Gräfelfing:Rundum zufrieden

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Nur 100 Gräfelfinger kommen zur Bürgerversammlung, um über die Zukunft ihrer Gemeinde zu reden. Bürgermeisterin Uta Wüst verrät ihnen, wo die Kommune günstigen Wohnraum schaffen will

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Die Themen, die im Gemeinderat oft kontrovers debattiert werden, sind nicht immer die Fragen, die auch den Bürger umtreiben. Das hat die Gräfelfinger Bürgerversammlung am Donnerstagabend deutlich gemacht. Der Bau der Entlastungsstraße, das Verkehrskonzept, die Erweiterung der Heitmeiersiedlung, um günstigen Wohnraum zu schaffen, waren die Aufreger dieses kommunalpolitischen Jahres - auf der Bürgerversammlung äußerten sich die Bürger dazu aber nicht. In Gräfelfing lässt es sich beschaulich leben, und der Bürger scheint zufrieden damit zu sein. Der Besucherandrang am Donnerstag hielt sich in Grenzen, einige der 120 Stühle im Bürgerhaus blieben leer. Und das bei 14 000 Einwohnern, die Gräfelfing zu verzeichnen hat.

Wohnen und Verkehr waren die beiden Themen, die Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing) in den Mittelpunkt ihres Berichts stellte. So erfuhren die Bürger, dass der Gemeinderat hinter verschlossenen Türen Grundstücke aus dem kommunalen Besitz unter die Lupe genommen hat, auf denen man bezahlbaren Wohnraum schaffen könnte. Etwa zehn bis zwölf Grundstücke hat er ausgemacht, enger ins Visier gerieten drei Areale: zwei in der Bahnhofstraße und eines östlich des Jahnplatzes in Lochham. Zu letzterem war bereits eine erste Studie im Bauausschuss vorgestellt worden.

Eine Ampel als Lösung? Bisher müssen Radler eine Strecke zur stark befahrenen Kreuzung Lochhamer beziehungsweise Kleinhaderner Straße und Pasinger Straße schieben. (Foto: Catherina Hess)

Von der Erweiterung der Heitmeiersiedlung war keine Rede. Das wunderte nur einen Besucher, der fragte, ob das Projekt "auf Eis" gelegt worden sei. Die Antwort der Bürgermeisterin wird all jene beruhigen, die im vorigen Jahr auf die Barrikaden gegangen sind, als erste Pläne für eine Bebauung bekannt wurden: "Das Projekt bleibt im Portfolio, liegt aber auf der Prioritätenliste eher im Mittelfeld." Anders geht es auch kaum, denn der Druck, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, verschärft sich noch in den nächsten Jahren im gesamten Landkreis. Das ging aus dem Beitrag von Landrat Christoph Göbel (CSU) hervor. Der Landkreis ist auf Wachstumskurs und zählt rund 355 000 Einwohner, "in absehbarer Zeit sind die 400 000 erreicht". Für Bestlagen in Gräfelfing zahlt man mittlerweile Grundstückspreise von mehr als 2000 Euro pro Quadratmeter, Tendenz steigend. Die Mieten liegen zwischen 17 und 25 Euro pro Quadratmeter.

In den vergangenen Jahren trieb die Bürger auf den Bürgerversammlungen vor allem der Verkehrslärm um, verursacht unter anderem durch die Autobahn A 96. Diesmal fragte nur eine Neubürgerin, die vor drei Monaten zugezogen ist, nach möglichen Lärmschutz-Maßnahmen. Die Antwort der Bürgermeisterin war erneut ernüchternd: weder Verkehrszahlen noch Lärmgrenzwerte seien so hoch, dass die Autobahndirektion zum Handeln gezwungen wäre. Auch in den Ministerien halte man die Lärmbelastung für "tolerabel".

Ins Mittelfeld abgerutscht auf der Prioritätenliste der Gemeinde: die geplante und umstrittene Erweiterung der Heitmeiersiedlung. (Foto: Catherina Hess)

Auch beim Radverkehr gibt es Verbesserungsbedarf. Martin Feldner, Bürger und Mitglied im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC), bemängelte, dass Radfahrer laut Beschilderung eine gut 200 Meter lange Strecke von der Heitmeiersiedlung über die Autobahnbrücke schieben müssten, obwohl es einen Radweg gebe. Uta Wüst erklärte die absurd anmutende Regelung mit der Tatsache, dass die Radler aus dieser Richtung nicht sicher auf die Kreuzung Lochhamer Straße/Kleinhaderner Weg geführt werden könnten. Deshalb müssen sie schieben. Für den Knotenpunkt finde sich keine gute Regelung, das hätten sämtliche Planer bestätigt. Die Gemeinde lässt aber derzeit prüfen, ob eine Bedarfsampel eine Lösung wäre.

© SZ vom 27.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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