Gräfelfing:Kostenexplosion

Lesezeit: 2 min

Wird es in der Schulturnhalle auch eine Kletterwand geben wie hier in der Halle des SV Neuperlach? (Foto: Stephan Rumpf)

Lochhamer Sporthalle mit Schwimmbad wird deutlich teurer

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Die Baupreise sind in den vergangenen Jahren förmlich explodiert - das bekommt die Gemeinde Gräfelfing deutlich zu spüren, nämlich beim Bau der Dreifachturnhalle mit Schwimmbad auf dem Lochhamer Schulcampus. Als die Planung im Jahr 2016 begann, sollte der Sportkomplex für 17 Millionen Euro zu verwirklichen sein. Inzwischen sind die Kosten um gute sechs Millionen gestiegen. Bis die Gemeinde mit dem Bau im Jahr 2020 beginnen wird, ist mit einer weiteren Kostensteigerung zu rechnen. Diese Zahlen präsentierten die Architekten den Gemeinderäten in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses.

Noch haben sich die Gemeinderäte nicht für eine der drei vorgeschlagenen Hallenvarianten entschieden. Doch die Kosten liegen schon ziemlich genau kalkuliert auf dem Tisch: Stapelt man Schwimmbad und Turnhalle übereinander, entstehen Kosten von rund 22,8 Millionen Euro. Legt man die beiden Hallen wie einen Teppich rechtwinklig nebeneinander, kostet das 23,6 Millionen Euro. Und entscheidet sich der Gemeinderat für das Vieleck, das klar der Favorit der Architekten ist, kostet das 23,5 Millionen Euro. Diese eklatante Kostenmehrung im Vergleich zum Jahr 2016 wird einerseits durch die allgemeine Baupreissteigerung verursacht und andererseits, weil die Gemeinde das Raumprogramm noch einmal etwas erweitert hat, erklärte Architekt Björn Osmann vom Büro Dietrich Untertrifaller. Ein gewünschter Sprinttunnel und eine Boulder- und Kletterwand sind noch nicht eingerechnet, sie würden weitere rund 260 000 Euro kosten.

Florian Ernstberger (Bürgerverein Gräfelfing-Lochham) dankte für die Offenheit und die Klarheit, die die Architekten mit ihrer Kalkulation an den Tag legten. Es sei ungewöhnlich, in so einem frühen Planungsstadium schon so genau die Kosten auf dem Tisch zu haben, bemerkte Bauberater Bertold Ziersch. Da sich die Preise der drei Varianten nur marginal voneinander unterscheiden würden, seien zumindest die Kosten kein Ausschlusskriterium für eine der Varianten, sagte Ernstberger.

Der größte Unterschied zwischen den drei Hallenmodellen liegt in der gestalterischen Qualität und im Eingriff in die Natur. Bei der Stapellösung ist der Eingriff in das kleine Wäldchen an der Adalbert-Stifter-Straße am geringsten. Die Architekten sprechen vom "Fußabdruck", er beträgt hier 2260 Quadratmeter Fläche. Beim Teppich sind es 3600 Quadratmeter und beim Vieleck 3580 Quadratmeter. Spart man Fläche im Wald, geht das aber auf Kosten der Gestaltung, finden die Architekten: Bei der Stapellösung würde die Halle wie ein Block im Wald stehen und über die Baumkronen hinausragen. Das favorisierte Vieleck - für das auch alle drei Bauberater im Gremium plädieren - füge sich dagegen wie ein "Pavillon im Grünen" in den Wald ein und sei niedriger als die Baumkronen. Joachim Bender (Grüne/Unabhängige Liste) stellte klar, dass für ihn die Anzahl der gefällten Bäume das Entscheidungskriterium für ein Hallenmodell sei. Das Argument der Architekten, dass es sich hier nicht um einen qualitativ hochwertigen Wald handle, ließ er nicht gelten. "Ein Wald lässt sich in seiner Qualität auch verändern."

Die Fraktionen beraten nun intern über die Hallenvarianten, bevor es zur Abstimmung kommt.

© SZ vom 19.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: