Gräfelfing:Landwirt hofft auf Gnade

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Gekündigter Gemüsehändler erhält vielleicht noch eine Chance

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Am Donnerstag war Aufruhr im Gräfelfinger Rathaus angesagt. Bürger riefen im Ordnungsamt an, schrieben E-Mails an die Bürgermeisterin oder kamen gleich persönlich in die Verwaltung. Der Grund: Die Gemeinde hatte dem beliebten Gemüsehändler, der donnerstags mit seinem Marktstand auf dem Bahnhofplatz vertreten ist, die Genehmigung entzogen. Ab nächster Woche darf er seinen Stand nicht mehr aufbauen. Die Kunden konnten es kaum glauben, waren aufgebracht und setzten sich im Rathaus vehement für seinen Verbleib ein.

Seit mehr als zehn Jahren verkauft Landwirt Franz Manhart aus Oberwittelsbach bei Aichach sein Gemüse auf dem Gräfelfinger Bahnhofplatz. Inzwischen hat er viele Stammkunden, die es schätzen, Gemüse direkt vom Landwirt einzukaufen. Früher hat Manhart seinen Laster während der Verkaufszeit hinter dem Bürgerhaus in einer der Seitenstraßen abgestellt, berichtet er. Doch wegen der vielen Kanal- und Straßensanierungsarbeiten in den vergangenen Monaten habe er dort keine Abstellmöglichkeit mehr gefunden und seinen Lkw kurzerhand auf dem Bahnhofplatz hinter seinem Stand abgestellt.

Wiederholten Aufforderungen der Gemeinde, sein Fahrzeug woanders zu parken, sei er nicht nachgekommen, gibt Manhart zu. "Es war für mich unmachbar." Jetzt hat die Gemeinde ihm die Genehmigung entzogen, weiter seinen Stand zu betreiben, weil er sich trotz diverser Verwarnungen nicht an die Vorgaben gehalten habe, sagt Ordnungsamtsleiterin Petra Hierl-Schmitz. Zudem habe er gewusst, dass ihm ein Entzug der Genehmigung drohe, wenn er sich nicht an die Auflagen halte. Auf dem Bahnhofplatz sei es einfach zu eng, auch Schüler und andere Fußgänger überquerten den Platz. Zudem seien noch andere Dinge "nicht gut gelaufen in der Zusammenarbeit". Manhart räumt ein, dass er seinen Marktstand wenige Male im Jahr, wenn ein Feiertag auf den Donnerstag fiel, schon am Mittwoch aufgebaut habe - ohne offizielle Genehmigung der Gemeinde. Er habe sich dabei nichts gedacht, in anderen Gemeinden sei es üblich, dass der Markt dann vorgezogen werde.

In den Augen der Gemeindeverwaltung rührt die Aufregung der Bürger vor allem daher, dass sie annehmen, die Gemeinde wolle den Marktverkauf generell nicht mehr. Das sei nicht so, sagte Hierl-Schmitz. Die Gemeinde bemühe sich um Ersatz. Am Dienstag hat Manhart ein Gespräch mit Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing/IGG). Er hofft auf eine Lösung. Die Bürgermeisterin hat unterdessen in Aussicht gestellt, die Kündigung zurückzunehmen und dem Händler noch eine "Bewährungsfrist" zu geben. Dafür müsse sie aber von ihm das deutliche Signal erhalten, dass er bereit sei, sich künftig an die Regeln zu halten.

© SZ vom 18.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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