Gräfelfing:Zuschlag

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Geothermie-Bohrrechte gehen an die Gemeinde Gräfelfing

Von ANNETTE JÄGER, Gräfelfing

Die Gemeinde Gräfelfing hat nun offiziell die Geothermie-Bohrrechte: Mit Genehmigung des Wirtschaftsministeriums darf sie in einem weitläufigen Gebiet, das sich von Freiham bis fast nach Gauting erstreckt, nach Erdwärme bohren. Das gab Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing/IGG) bekannt. Wie die Gemeinde erst jetzt erfuhr, hatte sich auch die Nachbarkommune Planegg um die Rechte beworben.

Nachdem der Kraillinger Investor Baldur Trinkl, bisher Inhaber der Bohrrechte, im Oktober aus dem Projekt ausgestiegen war, hatte das Wirtschaftsministerium der Gemeinde Gräfelfing signalisiert, den Claim von Trinkl und das damit verbundene Bohrrecht übernehmen zu können. Fehlende Unterlagen konnte die Kommune nachreichen, sodass der Zuschlag nun offiziell an Gräfelfing ging. Die Rechte gelten für drei Jahre - "bis 30. Dezember 2019 müssen wir gebohrt haben", sagte Wüst.

Die Rathaus-Chefin zeigte sich erstaunt, dass zwischen Gräfelfing und Planegg bei der Bewerbung um die Bohrrechte eine Konkurrenzsituation bestand. In der Vergangenheit sei zwischen beiden Gemeinden immer von einer Kooperation bei dem Projekt die Rede gewesen. Diese ist freilich nicht vom Tisch, im Gegenteil: Verhandlungen mit Planegg sind Teil der Verlängerung des Claims, auch das Ministerium begrüßt eine Zusammenarbeit. In Planegg verteidigte Rathaus-Geschäftsführer Stefan Schaudig das Vorgehen. Der Wärmebedarf sei vorhanden in Planegg. "Warum nicht dann auch an vorderster Front aktiv sein?", begründete er den in nichtöffentlicher Sitzung gefassten Beschluss der Gemeinderäte, sich um die Bohrrechte zu bewerben. Er bestätigte, dass eine Kooperation mit Gräfelfing weiterhin eine wichtige Option ist. Wie diese genau aussehen könnte, bleibt nun Gegenstand von Verhandlungen.

Die Gräfelfinger haben die Möglichkeit, das Grundstück, auf dem Trinkl bohren wollte, diesem abzukaufen. Vorher will die Gemeinde aber prüfen, ob nicht auch ein anderer Standort - einer, der im Gemeindebesitz ist -, für die Bohrung geeignet wäre. Den Bohrantrag hat die Gemeinde laut Wüst "unfertig" von Trinkl übernommen. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung muss nun zur Vervollständigung noch nachgereicht werden. Außerdem sollen bis Mitte Mai potenzielle Abnehmer der Erdwärme ermittelt werden. Im Haushalt 2017 hat die Gemeinde vorerst zwölf Millionen Euro für das Projekt eingeplant.

© SZ vom 03.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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