Sommer liefen die Container über und zögen Ratten an. An einer durchgreifenden Umgestaltung des städtischen Marktes führe folglich kein Weg vorbei.

Dass Handlungsbedarf besteht, sehen die Ständebetreiber ein. Sie befürchten allerdings Einbußen während des Umbaus und dass am Ende kein Platz für Freischankflächen mehr bleiben könnte. Adelheid Dietz-Will (SPD), Vorsitzende des Bezirksausschusses Au-Haidhausen, hat unlängst mit weiteren BA-Mitgliedern an einem Workshop zum Thema teilgenommen. Anschließend zeigte sie Verständnis für die aufgebrachten Händler. Denn statt über eine verträgliche Lösung diskutieren zu können, seien sie nur mit den Ideen der Stadt konfrontiert worden.

© SZ vom 08.06.2015 / wol - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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