Gräfelfing:Machbar, aber teuer

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Stop an go: Stau auf der Lindauer Autobahn erleben Pendler nahezu täglich. Und wenn es denn mal läuft, nimmt der Verkehrslärm zu. (Foto: Catherina Hess)

Die Probleme Gräfelfings mit der Lindauer Autobahn lassen sich aus eigener Kraft kaum lösen. Für eine Tunnel-Verlängerung reicht das Geld nicht, ein neues Eingangsportal bekräftigt die Trennwirkung des Asphaltbands

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Der Lärm der Lindauer Autobahn (A 96) beeinträchtigt die Lebensqualität am südwestlichen Stadtrand erheblich, auf Münchner Stadtgebiet ebenso wie in der Gartenstadt Gräfelfing. So empfinden es viele, die im Bereich der stark befahrenen Verkehrsader wohnen. Möglichkeiten, den Lärm einzudämmen, gibt es jedoch durchaus. Drei Szenarien hat ein Ingenieurbüro genau geprüft und jetzt den Gräfelfinger Gemeinderäten präsentiert. Die effektivste Lösung ist eine Tunnelverlängerung. Doch die kostet mehr als 100 Millionen Euro.

Die Autobahn generiert nicht nur Dauerlärm, sondern zerschneidet auch das Gemeindegebiet. Schon vor Jahren hatte die Kommune eine groß angelegte Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, um Lärmschutzmöglichkeiten an der A 96 zu untersuchen. Machbar, aber teuer, lautete das damalige Fazit. Außerdem sah man vor allem den Bund in der Pflicht, Maßnahmen zu finanzieren, erläuterte Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing) der SZ die Vorgeschichte. Vergangenen September hatte der Ausschuss für überörtliche Angelegenheiten beschlossen, das Thema erneut aufzugreifen und drei realistische Lärmschutzvarianten auf Kosten und Nutzen abklopfen lassen.

Als eleganteste Lösung erscheint die nun vorgestellte Verlängerung des bestehenden Tunnels um 800 Meter. Ein gutes Stück Lochhamer Flur würde im Bereich Lochhamer Straße bis über den Wasserbogen hinaus vom Lärmschutz profitieren. Da die Autobahn dabei auch tiefergelegt würde, könnte man den bisherigen Tunnel weitgehend zuschütten und so die trennende Wirkung der Autobahn aufheben. Der Lärmschutzeffekt dieses Projekts wäre - wie bei allen vorgestellten Varianten - allerdings lokal begrenzt. Sobald die Autos aus dem Tunnel herausfahren, ist der Lärm wieder da. Das sagte jedenfalls Andreas Langer vom Ingenieurbüro Suess, Staller, Schmitt. Die Kosten klingen happig: mehr als 100 Millionen Euro. Etwas senken ließen sie sich, wenn neuer Baugrund generiert würde, der aufgrund der Tunnel-Neuordnung entstünde. Damit könnte die Gemeinde um die 26 Millionen Euro einnehmen, lautete Langers in diesem Punkt eher konservative Schätzung.

Wesentlich greifbarer, da erheblich günstiger, erscheint da ein neues Einfahrtsportal am bestehenden Tunnel. Dabei könnte auch die Lücke zwischen der bestehenden Lärmschutzwand und dem Tunnel geschlossen werden. Diese Maßnahme wäre schon für knapp über drei Millionen Euro zu haben. Die Trennwirkung der Autobahn wäre dadurch aber nicht behoben.

Die dritte Variante sieht eine Galerie im Bereich der Heitmeier-Siedlung vor. Eine Art Dach würde über die Autobahn gebaut werden - sozusagen als Lärmschutzwand. Am Rand entstünde ein Wall, womit auch gleich ein damit einhergehendes Problem benannt wäre. "Die Trennwirkung der Autobahn bleibt mindestens erhalten", sagte Langer. Auch im Zuge dieser Lösung könnten neue Flächen vermarktet werden, was die Gesamtkosten von rund 41 Millionen auf etwa 27 Millionen Euro senken könnte.

"Machbar ist vieles, bezahlbar wohl kaum", zog Günter Roll (Bürgerverein Gräfelfing-Lochham) eine Bilanz der Präsentation. Das sahen nicht alle so. "Ich bin geneigt zu sagen: Wann fangen wir an?", setzte Peter Köstler (CSU) dagegen. Für Uta Wüst ist die Tunnelverlängerung die städtebaulich überzeugendste Variante. "Sie schneidet uns nur finanziell die Luft ab." Die Bürgermeisterin sieht nach wie vor den Bund in der Mitverantwortung, jedenfalls was die Finanzierung angeht. Der Ausbau des Tunnelportals sei allerdings auch für die Gemeinde bezahlbar und vielleicht ein erster Schritt.

Eines müsse den Gräfelfingern klar sein, machte Ingenieur Langer deutlich: Auch die Bahn und andere Hauptverkehrswege wie beispielsweise die Pasinger Straße leisten ihren Beitrag zum Dauerlärm: Nicht an allem sei die A 96 schuld.

© SZ vom 28.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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