Haidhausen:Die Aufregung bleibt aus

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Rund 200 Haidhauser zeigen sich bei der diesjährigen Bürgerversammlung mit der Stadtteilpolitik weitgehend zufrieden. Zu den wenigen Klagen geben hohe Bordsteinkanten, holpriges Kopfsteinpflaster und die Gestaltung des Pariser Platzes einen Anlass

Von Julian Raff, Haidhausen

Weitgehend zufrieden mit der Stadtteilpolitik, aber ihr gegenüber nicht gleichgültig zeigten sich die Haidhauser während der diesjährigen Bürgerversammlung; mit etwas mehr als 200 Zuhörern im Hofbräukeller lag der Besuch im üblichen Rahmen. Die aktive Beteiligung blieb dagegen mit nur neun Redebeiträgen weit unter dem Schnitt vergangener Jahre. Nach nur zwei Stunden konnte CSU-Stadtrat Marian Offman auf einen der zügigsten und unaufgeregtesten Versammlungsabende zurückblicken, den er je erlebt habe - ob als Zuhörer oder, wie an diesem Tag, als Leiter.

Da die umstrittenen Radweg-Pläne für die Rosenheimer Straße derzeit ruhen, fiel der große Aufreger des Vorjahres schon einmal weg. Um den nicht motorisierten Verkehr, genauer: um die Gesundheit der Radler und Fußgänger im Bereich von Haidhausens Hauptachse drehte sich dennoch ein beinahe einstimmig angenommener Bürgerantrag: Christa Läpple, wie die meisten Redner des Abends als engagierte Bürgerin bekannt, forderte präzise Schadstoffmessungen für den Bereich Rosenheimer, Lothringer und Metzstraße. Offiziell geht das Umwelt-Landesamt derzeit davon aus, dass lediglich der Stickstoff-Grenzwert, nicht aber die kritische Feinstaub-Grenze überschritten ist. Läpple und mit ihr die meisten Anwohner misstrauen diesen, lediglich errechneten Angaben allerdings - erst recht nach den jüngsten Abgas-Skandalen.

Neben dicker Luft gehören hohe Bordsteinkanten und holpriges Kopfsteinpflaster zu den Altlasten im Viertel. Dieter Rippel, der neue Vorsitzende des Vereins "Freunde Haidhausens", wünscht sich und seinen älteren Mitbürgern mehr barrierefreie Fußgängerfurten mit eingeschliffenem Pflaster und denkt dabei vor allem an die Bereiche Wiener Platz und Preysingstraße. Die Stadt könne neue Beläge und abgesenkte Bordsteine nur im Rahmen ohnehin fälliger Straßenumbauten planen, dämpfte Petra Preußer die Erwartungen ein wenig. Rippels Antrag ging dennoch mit nur zwei Gegenstimmen durch.

Fußgänger, Radler und öffentlicher Nahverkehr haben im Viertel vernünftigerweise zunehmend Vorrang; allerdings hat auch letzterer seine Tücken, wie zwei weitere Bürgeranliegen zeigten. Rosemarie Evers sprach ihren Nachbarn vom Johannisplatz aus der Seele mit ihrer Klage über "schmerzhaft kreischende" Trambahnen auf engen Schienenkurven. "Wir werden das nicht ganz abstellen können", räumte MVG-Vertreter Dominik Fritz ein, teils auch witterungsbedingter Schienenlärm komme selbst beim Betrieb der jüngsten Triebwagen-Generation vor. Gegen Bürgerkritik in Schutz nehmen musste er außerdem die neuen Expressbuslinien. Im 100-Sekunden-Abstand würden sich der X 30 und der reguläre 148er-Bus fast schon gegenseitig behindern, weshalb ein Anwohner die Zusammenlegung beider Linien zwischen Silberhornstraße und Ostbahnhof sowie eine Takt-Dehnung auf zehn Minuten beantragte. Tatsächlich brächten die neuen Expressbusse den unmittelbaren Strecken-Anliegern mit ihren wenigen Haltestellen oft wenig, so Fritz. Da die Kapazität des X 30 auf den Spitzenbereich um die Brudermühlbrücke ausgelegt sei, führen die Busse außerdem tatsächlich oft halbleer durch Haidhausen. Insgesamt gelte das Motto: "Lieber mehr Platz im Bus als überfüllte U-Bahnen". Die Mehrheit der Versammelten sah es ein und verwarf den Antrag.

Uneins mit der Verwaltung zeigen sich die Haidhauser dagegen, wenn es um die Gestaltung des Pariser Platzes geht. Auf Antrag einer Anwohnerin sprachen sie sich einstimmig für weitere Verschönerungsinitiativen aus, während es das Baureferat mit der baldigen Wiedereröffnung des Kiosks und einer 2008 erfolgten Platz-Möblierung belassen will. Besonders das kommt offenbar nicht gut an: Die seinerzeit aufgestellten Blumenkübel bezeichnete die Antragstellerin unter breiter Zustimmung als "extrem hässlich".

© SZ vom 27.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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