Haidhausen:Folgenlose Gedankenspiele

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Wie ein Lokal im Maxwerk mit den Auswirkungen des benachbarten Wasserkraftwerks umzugehen hätte, ist nach wie vor unklar. (Foto: Robert Haas)

Vorgaben der Verwaltung für ein Lokal im Maxwerk sind irrelevant - die Stadtwerke haben solche Pläne vorerst beerdigt

Von Johannes Korsche, Haidhausen

Lange ließ sich die Stadtverwaltung nicht entlocken, ob und unter welchen Voraussetzungen ein Lokal im Maxwerk in ihren Augen möglich gewesen wäre. Ohne einen konkreten Bauantrag könne man dazu keine Aussage treffen, hieß es stets vom zuständigen Planungsreferat. Dass die Stadtverwaltung aber sehr wohl konkrete Vorschriften für ein Lokal im Kopf hatte, zeigt nun ein Schreiben, das auf mehrere Maxwerkanträge antwortet. Darin klärt das Referat Fragen zum Denkmal- und Naturschutz, macht recht präzise Vorgaben, wie in den Maximiliansanlagen überhaupt gebaut werden darf, und nimmt Bezug auf zivilrechtliche Bedenken. Interessant ist, dass sich die Stadt gerade jetzt äußert, da die Pläne für ein Lokal erst einmal auf Eis liegen: "Eine Gastro im Maxwerk ist für uns gegessen", sagt Michael Solić von den Stadtwerken München (SWM), denen das Maxwerk gehört.

Laut Rahmenplan zur innerstädtischen Isar, der mehrere Vorhaben entlang des Stadtflusses bündelt, ist in dem denkmalgeschützten, noch laufenden Wasserkraftwerk eine kleine Gastronomie möglich. Dementsprechend schrieben die Stadtwerke ein solches Projekt aus. Im Herbst 2015 erhielt die Augustiner-Brauerei den Zuschlag. Gegen deren Pläne für eine Wirtschaft mit bis zu 430 Plätzen regte sich großer Protest im Viertel und bei den Lokalpolitikern. Die Brauerei gab nicht zuletzt deswegen das Projekt auf. Mit dem Schreiben der Stadtverwaltung ist nun klar, dass ein Lokal im Maxwerk ohnehin mit einem erheblichen Aufwand verbunden wäre.

Zunächst räumt das Schreiben zivilrechtliche Bedenken aus. So stehe der Kaufvertrag von 1894, der damals einzig die "Erzeugung elektrischer Kraft mittels Wasserkraft" erlaubte, nicht gegen ein Lokal. Schließlich seien seit mehreren Jahren Teile des Maxwerks als Wohnatelier vermietet, ohne dass es zur Rückabwicklung des damaligen Vertrags gekommen sei. Zudem sei ein Lokal grundsätzlich auch denkmalverträglich, weil damit eine Sanierung und Instandsetzung des Baudenkmals verbunden sei, argumentiert die Stadt. Allerdings darf die Nutzung nicht allzu große Veränderungen für das Gebäude und seine Umgebung bedeuten. Ein Aufzug zur Dachterrasse beispielsweise komme nicht in Frage.

Richtig kompliziert wird es für einen möglichen Gastro-Betreiber aber vor allem durch die Lage im Landschaftsschutzgebiet der Maximiliansanlagen. Die macht sich vor allem deswegen bemerkbar, weil das Maxwerk für ein Lokal zunächst an die Kanalisation angeschlossen werden muss. Das dann notwendige Rohr ist etwa 350 Meter lang und klettert zum Anschluss an die Kanalisation unter der Maria-Theresia-Straße circa 15 Höhenmeter. Dabei darf es aber nur unterhalb bestehender Wege verlaufen, an deren Rand "alte, gestaltprägende Bäume" stehen. Um deren Wurzeln nicht zu beschädigen, ist zusätzlich nur ein die Vegetation schonendes Grabungs- und Verlegeverfahren erlaubt.

Die derzeitigen Fuß- und Radwege sind zugleich für die Anlieferung von Getränken und Essen sowie für den Abtransport des Mülls zu nutzen. Ein entsprechendes Konzept, das unter anderem die Lkw-Größen regelt, ist daher Pflicht. Ebenso wie "Rücksicht" auf das "aufwendig gestaltete" historische Gebäude bei der Ladezone. Unbeantwortet bleibt die Frage, wie Gäste eines Lokals vor möglichen Begleiterscheinungen durch den fortlaufenden Betrieb eines Kraftwerks hätten geschützt werden können. Das kläre erst der Bauantrag, schreibt das Planungsreferat.

Momentan seien alle Aktivitäten rund um die Vermietung und Nutzbarmachung des Maxwerks eingestellt, teilen die Stadtwerke mit. "Es erfolgt somit keine neuerliche Ausschreibung für gastronomische oder sonstige Nutzungen." Das denkmalgeschützte Haus werde langfristig eine Energieerzeugungsanlage bleiben. Man habe nun die historische Beleuchtung gemeinsam mit dem Baureferat im Bereich des Maxwerks instandgesetzt. Weitere Schritte könnten folgen, derzeit bewerte ein externer Gutachter den Zustand des Bauwerks.

© SZ vom 15.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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