Hadern:Im Dreieck nach oben

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Auf ihrem Neufriedenheimer Gelände will die Augustinum-Gruppe einen 40 Meter hohen Turm für 90 Senioren-Apartments errichten, Baustart soll Ende 2020 sein. 55 teils geschützte Bäume müssen gefällt werden

Von Berthold Neff, Hadern

Neubau, der nächste: Genau dort, wo früher die Simeonskirche am Stiftsbogen stand, wird das Augustinum Neufriedenheim einen Wohnturm mit dreieckiger Grundfläche und 13 Geschossen und 90 Apartments errichten, der mit 40 Metern so hoch sein wird wie die anderen Gebäude, die innerhalb von fast 60 Jahren in Kleinhadern aus dem Boden gestampft wurden. Am Montagabend präsentierten Ralf Schmidt, der in der Augustinum-Gruppe das Baumanagement verantwortet, Stiftsdirektorin Christiane-Maria Rapp sowie der Architekt Robert Meyer die fertigen Pläne für das Projekt erstmals im Bezirksausschuss (BA) Hadern.

Im Stadtviertel-Gremium war die Verwunderung groß, dass man so spät über dieses doch beträchtliche Vorhaben informiert wurde - vor allem deshalb, weil spätestens im Februar 2020 immerhin 26 Bäume gefällt werden sollen, deren Stammumfang so groß ist, dass für sie der Baumschutz gilt - eine Aufgabe für den Baumschutzbeauftragten des örtlich zuständigen Gremiums. Mit Erstaunen nahmen die BA-Mitglieder auch zur Kenntnis, dass sie vom Planungsreferat, speziell von der Lokalbaukommission, nicht darüber informiert wurden, dass ein Antrag auf Vorbescheid gestellt wurde. Auch dass inzwischen - Mitte Oktober - der Bauantrag eingereicht worden war, wusste niemand von den BA-Mitgliedern. "Wir waren bisher nicht involviert", kritisierte der BA-Chef Johann Stadler (CSU), und sein Fraktionskollege Michael Behr, Vorsitzender des Unterausschusses Bau, verlangte schnellstens Einsicht in die Pläne: "Ohne Bauausschuss geht gar nichts."

Der Entwurf des Büros Meyer und Karlhuber Architekten orientiert sich in der Höhe an den anderen Gebäuden auf dem Areal. Visualisierung: form 3D (Foto: N/A)

Die Augustinum-Vertreter und der Architekt, die ja auf eigene Initiative in die Sitzung gekommen waren, gaben - auch mit diversen Plänen im Detail - Auskunft über das Vorhaben, dessen Bau gegen Ende des kommenden Jahres beginnen soll. Architekt Robert Meyer sagte, durch den dreieckförmigen Grundriss und die abgerundeten Formen wolle man erreichen, dass der Bau "nicht so massiv in der Wirkung" sei. Durch die schlanke Form und die geschickte Positionierung auf der vorhandenen Freifläche werde es gelingen, den parkartigen Charakter des Areals zu bewahren. Meyer räumte ein, dass außer den 26 geschützten Bäumen weitere 29 gefällt werden müssten, aber dies lasse sich bei einem Projekt dieser Größenordnung nicht vermeiden. Stefanie Vilsmaier vom Münchner Landschaftsarchitekturbüro BEM (Burkhardt, Engelmayer, Mendel) versicherte jedoch, dass dafür bis zu 100 neue Bäume nachgepflanzt würden, davon etwa 40 große. Besondere Sorgfalt werde man den Freiflächen widmen, etwa den Magerrasenflächen sowie den Staudengärten. Das Angebot für Freizeit und Sport im Freien werde ausgeweitet, die Aufenthaltsqualität durch eine bessere Situierung erhöht. Geplant ist, für die Bewohner unter anderem einen Barfußweg mit Geländer anzulegen. Die Dächer der Gebäude werden begrünt. Das Dach des viergeschossigen Flachbaus neben dem Hochhaus soll als Bienenweide gestaltet werden. Aufböschungen auf dem Gelände sollen sicherstellen, dass auch größere Bäume wachsen können, ohne die darunter liegende Tiefgarage zu gefährden.

Augustinum-Bauleiter Ralf Schmidt versicherte, man werde alle Belange des Naturschutzes streng beachten. Man prüfe, in den Gebäudefassaden Nisthilfen unterzubringen und manche Bäume, in deren Totholz Insekten und Vögel Zuflucht gefunden haben, auf dem Areal anderweitig aufzustellen. Er wies darauf hin, dass die Fällarbeiten in enger Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde spätestens im Februar 2020 - also noch vor Beginn der Brutsaison - erfolgen müssen, um den Baustart nicht erheblich zu verzögern.

Markanter Grundriss: Auf das grüne Rechteck, das südlich der A96 von den Gebäuden des Augustinums begrenzt wird, entsteht das Hochhaus. (Foto: Google Earth)

Geplant ist, dass die ersten Bewohnerinnen und Bewohner schon im Herbst 2022 in den Flachbau einziehen können, die Apartments im Hochhaus werden voraussichtlich später fertig. Da sich einige BA-Mitglieder nach recht vielen Details erkundigten, versicherte er: "Wer Interesse hat, kann sich gerne schon mal bewerben." Für Isabella Fiorentino (SPD), gerade mal 31 Jahre alt, kommt das sicher viel zu früh, aber sie wollte schon mal vorsorglich wissen, was so ein Apartment kostet. Stiftsdirektorin Rapp sagte, die genauen Preise stünden noch nicht fest, aber derzeit koste ein Einzimmer-Apartment etwa 1490 Euro (einschließlich Mittagessen). Es sei ein Angebot, das sich an die Mittelschicht richte. Im Augustinum Neufriedenheim gibt es derzeit etwa 550 Apartments für insgesamt 600 Bewohnerinnen und Bewohner.

© SZ vom 11.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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