Hadern:In der Anflugschneise

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Auf dem Dach des künftigen Herz-Lungen-Gefäß-Zentrums am Klinikum Großhadern soll ein weiterer Hubschrauberlandeplatz entstehen. Im Bezirksausschuss hat sich nun lautstarker Protest der Anwohner gegen die Pläne des Freistaats entladen

Von Berthold Neff, Hadern

"Die öffentliche Hand versucht, uns Bürger auszuschließen!" Das war noch einer der moderateren Vorwürfe, den etwa 50 empörte Bürger am Montagabend in der Sitzung des Haderner Bezirksausschusses (BA) äußerten. Ihr Zorn richtet sich gegen den Plan des Freistaats, am Klinikum Großhadern auf einem noch zu errichtenden Gebäude einen Dachlandeplatz für Hubschrauber einzurichten, wodurch - so die Befürchtung - Häuser und Wohnungen der Anlieger Tag und Nacht Lärm ausgesetzt wären. Dieser neue Landeplatz würde zusätzlich zu dem bestehenden im Westen des Geländes hinzukommen. Er soll den Transport der eingeflogenen Patienten in das 2015 eröffnete Operative Zentrum (OPZ) erleichtern. Durch die neue Flugschneise sehen die Menschen rings um das Klinikum jedoch erheblichen Lärm auf ihre Wohngebiete zukommen.

Vor allem Anwohner aus der Imma- und der Haseneystraße sowie aus der Neubausiedlung zwischen Prälat-Wellenhofer- und Sauerbruchstraße machten in der Sitzung ihrem Unmut Luft, wobei sie im Vergleich zu den 22 BA-Mitgliedern nicht nur zahlenmäßig, sondern auch akustisch deutlich die Oberhand behielten. Langjährige Beobachter konstatierten, dass es einen solchen Andrang in der Geschichte des Haderner Stadtviertel-Gremiums wohl noch nie gegeben hat.

Ausschließlich Rettungsflüge soll es zum Dachlandeplatz des Klinikums Großhadern geben. (Foto: Lukas Barth)

Die Bürger forderten fast schon ultimativ, dass der Bezirksausschuss eine ablehnende Stellungnahme zu dem Antrag auf Erteilung einer luftrechtlichen Genehmigung abgibt. Zu einer solchen Stellungnahme wurde der BA vom Planungsreferat aufgefordert, das im Zuge des Genehmigungsverfahren die Reaktionen aus der Stadt bündelt. Die BA-Stellungnahme soll der Stadt bis zum 5. März vorliegen.

Einen solchen regelrechten Erpressungsversuch seitens der Bürger wollte natürlich niemand im BA akzeptieren. "Wir sind das gewählte Gremium, nicht Sie", sagte Irmgard Hofmann (SPD) entrüstet. Ihre Fraktionskollegin Didona Weippert fügte hinzu, dass der BA ohnehin "nicht die richtige Adresse für diesen Protest" sei, es handle sich vielmehr um ein staatliches Projekt. Der BA-Vorsitzende Johann Stadler (CSU) wies darauf hin, dass man die Unterlagen erst vor Kurzem erhalten habe und sich noch keine Meinung gebildet habe. Ähnlich äußerte sich SPD-Fraktionssprecher Gerhard Fries, und Renate Unterberg (Grüne) wies darauf hin, dass man die vom Klinikum Großhadern bereits vor längerer Zeit angeforderte Statistik zu den Flugbewegungen der vergangenen Jahre immer noch nicht erhalten habe. Solange diese Zahlen nicht vorlägen, wäre es ein Unding, sich ein abschließendes Urteil zu dem neuen Hubschrauber-Standort zu bilden. CSU-Fraktionssprecher Peter Winklmeier sagte, es gehe hier noch nicht um einen Bauantrag, sondern lediglich um ein luftfahrttechnisches Verfahren.

Die Anwohner ließen sich dadurch aber kaum beruhigen. "Wenn das Luftamt Süd diesen Korridor genehmigt, können wir die Sache eh vergessen", sagte ein Mann aus der Josef-Sterr-Straße und fügte hinzu: "Diesen Korridor zu verhindern, ist unsere einzige Chance." Eine Anwohnerin aus der Haseneystraße sagte, die Stadtverwaltung - und der Bezirksausschuss als ihr lokales Organ - sei dafür verantwortlich, ihre Bürger vor ausufernden Immissionen zu schützen. Systematische Lärmminderung gehöre zur "unumstrittenen Aufgabe für die kommunale Planung", formulierten die Anlieger in einem Schreiben, das sie dem Bezirksausschuss vorlegten. Sie sind der Meinung, dass die schalltechnische Untersuchung im vorgelegten Lärmgutachten auf "unrichtigen und unzureichenden Ermittlungen" beruht. Die Zahl der Flugbewegungen sei viel zu niedrig angesetzt, und die Art und Weise, wie sich der Fluglärm auf die Wohnbebauung auswirke, falsch berechnet.

Dem Staatlichen Bauamt München 2 zufolge ist der neue Landeplatz erforderlich, um die Patienten schneller in den Schockraum im südöstlichen Erdgeschoss des neuen OPZ zu bringen, das im Norden des Bettenhauses liegt. Der Landeplatz soll auf dem Dach des neuen Herz-Lungen-Gefäß-Zentrums entstehen, mit direkter Anbindung an das OPZ. Vom bisherigen Bodenlandeplatz (der weiter bestehen bleiben soll) müssen die Patienten in einen Rettungswagen umgelagert und entlang der Marchioninistraße zum Schockraum gefahren werden. Aus medizinischer Sicht sei dies ein "kritischer Zustand", vor allem für schwerst verletzte und kranke Patienten (Polytrauma, Schlaganfall, akutes Koronarsyndrom, Sepsis oder Multiorganversagen).

Der Antrag mit Gutachten und Plänen ist im Planungsreferat, Blumenstraße 28b, noch bis zum 28. Februar einzusehen. Einwendungen können bis zum 14. März erhoben werden, beim Planungsreferat und im Luftamt Südbayern, Heßstraße 130.

© SZ vom 13.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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