Gräfelfing:Heiß auf Fernwärme

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Gemeinderäte wie auch viele Bürger wollen Geothermie-Projekt

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Unter Gräfelfingern gibt es großes Interesse, die Geothermie als Energiequelle zum Heizen zu nutzen. Viele wären sogar bereit, höhere Kosten für die klimaneutrale Heizmethode zu bezahlen. Das ist die Bilanz einer Umfrage unter Immobilieneigentümern, die das Energieberatungsbüro ecb in den vergangenen drei Monaten in Gräfelfing durchgeführt hat und deren Ergebnisse in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats vorgestellt wurden. Dabei wurde auch klar, dass die Gemeinde eine möglichst große Lösung anstreben sollte, damit sich das Projekt wirtschaftlich gestaltet, sprich: Die Nachbargemeinde Planegg sollte mitmachen.

Das Energieberatungsbüro hat sich bei seiner Befragung auf das Gemeindegebiet südlich der Autobahn und östlich der Bahnstrecke konzentriert. Hier sitzen die größten potenziellen Fernwärmeabnehmer: Firmen, Geschosswohnungsbaueigentümer und gemeindliche Einrichtungen sowie Kirchen. Mit fast 400 Gebäudeeigentümern hat das Büro Kontakt aufgenommen, rund 69 Prozent davon haben Interesse an der Geothermie bekundet. "Die Leute wollen CO2 einsparen", sagte Frank Brillert, Geschäftsführer der ecb GmbH. Es habe ein großes Interesse an der Unterzeichnung von Vorverträgen gegeben. Das mag auch daran liegen, dass viele Heizanlagen bereits 20, 30 Jahre alt sind und in nächster Zeit erneuert werden müssen. "Schnelles Handeln ist gefragt", appellierte Brillert. Haben die Eigentümer sich erst mal eine andere Heizanlage angeschafft, sind sie als Geothermie-Kunden verloren.

Eine Voraussetzung, in die Geothermie zu investieren, ist die Wirtschaftlichkeit des Projekts. Ansonsten will der Gemeinderat keinen Investitionen zustimmen, lautet ein früherer Beschluss. Benjamin Richter von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl und Partner, die die Gemeinde berät, legte Zahlen vor, auf der die Wirtschaftlichkeitsberechnung fußt. Für die Nutzung der Erdwärme würden für ein durchschnittlich großes Einfamilienhaus im Jahr zwischen 2000 und 2500 Euro Heizkosten anfallen. Dazu kommt eine Investition in den Hausanschluss. Wer von Anfang an - wenn die Fernwärmeleitungen in der Straße verlegt werden - dabei ist, zahlt dafür 2618 Euro. Wer erst später einsteigt, zahlt rund 5000 Euro. Dieser Preis beinhaltet eine fünf Meter lange Leitung zum Haus. Ist der Weg länger, kostet jeder Meter extra. Mit diesen Preisen würde die Gemeinde 6,4 Prozent unter dem Durchschnittspreis liegen, der im Raum München für Fernwärme anfällt, sagte Richter.

Um die Fernwärme nach Gräfelfing zu holen, fallen Investitionskosten von über 30 Millionen Euro an. Holt sich die Gemeinde einen Partner, verteilen sich die Kosten auf mehrere Schultern. Je mehr Kunden gewonnen werden können, desto schneller amortisieren sich die Ausgaben, rechnete Richter vor. Am wirtschaftlichsten wäre es, wenn das ganze Gemeindegebiet, also auch westlich der Bahn, angeschlossen würde und das Planegger Gewerbegebiet dabei wäre, betonte Richter. Planegg habe bereits Interesse an einer Kooperation bekundet, sagte Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing). Auch Neuried sei nicht abgeneigt.

Der Gemeinderat stand fast geschlossen hinter dem Projekt. Geothermie sei das einzige wirklich nachhaltige Zukunftsprojekt, das die Gemeinde selbst in die Hand nehmen könne. Nur Franz Lang (SPD) befürchtete, da werde eine "Geldvernichtungsmaschine angekurbelt." Das Gremium beschloss mit einer Gegenstimme, weiterzumachen und sich mit den Nachbarn abzustimmen.

© SZ vom 31.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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