Hadern:Mahnmal gegen den Krieg

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Einmal im Jahr staunen: Die Anastasia-Kapelle birgt beeindruckende Fresken. (Foto: Privat)

Am 1. Mai ist die Anastasia-Kapelle ein paar Stunden lang für jedermann geöffnet

Von Berthold Neff, Hadern

In der Stille des Waldfriedhofs, umspielt von hohen Bäumen, ist seit fast 90 Jahren ein Kleinod verborgen, das sich nur einmal im Jahr den Menschen öffnet - die Anastasia-Kapelle. Am Dienstag, 1. Mai, ist es wieder soweit. Um 17 Uhr ist die Kapelle für jedermann zugänglich, bei der Maiandacht des Pfarrverbands Obersendling-Waldfriedhof mit den Pfarreien St. Hedwig und St. Joachim, die von alpenländischer Musik der Gesangsgruppe 3Xsang begleitet wird.

Die Kapelle im Alten Teil des Waldfriedhofs, etwa 300 Meter vom Haupteingang entfernt, entstand 1932 nach Plänen des Stadtbaurats Hermann Leitenstorfer, dessen bekanntestes Werk das erste richtige Münchner Hochhaus ist, das 1929 an der Blumenstraße eröffnete Alte Technische Rathaus mit einer Höhe von 45 Metern. Es gab Zeiten, da fanden die Gläubigen kaum Platz in der Kapelle. Nach 1945, als viele Gotteshäuser unter den Bomben des Krieges in Schutt und Asche lagen, diente die Anastasia-Kapelle als Gotteshaus für die Gläubigen der benachbarten Pfarrei St. Hedwig.

Um den Ansturm der Gläubigen zu bewältigen und ihnen bei den Gottesdiensten mehr Platz zu bieten, wurde vor die schmale, hohe Kapelle ein gedrungener Holzbau gesetzt. Durch ihn führt der Weg in die Kapelle, die das ganze Jahr über mit schweren gusseisernen Toren verschlossen ist. Dabei birgt das Kircheninnere beeindruckende Fresken, geschaffen von dem Münchner Maler Max Lacher. Dieser begann seine künstlerische Tätigkeit in den Goldenen Zwanzigern. Weil er sich weigerte, der NSDAP beizutreten, wurde ihm von den Machthabern eine Professur an der Kunstakademie verweigert. Nach dem Krieg gestaltete Max Lacher viele Fassaden, die mittlerweile alle Münchner und viele Touristen kennen, etwa die des Kaufhauses Beck oder die Wände des Speisesaals "Der Sumpf" im Ratskeller.

Die Fresken in der Anastasia-Kapelle schuf er noch unter dem Eindruck des Krieges, die Schergen Jesu kleidete er in schwarze und braune Uniformen, eine Mahnung an die Schrecken dieses Wahns. All dies werden die Besucher bei der Maiandacht sehen können.

© SZ vom 30.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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