Hadern/Maxvorstadt:Von der Musik zu Gott

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"Ministrant war ich nie, aber ich habe in unserer Kirche schon früh die Orgel gespielt", sagt der angehende Priester Manual Kleinhans. (Foto: privat)

Manuel Kleinhans studierte Klavier und Dirigieren - nun wird er an diesem Wochenende zum Priester geweiht

Von Berthold Neff, Hadern/Maxvorstadt

So stellt man sich den Lauf der Dinge gerne vor. Jemand, der mal Vorstandsvorsitzender von BMW werden will, fängt als Lehrling in der Schlosserei an und steigt dann langsam auf. Und wer mal Pfarrer werden will, schnuppert schon frühzeitig in die Aura dieses Berufs, als Ministrant zum Beispiel. Bei Manuel Kleinhans, den Kardinal Reinhard Marx am Samstag, 27. Juni, im Freisinger Mariendom zum Priester weihen wird, war das anders. "Ministrant war ich nie, aber ich habe in unserer Kirche schon früh die Orgel gespielt", sagt der 31 Jahre alte Münchner. Mit "unserer Kirche" meint er die Pfarrei Fronleichnam an der Senftenauerstraße in Kleinhadern, an der Schnittstelle zwischen Laim und Hadern. Hier wird er dann einen Tag später, am Sonntag, 28. Juni, um 10 Uhr seine Primiz feiern.

Für Manuel Kleinhans ist es eine Rückkehr nach Hause, aber nur eine vorübergehende, denn nach der Priesterweihe wird er sein erstes Amt nicht hier antreten, er wird zunächst als Kaplan in St. Ludwig und in St. Joseph in der Maxvorstadt eingesetzt.

Nun ist es bei ihm nicht so, dass er von Anfang an "für Gott und die Menschen da sein" wollte, "weil es so erfüllend ist", wie er seine Bestimmung heute definiert. Zunächst wollte er für die Musik leben, mit sieben Jahren lernte er Klavier, danach Geige, dann spielte er die Orgel. Das Abitur machte er am Max-Planck-Gymnasium in Pasing, und zwar im mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig.

Das Lateinische, für einen Priester natürlich unerlässlich, lernte er trotzdem, auch weil er einen inspirierenden Lateinlehrer hatte, der seine Schüler für diese Sprache begeistern konnte, zum Beispiel auch durch eine Fahrt nach Rom.

Zunächst also stand die Musik im Vordergrund, Manuel Kleinhans studierte an der Hochschule für Musik, Klavier bei der Pianistin Martina Bauer und Orchesterdirigieren bei Bruno Weil, war Dirigent des Münchner Studentenorchesters. Es kam dann aber der Moment, in dem sich die Musik ins Private verlagerte und das Geistig-Geistliche in den Vordergrund drängte, er begann ein Studium der Theologie und Philosophie. "Irgendwann", sagt er heute, "muss man den Weg gehen, von dem man überzeugt ist". Aber welcher ist es? Ist es meine Berufung, Priester zu werden?

Bevor Manuel Kleinhans diese Frage mit einem klaren Ja beantwortete, nahm er sich eine "persönliche Bedenkzeit", reiste mit seinem jüngeren Bruder nach Jerusalem. Das war kein schneller Trip mit dem Flugzeug, sondern eine vier Wochen lange Reise auf dem Landweg über Istanbul, Syrien und Jordanien. Ein halbes Jahr arbeitete er dann als Volontär bei den Benediktinern, verkaufte Andenken an die Touristen. Und wenn er Ruhe haben wollte, ging er in die judäische Wüste, "dort findet man die absolute Stille". Und er wusste schließlich, dass er tatsächlich Priester werden wollte, wechselte 2011 ins Priesterseminar.

"Kommt, wir wollen unsere Wege gehen im Licht des Herrn" (Jes. 2, 5) lautet sein Primizspruch. Ohne Licht kein Leben, das weiß man, aber wie verschieden das Licht als physikalische Erscheinung sein kann, das hat Manuel Kleinhans im Orient erlebt. Und wer dieses sieht, "der spürt auch das Göttliche, das sich damit verbindet".

Als Priester wird er nun versuchen, dies den Menschen durch Worte zu verdeutlichen. Er könnte das nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch, Italienisch und Spanisch leisten. Und bald auch in Arabisch, diese Sprache lernt er gerade - und übt sie mit Flüchtlingen aus Syrien. In welcher Sprache auch immer er Gottes Wort verkünden wird, wichtig ist vor allem eins: "Ich will so predigen, dass die Leute es verstehen".

© SZ vom 26.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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