Gräfelfing:Reines Gewissen hat seinen Preis

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Die Gemeinde Gräfelfing will ökologisch und nachhaltig bauen. Das kommt teurer, nicht nur wegen des Materials

Von annette jaeger, Gräfelfing

Ökologisch nachhaltig bauen geht nicht immer Hand in Hand mit sparsamem Haushalten. Letzteres haben Gräfelfinger Gemeinderäte in den vergangenen Monaten immer wieder laut angemahnt. Zwei Anträge der Fraktion der Grünen/Unabhängige Liste machen das Dilemma deutlich. Sie hatte angeregt, künftig möglichst natürliche Bau- und Dämmstoffe beim Neubau gemeindeeigener Immobilien zu verwenden und immer Fotovoltaikanlagen einzuplanen. Die Ausschussmitglieder stimmten den jeweiligen Anträgen zu. Beide Ideen sind in der Umsetzung mit Mehrkosten beim Bauen verbunden.

Natürliche, umweltfreundliche Bau- und Dämmmaterialien, die sowohl in der Herstellung als auch in der Entsorgung ökologisch verträglich und nachhaltig sind, seien meist teurer als herkömmliche Materialien, sagte Bauamtsleiterin Elisabeth Breiter. Auch an anderer Stelle wird ein Neubau teurer: Während Dämmmaterial wie Styrodur, das derzeit beim Anbau auf dem Schulcampus zum Einsatz kommt, sehr leicht ist, sind alternative Dämmstoffe oft schwerer. Das wirkt sich auf die Statik aus, was wiederum größere Wand- und Deckenstärken erfordert und damit höhere Baukosten verursacht, erklärte Breiter. "Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit habe ich das nie vorgeschlagen." Bauberater Bertold Ziersch wies darauf hin, dass auch die mit Kunststoffschäumen verklebten Bauteile hohe Kosten verursachen können - wenn ein Gebäude in 30 oder 40 Jahren abgerissen wird und die Entsorgung der Kunststoffe ansteht.

Auch eine Fotovoltaikanlage lässt sich nicht einfach auf jedes Dach platzieren. Der Antrag der Grünen/Unabhängige Liste sieht vor zu prüfen, ob das Dach des Schulanbaus mit Fotovoltaik versehen werden kann. "Wir prüfen das derzeit", sagt Breiter. Auch hier gebe es Anforderungen an Statik, Brandschutz und Räumlichkeiten für Elektroinstallationen. Sowohl die Untersuchung als auch die Nachbesserung sei mit Mehrkosten verbunden.

Im nächsten Schritt müssen die Gemeinderäte festlegen, welche Materialien als natürliche Bau- und Dämmstoffe gelten. Styrodur sei aus Rohöl, sagte Breiter, ein natürlicher Stoff, aber sicher nicht im Sinne des Antrags. Ebenso scheiden sich die Geister bei der Bewertung von Beton, und Tropenhölzer sind natürlich, aber in der Verwendung nicht nachhaltig. Die Ausschussmitglieder beschlossen, vom Bauamt eine Komplettliste anfertigen zu lassen, mit Standardmaterialien und umweltfreundlichen Alternativen.

© SZ vom 12.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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