Gräfelfing:"Wir machen uns abhängig"

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Ivonne Hochstetter warnt vor lässigem Umgang mit dem Internet

Von Martin A. Klaus, Gräfelfing

Der Begriff "Teufelszeug" fällt nicht an diesem Abend im Bürgerhaus, obwohl sich der Gedanke mehrmals geradezu aufdrängt. Ivonne Hochstetter, Juristin, IT-Fachfrau und Autorin des Buches "Sie wissen alles", der zum zumindest skeptischen Umgang mit der digitalen Welt mahnt, referiert über unser zunehmend vernetztes Dasein. Hochstetter blickt darauf besorgt, schließlich verbänden die Amerikaner etwa mit Begriffen wie Verfassung oder Markt andere Wertvorstellungen als Europäer, die deshalb ihren Rückstand in der IT-Technologie dringend aufholen müssten, denn: "Wir machen uns abhängig." Statt dessen forderte sie statt des Internets für Europa "ein eigenes, geschlossenes System".

Die lebhafte Diskussion nach dem Referat förderte zutage, dass Edward Snowdens NSA-Enthüllungen längst im Orkus neuer Skandale und Skandälchen versacken, obwohl Hochstetter geschildert hatte, wie sich die gespeicherten Daten vernetzen lassen und am Ende Erkenntnisse über jeden liefern. Interessant auch Hochstetters Hinweise, wie digitale Technik in unseren Autos Daten liefert, was am Ende sogar massiv an den Geldbeutel gehen kann, wenn die Versicherung entschlüsseln kann, dass man ungeachtet eines Schadensfreiheitsrabatts in Wahrheit ziemlich aggressiv und leichtfertig unterwegs war. Andere sogar über die Abrechnungsautomaten der Heizung gesammelten Daten könnten in der Summe mit anderen Erkenntnissen die Kreditwürdigkeit der Betroffenen unterminieren. Besorgt wollte zudem ein Vater angesichts der Datenfülle und Möglichkeiten der Smartphones wissen, wie er überhaupt noch erfahren könne, was die sechzehnjährige Tochter so treibt und nannte als einzigen Ausweg, selbst online zu gehen, um erkunden zu können "was sie für einen Freund hat".

Am Ende hatte Yvonne Hochstetter einen ganz simplen Rat parat. "Bitte seid daten-sparsam", sagte sie und hielt statt eines Smartphones ihr eigenes, ganz simples Handy hoch.

© SZ vom 27.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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