Gräfelfing:Zur Lage der Jugend

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Was beschäftigt Zehn- bis 21-Jährige, welche Angebote fehlen ihnen, wie bringt man sie dazu, sich politisch zu engagieren? Eine großangelegte Befragung soll Antworten liefern - rechtzeitig vor der Kommunalwahl

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Wie ticken die Kinder und Jugendlichen im Landkreis? Was brauchen sie und was wünschen sie sich? Eine Antwort auf diese Fragen erhoffen sich die Initiatoren der ersten großen Jugendbefragung im Landkreis München. Rund 40 000 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und 21 Jahren sind in den 29 Landkreisgemeinden - im Würmtal in Gräfelfing, Planegg und Neuried - aufgefordert, von Freitag, 15. Februar, bis Sonntag, 31. März, online einen Fragenkatalog zu ihrer Lebenswirklichkeit zu beantworten. Die Aktion des Kreisjugendrings München-Land (KJR) ist Teil der jugendpolitischen Kampagne "Stimme der Jugend" des KJR, die Jugendliche zu politischem Engagement bewegen soll.

Die Online-Befragung unter dem Titel "Dein Leben im Landkreis München" (www.jb19.de) soll das Lebensgefühl der Kinder und Jugendlichen im Landkreis abbilden, sagte Landrat Christoph Göbel (CSU) bei der Vorstellung der Aktion im Jugendhaus Freizi im Gräfelfinger Ortsteil Lochham. "Es geht darum, eine Stimmungslage zu erhalten: Womit beschäftigt sich die Jugend, was sind ihre Neigungen, wie ist ihre Haltung?" Der Zeitpunkt ist bewusst gewählt: Die Ergebnisse der Auswertung des Fragebogens sollen in den bevorstehenden Kommunalwahlkampf einfließen und die Politiker auf Jugendthemen aufmerksam machen. In den Kommunen sind von Mitte des Jahres an vertiefende Veranstaltungen zu einzelnen Themenschwerpunkten geplant. Zugleich sollen die Jugendlichen selbst animiert werden, sich politisch zu engagieren. "Der Fragebogen ergibt keine Wunschliste. Die Jugendlichen sollen selbst für ihre Wünsche eintreten und aktiv werden", formulierte Blandine Ehrl vom KJR das Ziel. Sie seien aufgefordert, ihre Stimme zu erheben und Verantwortung zu übernehmen, betonte der Landrat, der Schirmherr der Aktion ist. Sich für die Gestaltung des Lebens in der eigenen Kommune einzusetzen, sei bereits Politik.

Bei den Demonstrationen der Bewegung "Fridays for Future" waren junge Leute aus der Stadt wie den Nachbar-Landkreisen ebenfalls aktiv. (Foto: Florian Peljak)

Die Fragen, die den Jugendlichen gestellt werden, sind aus ihren eigenen Reihen entstanden. Der KJR hat die Aktion gut ein Jahr lang vorbereitet und in diversen Workshops mit Jugendlichen die Inhalte der Befragung erarbeitet. So erklärt sich, warum es unter der Rubrik "Was ist an Deinem Wohnort wichtig?" neben "Einkaufszentrum" oder "Skate-Park" auch die Option "Shisha-Bar" zum Ankreuzen gebe, sagte Ehrl. Die größte Herausforderung werde sein, die Jugendlichen dazu zu bewegen, sich etwa 15 Minuten Zeit zu nehmen und Fragen zu ihrem Wohnort, ihren Interessen, Problemen, Wünschen und ihrer Meinung zu beantworten. Jüngere Kinder benötigten dabei möglicherweise Hilfestellung von Erwachsenen.

In den nächsten Wochen werden Plakate in den Landkreis-Bussen auf die Aktion aufmerksam machen, auch die Schulen sind informiert. Der KJR wird zudem Jugendzentren besuchen und über die Aktion informieren: etwa am Freitag, 15. Februar, von 17 bis 19 Uhr im "Time Out" in Putzbrunn und am Mittwoch, 27. Februar, von 15 bis 18 Uhr in der "Route 66" in Haar. Nicht zuletzt soll ein Gewinnspiel zum Mitmachen locken: Wer seine Kreuzchen macht, kann Eintrittskarten unter anderem für das "hunt4hint - Live Escape Game" oder den "Air-Hop"-Trampolinpark gewinnen, es werden Kino-Gutscheine verlost oder Tickets für das "Oben-Ohne- Open-Air". Einen Rücklauf von mindestens 10 000 Fragebögen wünschen sich die Initiatoren. Die Ergebnisse werden gemeindespezifisch ausgewertet. Sie sollen aber nicht nur die Politiker auf jugendrelevante Themen aufmerksam machen, sie sind auch als Handreichung für den KJR selbst und das Kreisjugendamt gedacht. "Wir wissen oft gar nicht, was die Kinder und Jugendlichen eigentlich wollen", sagte Sarah Stadler vom Kreisjugendamt. Die Befragung sei eine Chance, passende Angebote etwa in den Jugendtreffs zu schaffen.

© SZ vom 14.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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