Haidhausen:Bauen für die Zukunft

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Mit (fast) höchster Segnung: Auftakt für das neue Seminargebäude. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Kardinal Reinhard Marx legt auf dem Gelände des Kirchlichen Zentrums an der Preysingstraße den Grundstein für einen neuen Campus. Das Seminargebäude kostet 30 Millionen Euro und soll bereits Ende 2019 fertig sein

Von Johannes Korsche, Haidhausen

Wenn das Beten auf Mörtel trifft, legt die Katholische Stiftungshochschule (KHS) auf dem Gelände des Kirchlichen Zentrums an der Preysingstraße den Grundstein für ein neues Seminargebäude. Denn während Kardinal Reinhard Marx mit den Gästen am Mittwochnachmittag das Vaterunser spricht, schließen zwei Bauarbeiter den symbolischen Grundstein mit der grauen, sehr profanen Bindemasse. Den Neubau mit seinen 28 Hörsälen und Seminarräumen lässt sich das Erzbistum München-Freising insgesamt etwa 30 Millionen Euro kosten. Es ist dabei nicht die einzige Investition in das Kirchliche Zentrum. Auf das Hochschulgebäude soll Ende 2019, wenn die Bauarbeiten planmäßig fertig sind, eine neue zweizügige Grundschule folgen. Die Vision: Grundschule, Edith-Stein-Gymnasium, dessen Gebäude momentan saniert wird, und Hochschule an einem Ort. Ein moderner Lernort bis zum Berufseinstieg.

Derzeit bereiten sich 2400 Studierende an der KSH in Bachelor- und Masterstudiengängen auf das Arbeitsleben vor. Schwerpunkte sind dabei Sozial- und Pflegeberufe sowie die pädagogische Ausbildung. Die meisten davon in München an der Preysingstraße, einige am Campus in Benediktbeuern. Weil die Anzahl der Studierenden seit Jahren stetig steige, seien die bisherigen Räumlichkeiten zu knapp geworden, teilt das Erzbistum mit. Eine Sanierung des bestehenden Seminargebäudes sei wirtschaftlich aber nicht möglich, ein Neubau daher sinnvoll. Oder wie Markus Reif, Finanzdirektor des Erzbistums, bei seiner Begrüßung zur aktuellen Situation sagte: "Das Sinnbild für den Zustand des bisherigen Gebäudes ist ein steckengebliebener Aufzug".

Das neue Seminargebäude soll ein "Ort der Kommunikation und des Austauschs" werden, sagte Ferdinand Heide, der das Lernhaus entworfen hat. Die Architektur soll diesen Austausch nicht nur ermöglichen, sondern fördern. Daher habe sein Architekturbüro ein "heiteres, offenes Gebäude" geplant, wie Heide sagte. Um ein helles Atrium herum ordnen sich auf den vier Stockwerken die Räume an, die zwischen 50 und 150 Quadratmeter groß sind. Manche der Räume lassen sich darüber hinaus miteinander verbinden. Auch die Fasse soll dementsprechend offen wirken. So wechseln sich raumhohe Verglasungen und geschlossene Abschnitte ab. Lamellen aus Lärchenholz bieten bei den Fenstern den nötigen Sonnenschutz. Überhaupt habe man mit viel Holz und wenig Beton geplant, sagte Heide. Schließlich ist das Ziel "eine Einheit von Gebäude und dem umliegenden Garten", den das Gebäude weitestgehend unberührt lässt.

Bis es mit dem Bau losgehen konnte, hat es länger gedauert als ursprünglich geplant. Weil dort, wo heute schon die Baugrube samt Fundament einen Eindruck des künftigen Hauses bietet, archäologische Funde auftauchten. Offenbar handelt es sich dabei um die Überreste einer barocken Parkanlage, die sich einst neben dem sogenannten Preysing-Schloss an dieser Stelle befunden hat. Diesen Schluss lässt zumindest eine mehr als 30 Meter lange Ziegelmauer zu, die wohl den Hauptbereich des Parks von seinem Nebenbereich trennte. Zudem weisen einige Funde auf den gehobenen Lebensstil des Adels hin: beispielsweise eine grün glasierte, frühbarocke Ofenkachel, die mit einer Darstellung eines bärtigen Kopfes mit Federbusch und Halskrause verziert ist.

Trotz dieser Verzögerung soll das Lernhaus bis Ende 2019 fertig sein. Ein ambitionierter Zeitplan, den Marx nicht unkommentiert ließ. "Bis 2019 haben Sie gesagt, oder? Schauen wir mal." Die Gebete für einen reibungslosen Ablauf der Bauarbeiten sind seit der Grundsteinlegung immerhin schon gesprochen.

© SZ vom 03.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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