Gräfelfing:Schild und Schutz

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Modellprojekt in Gräfelfing will Radfahren sicherer machen

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Die Benutzung von Radwegen ist nicht immer eindeutig geregelt. Oft sind sich Radfahrer unsicher, ob sie trotz Radweges auf der Straße fahren dürfen oder nicht. Entscheiden sie sich für die Straße, werden sie von den Autofahrern regelmäßig angehupt. Jetzt soll eine Verkehrsuntersuchung Klarheit schaffen. Die Gemeinde Gräfelfing wurde ausgesucht, an einem Modellprojekt des Arbeitskreises fahrradfreundliche Kommunen in Bayern (AGFK), der Obersten Baubehörde und der Technischen Hochschule Nürnberg teilzunehmen. Am Ende der Untersuchung könnte ein neues Verkehrsschild in die Straßenverkehrsordnung aufgenommen werden: "Radfahren auf der Fahrbahn erlaubt".

Es gibt Radwege ohne Benutzungspflicht. Bei diesen ist es dem Radfahrer freigestellt, ob er sie wählt oder auf der Straße fährt. In Gräfelfing gibt es solche Radwege an der Bahnhofstraße, der Lochhamer- und der Rottenbucher Straße. "Es hat sich gezeigt, dass es manchmal sicherer für die Radfahrer ist, im Verkehrsfluss mitzufahren, anstatt auf dem Radweg", erklärt Sabrina Schröpfer, Klimaschutzmanagerin der Gemeinde. Gerade bei Abbiegesituationen seien Radler auf dem Radweg oft durch Autofahrer gefährdet. Viele Verkehrsteilnehmer sind aber oft verwirrt: Sie wissen nicht genau, was erlaubt ist und was nicht.

Das Modellprojekt beginnt am Mittwoch, 19. September. An diesem Tag untersuchen die Verkehrsexperten, die das Modellprojekt aufgezogen haben, den Ist-Zustand in der Rottenbucher- und Lochhamer Straße. Dazu werden Projekt-Mitarbeiter den Verkehr beobachten und er wird außerdem von Videokameras aufgezeichnet. Im zweiten Schritt wird dann ein neues Verkehrsschild aufgestellt. "Radfahren auf der Fahrbahn erlaubt", wird darauf zu lesen sein. Infolgedessen wird einige Monate lang beobachtet, wie sich der Verkehrsfluss verändert, am Ende steht eine Auswertung. Hat sich das Schild bewährt und für Klarheit geschaffen, wird es künftig an allen Radwegen aufgestellt, die nicht der Benutzungspflicht unterliegen. Die Gräfelfinger werden das neue Schild während des Modellprojekts in Eigenregie auch an einer anderen Stelle testen: in der Bahnhofstraße. Denn hier kommt es laut Schröpfer häufig zu Konfliktsituationen zwischen Radlern und Autofahrern.

Wie tragisch solche "Konfliktsituationen" oft enden, zeigt eine aktuelle Statistik: Demnach wurden bei den 387 im Vorjahr gemeldeten Unfällen im Landkreis 264 Radfahrer verletzt - 62 davon schwer. Zum Vergleich: In demselben Zeitraum zählte die Polizei "nur" 48 schwer verletzte Autofahrer - bei rund 7000 Unfällen. Immerhin eine positive Entwicklung ist festzustellen: Die Gesamtzahl der Fahrradunfälle im Landkreis ist in den vergangenen Jahren leicht rückläufig gewesen - und das, obgleich sich immer mehr Menschen immer öfter aufs Rad setzten.

Passend dazu startet der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) an diesem Samstag, 1. September, eine große Online-Umfrage. So will er wissen, wie fahrradfreundlich Stadt und Landkreis München eingeschätzt werden. Unter www.fahrradklima-test.de werden dazu 32 Fragen gestellt. Die Umfrage läuft bis zum 30. November.

© SZ vom 01.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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